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GEJ - Band 2

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sie schon seit lange her jedes göttlichen Gesetzes bar sind und es unter sich, wiemit ihren Nachbarn, weit ärger zu treiben anfangen als das reißende Wild derWüste und Wälder?! Da, meine ich, sind scharfe, weltliche Gesetze ganz anihrem Platze, um solche ganz wildgewordene Menschen wieder zu einerOrdnung und aus dieser zur Erkenntnis Gottes zurückzuführen!“[<strong>GEJ</strong>.02_026,09] Sage Ich: „Allerdings; denn da ist kein anderer Weg möglichund denkbar als der durch den Zwang der weltlichen Gesetze! Aber es kommtnun wohl überaus sehr darauf an, was für Gesetze den Menschen zu geben sind![<strong>GEJ</strong>.02_026,10] Dazu gehört eine überaus tiefe Kenntnis der menschlichenNatur; und den wahren Grund, durch den die Menschheit zur Entartung geführtward, darf der Gesetzgeber nie aus den Augen fallen lassen, – sonst gleicht ereinem Arzte, der mit ein und derselben Medizin alle bei den Menschen vorkommendenKrankheiten heilen will, aber gar nicht bedenkt, daß die höchstverschiedenen Krankheiten, die den menschlichen Leib befallen können, auchhöchst verschiedener Natur sind und jede einen andern Grund hat. Ein solcherArzt wird dann und wann wohl hie und da einen Kranken finden, für dessenÜbel seine Arznei gerade taugt, und der Kranke wird darauf gesund; aberhundert andere Kranke, deren Übel einer anderen Art und Beschaffenheit sind,werden auf solch eine Arznei nicht nur nicht besser, sondern um vieles schlechterund sterben wohl gar darauf![<strong>GEJ</strong>.02_026,11] Wenn es aber schon für den kranken Leib, den doch jeder Arztsehen und greifen kann, schwer ist, eine rechte Arznei zu bestimmen, umwieviel schwerer ist es dann, für eine kranke Menschenseele eine rechte Arzneizu finden und zu bestimmen![<strong>GEJ</strong>.02_026,12] Das Gesetz ist wohl die Arznei, so mit dem Gesetze die rechteLehre, wie und warum das Gesetz zu halten ist, im Verbande ist; aber denke nunselbst nach:[<strong>GEJ</strong>.02_026,13] Da hast du eine zornmütige Seele, da eine furchtsame, dawieder eine ränkesüchtige, dort eine neidische, geizige und betrugslustige Seele;wieder wirst du eine forschende Seele antreffen, und der gegenüber eine trägeund schläfrige; in einem Hause sitzen vier gehorsame, demütige Seelen, ineinem andern fünf widerspenstige – und so fort unter zahllos vielen Eigentümlichkeiten,Schwächen und Leidenschaften.[<strong>GEJ</strong>.02_026,14] Nun gibst du für all diese zahllos vielen Charaktere der Seelenein gleiches Gesetz; wie aber wird es ihnen frommen? Der Furchtsame wirdverzweifeln, der Zornige auf Rache und Umsturz zu sinnen beginnen, der Lauewird lau bleiben, und der Forscher wird allen Mut verlieren und innehalten mitseiner guten Arbeit; der Geizige wird noch geiziger werden, und der Hochmütigewird mit dem Zornigen eine Sache machen, und der Schlaue wird beidenseine Hände bieten![<strong>GEJ</strong>.02_026,15] Bedenke nun diese und tausend andere der traurigsten Folgen,die aus einem unweisen, plumpen Gesetze hervorgehen müssen, so wirst du— 58 —

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