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GEJ - Band 2

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geschehen, daß von euch einer oder der andere das Gleichgewicht verlöre, undich kann da schneller bei der Hand sein, jemandem wieder auf die Beine zuhelfen.“[<strong>GEJ</strong>.02_160,03] Sagt der eine Schiffer: „Du wohl du, du fünfzehnjährigerMilchbursche! Dir hängen noch die Windeln an den Beinen, und du traust dirdie Kraft zu, unsereinen aufzuheben, so er fiele? Das heißt, mein Lieber, sich einbißchen zuviel zutrauen!“[<strong>GEJ</strong>.02_160,04] Sagt der Engel: „Fanget einmal zu erzählen an nach demWunsche des Herrn; das andere wird sich dann schon zeigen, wenn es allenfallsnötig werden sollte!“[<strong>GEJ</strong>.02_160,05] Darüber stellt sich der etwas rohe Schiffsknecht zufrieden, undder Schiffsknechtmeister beginnt folgende Erzählung: „Es war so um die ersteNachtwache, da ward es auf einmal sonderbarerweise helle wie am Tage; aberwir sahen nirgends etwas Leuchtendes und dachten uns, es müsse allenfalls etwahinter den Bergen ein indisches Feuer brennen in großem Maße, und es werdevon selbem die Luft also helle gemacht. Nur war die Helle offenbar zu stark, alsdaß wir sie als von einem indischen Feuer abstammend hätten erkennen sollen;aber sei ihm nun wie ihm wolle, die Helle war einmal beinahe die ganze Nachtvorhanden und ward manchmal so stark, daß wir uns im hellsten Tage zu befindenwähnten. Daß es uns dabei dennoch ein wenig unheimlich zumute war, läßtsich leicht denken. Es kamen auch mehrere aus der Stadt zu uns und meinten,das Meer leuchte so stark.[<strong>GEJ</strong>.02_160,06] Aber wir alle wurden nur zu bald einer andern Erscheinunggewahr, und diese war noch um vieles merkwürdiger! Wir wollten nun alle dasMeer in einen größern Augenschein nehmen. Und sieh – aber ich bitte, uns danicht auszulachen! –, es war kein Tropfen Wasser darin, und unser Schiff ruhteauf trockenem Boden; wir aber hatten da Gelegenheit, die ganze Tiefe desMeeres zu schauen. Es war schauderhaft! Unser Schiff lehnte auf einemvorspringenden Felsen; aber auf allen Seiten des Felsens war auch ein Abgrundvon mehreren hundert Mannshöhen. Da in die Bucht gen Genezareth hinein aberist durchgängig nur ein seichter Grund, und wir wandelten darin herum undklaubten eine Menge recht schöner und seltener Muscheln und Schneckenzusammen.[<strong>GEJ</strong>.02_160,07] Als wir aber ganz harmlos mit unserm Sammeln beschäftigtwaren, seht, da geschah auf einmal ein heftigster Blitz, dem ein überaus starkerDonner folgte. Wir flohen jählings ans Ufer, vergaßen darob unsere gesammeltenschönen Muscheln und getrauten uns dann aber auch nicht mehr, dieselbenholen zu gehen, und sie blieben darum bis auf ein paar, die ich in den Sackgesteckt hatte, dort, wo wir sie fanden. Aber erst nachdem etwa in der drittenNachtwache das Meer wieder so wie zuvor die Ufer füllte und bespülte, fiel esuns stets mehr und mehr auf, was dies mit dem doch schön großen Meere füreine Bewandtnis hatte haben müssen, daß es auf einmal so gänzlich bis auf denletzten Tropfen sich irgendwohin hat verlaufen können!— 354 —

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