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GEJ - Band 2

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des Anfühlens seitens der eingeführten Fremden, aus Holz geschnitzt angeheftetsind, in Reihen angebracht sind. Diese Gestelle sind Bänke mit halbrundenÜberdeckeln, die mit der Unterbank mit Bändern zum Auf- und Zumachenversehen sind. Die lebendigen Menschen müssen sich auf die Unterbank legen;dann werden über sie die beiden Seitenflügel, die auf der Außenseite mit derTotengerippgestalt zumeist nur bemalt sind, geschlagen. Kommen dann ein odermehrere Fremde, und zwar in die sehr dunkel gehaltene Kammer, so wird dieErweckung bewerkstelligt. Der Erweckungsruf ist dann wieder nichts anderesals ein Zeichen zuerst für die zwölf außerhalb der Wände der Gruft vor denbestimmten Öffnungen harrenden Knechte, die auf solchen Ruf fein gepulvertesHarz, das in eine Röhre gestreut ist, über kleine, flammende Pechpfannen in dieÖffnungen hinein- und hindurchzublasen haben, was allzeit einen großenFlammenqualm verursacht.[<strong>GEJ</strong>.02_098,08] Wenn nun auf den Ruf diese Flammen aus den Wändenhervorschlagen, so erschrecken die Fremden, und in diesem wohlberechnetenVerwirrungsaugenblick müssen die auf den Bänken Liegenden schnell dieDeckel auseinanderreißen und sich dann langsam von ihren Bänken erheben unddarauf des Scheines halber in aller Zerknirschtheit ihrem Erwecker den Dankund den Preis darbringen. – Siehe, darin besteht die Totenerweckung in derGerippekammer! Da aber steht der Bruder Bartholomäus als Zeuge!“[<strong>GEJ</strong>.02_098,09] Sagt Judas, die Posserei einsehend, ganz verdutzt: „Nicht übel!Der Betrug ist fein ausgedacht und muß diesen Lumpen sehr viel Geld eintragen.Aber, wie machten sie denn hernach aus dem Felsberge den Palast?“[<strong>GEJ</strong>.02_098,10] Sagt nun Bartholomäus: „Der Palast ist schon lange erbaut!Hast du aber über dem Palaste auf einem starken und hohen Pfeiler nicht einegroße Kuppel gesehen?“[<strong>GEJ</strong>.02_098,11] Sagt Judas: „O ja, die habe ich wohl gesehen und bewundert!“[<strong>GEJ</strong>.02_098,12] Sagt darauf Bartholomäus: „Siehe, in der Kuppel liegt dasleinwandene Geheimnis, wie die Essäer diesen Palast in einer halben Stunde ineinen scheinbaren Berg und in einer gleichen Zeit den Scheinberg wieder in denwirklichen Palast verwandeln können! – Verstehst du mich, oder muß ich michdeutlicher ausdrücken?“[<strong>GEJ</strong>.02_098,13] Sagt Judas: „Oh, ich verstehe dich nur zu gut! Aber wer solltedas meinen, daß diese so fromm und weise tuenden Kerle mit gar so lumpigenSalben gesalbt sein sollen? – Ja, wie ist es denn dann mit der Schrift imVollmonde und mit der totalen Verfinsterung der Sonne?“[<strong>GEJ</strong>.02_098,14] Sagt Bartholomäus: „Das geht gar ins Lächerliche, und ichhabe diesen künstlichen Mond mit fünfzig andern starken Männern gar oft aufeiner ungeheuer langen Stange vom Erker des Schlosses in die freie Luft in einerschiefen Richtung hinaushalten müssen! Der Mond selbst aber besteht aus einembei zwei Spannen breiten Siebreife, der zu beiden Seiten mit weißem Pergamenteüberzogen ist. Der Reif hat einen Durchmesser von zehn starken— 220 —

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