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GEJ - Band 2

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keit ist, die nie abgestellt werden kann, wenn die Menschheit in der ihr gegebenenOrdnung verbleiben soll; es müßte nur sein, daß mit der Zeit die Menschenirgendein anderes Bewegungsmittel erfänden, – da freilich könnte der Sklavendienstder Füße entbehrlich gemacht werden. – Und so glaube ich, könnte esdenn mit der Zeit mit dem Sklaventume vor sich gehen![<strong>GEJ</strong>.02_207,04] Besser wäre es allerdings, so man das die Menschheit entwürdigendeSklaventum gänzlich entbehren könnte; aber das dürfte noch langewähren, bis solch eine glückliche Zeit die Erde küssen wird.[<strong>GEJ</strong>.02_207,05] Der Sklave ist wahrlich von der freien Menschheit als Unkrautunter den Menschen angesehen. Aber es wird durch dieses seltene Unkraut derfreie Mensch gar sehr gedüngt und wird dabei träge und vollends selbstuntätig, –und das halte ich für sehr schlecht. In dieser Hinsicht wäre es wieder besser, soes kein Sklaventum gäbe. Aber wenn anderseits das Sklaventum wiederum eineSchule der Demut ist, da ist es freilich auch wieder eine unerläßliche Notwendigkeitfür die zu hoch gestiegene Menschheit; denn nach der babylonischenGefangenschaft waren die Israeliten wieder ein ganz gutes Volk geworden, – nurschade, daß die Gefangenschaft nicht wenigstens ein volles Säkulum gedauerthat! Denn bei der Befreiung waren meines Erachtens noch zu viele darunter,denen der frühere Glanz des Judenreiches noch zu sehr vor den Augenschwebte, weshalb sie dann auch nichts Emsigeres zu tun hatten, als den altenGlanz wieder herzustellen. Und als da wieder erbauet waren die Mauern und derTempel, so war der alte Hochmut auch wieder bei der Hand, und es ging daraufbald wieder und eigentlich noch schlechter zu in Jerusalem denn früher vor derbabylonischen Gefangenschaft. Vierzig Jahre waren sonach offenbar zuwenig;aber so in hundert Jahren wäre allen unseren Vätern der Sinn für Glanz, Prachtund Hochmut sicher gänzlich vergangen für Jahrhunderte hindurch![<strong>GEJ</strong>.02_207,06] Zwar ist das alles nur so meine sicher noch sehr unreifeMutmaßung und wird ohne Zweifel ihre sehr tüchtigen und wohlgegründetenGegensätze haben; aber ich rede nur also, wie ich's fühle. Denn so jemand füreine schlechte Tat eine Maulschelle bekam, so wird er das Übeltun eben nichtum vieles länger meiden, als der Schmerz angedauert hat; so er aber von Gottaus für eine schlechte Tat mit einem lang andauernden und sehr schmerzlichenLeiden heimgesucht wurde, so wird er die Sünde, durch die er sich ein so schweresund schmerzliches Leiden zugezogen hat, sicher kaum je mehr wiederbegehen![<strong>GEJ</strong>.02_207,07] Darum kann ich mir ein recht lang anhaltendes Sklaventumnicht anders als nur vollkommen zweckdienlich denken, und sehe nun auch dieeiserne Notwendigkeit dieses Standes ein und denke mir: So ein recht guter undwilliger Sklave ist im Grunde viel mehr ein vollkommener Mensch als der Freie;denn der Freie ist geistig ein Sklave seiner Sinne, während der materielle Sklavegeistig ein ganz freier Mensch sein kann.[<strong>GEJ</strong>.02_207,08] Denn es ist ein großer Unterschied zwischen einem Menschen,der ein Herr seines Willens ist – was bei einem rechten Sklaven vollends der— 453 —

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