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GEJ - Band 2

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vollsten Tode bestraft.[<strong>GEJ</strong>.02_236,19] Es geschieht aber, daß solch eine Räuber- und Mördergesellschaftvom strafenden Arme der Gerechtigkeit erreicht und zur Strafe gezogenwird. Ist es da recht, wenn der junge Mensch nun das Los derer teilen muß, dieihn mit glühenden Eisen zu einem Miträuber gemacht haben? Solch einenUnglücklichen sollte man nur nach aller Möglichkeit und nach allen Seiten hinzu retten suchen, nicht aber am Ende ohne alles Erbarmen ihn, gleich den wirklichenMissetätern, ans Kreuz hängen und ihm die Beine zerschlagen. Gerichtetund verdammt ist bald und leicht, besonders für den, der das Schwert und dieMacht in seinen Händen hat; aber wie, – das ist eine ganz andere Frage![<strong>GEJ</strong>.02_236,20] Nach meinem Gefühle wäre es noch immer besser, so manzehn wirkliche Lumpen, deren Schuld man aber nicht völlig hat erweisenkönnen, laufen ließe, als daß man einen solchen verurteilt, wie ich ihn inmeinem Beispiele angeführt habe; denn solch ein Urteil scheint die allerhimmelschreiendsteVersündigung an den heiligsten Rechten der Menschheit zu sein!Wenn es schon strafbar ist, so man einen glücklichen Menschen so ein wenignur unglücklich macht, wie ungeheuer strafbar muß es dann erst dort sein, woman einen ohnehin schon ohne sein Verschulden allerunglücklichsten Menschennoch unglücklicher macht, anstatt daß man als Mensch doch alles aufbietensollte, ihn aus seinem ersten, höchst unverschuldeten Unglücke nach Möglichkeitzu erretten![<strong>GEJ</strong>.02_236,21] Und siehe, Freund, beinahe um kein Haar besser geht es mituns jungen Templern. Auch wir sind als Söhne wohlhabender Eltern mit Gewaltdem Tempeldienste geweiht worden, ohne eigentlich dem Stamme Levi derGeburt nach anzugehören; denn solch eine Geburt kann man jetzt ums Geldhaben, wie oft man sie will.[<strong>GEJ</strong>.02_236,22] Wir sind nun einmal Leviten und können uns von diesemlieben Stande beim allerbesten Willen von der Welt nimmer losmachen. Ja, wirkönnten zwar für uns wohl entfliehen und könnten als kräftige junge Männerdem Soldatenstande Roms uns anschließen; aber dann hätten wir damit auch denStab alles Verderbens über unsere Eltern und Geschwister gebrochen, und sierettet kein Gott vor dem herrlichen Genusse des verfluchten Wassers. Wer aberdieses scheußliche Giftwasser hat zu trinken bekommen, ist noch allzeit gestorben,und das auf die schmählichste und schmerzlichste Art von der Welt.[<strong>GEJ</strong>.02_236,23] Man erzählt uns wohl, daß vor ungefähr dreißig Jahren einMenschenpaar aus Galiläa nach dem Genusse des Satanswassers nicht gestorbensei. Möglich, – aber wir waren nicht zugegen![<strong>GEJ</strong>.02_236,24] Wer nun unsere Lage von solch einem Standpunkte ausbetrachtet und uns dann gleich andern gemeinsten Menschenbestien behandelnkann, der hat ganz verdammt wenig Anspruch auf die Ehre, ein Mensch zu sein,zu machen! Da scheint das hochtrabende römische ,Fiat iustitia, pereatmundus!‘* eben nicht gar weit her zu sein.— 508 —

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