13.07.2015 Aufrufe

GEJ - Band 2

GEJ - Band 2

GEJ - Band 2

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

werden wir wohl unversäumt ein wohlgenährtes Donnerwetter nach demTempel abgehen lassen; denn das ist wieder eine Eigenmächtigkeit von seitender Templer, die mit der Zeit für Rom wahrlich die übelsten Folgen habenkönnte.[<strong>GEJ</strong>.02_192,12] (Sich zum Hauptmann Julius wendend:) „Du, Julius, wirstnoch heute einige Stücke weiße, von mir unterfertigte Rollen bekommen, aufdenen du nach deinem guten Sinn für den Tempel einige kurze Sätze verfassenwirst! – Du verstehst mich!?“[<strong>GEJ</strong>.02_192,13] Sagt Julius: „Wäre alles wohl und recht, wenn das VierfürstentumJudäa nur nicht dem gefräßigen Herodes verpachtet worden wäre, nahe mitallen Herrscherrechten! Dazu sitzt in Jerusalem noch ein saumseliger Landpfleger,Pontius Pilatus nämlich, der sehr froh ist, wenn ihm die Menschen Friedenund Ruhe gönnen; mit dem ist sonach nicht viel zu machen! Aber es kommt danoch ein fataler Umstand dazu, der sehr wohl zu erwägen ist: Gib du demTempel tausend noch so schwere Gesetze, und er wird durch alle gleich einemProteus sich durchdrängen, – und ich frage, was sich da dann noch Weiteresunternehmen läßt.[<strong>GEJ</strong>.02_192,14] Mit irgendeiner zu sichtbaren äußeren Gewalt gegen denTempel ziehen, wäre eine sehr gewagte Sache; denn das Volk hängt daran undhält namentlich in Judäa die Priester für Halbgötter und als Vermittler zwischenihrem Gott und den Menschen. Täte man sonach dem Tempel irgendeineersichtliche Gewalt an, so hätte man aber auch sogleich den brennendstenAufstand in ganz Judäa am Halse; darum ist da sehr viel Vorsicht vonnöten,bevor man mit dem Tempel im vollen Ernste etwas unternehmen will![<strong>GEJ</strong>.02_192,15] Ah, dahier in Galiläa und namentlich in Genezareth, das sichim ewigen Ausnahmezustande befindet, und wo das Volk schon sehr aufgeklärtist, läßt es sich recht wirkungsreich gegen die Schwarzen zu Felde ziehen; aberin Judäa läßt sich das durchaus nicht tun! Daher heißt es: Wenn gegen denTempel etwas zu unternehmen ist, so muß vorher Rat gehalten werden![<strong>GEJ</strong>.02_192,16] Der Tempel wußte sich auf allerlei Schleichwegen von Romaus allerlei Privilegien zu verschaffen, die wir respektieren müssen, solange wirdas Glück und die Ehre haben, Römer zu sein. Wenn die Sache sich aber alsoverhält, so werden mir die Chartae albae (weiße, d.h. unbeschriebene Urkunden)wenig oder gar nichts nützen! In meiner Gegend aber bin ich selbst ohnehinCharta alba zur Genüge! – Übrigens kann ich immer welche gebrauchen.[<strong>GEJ</strong>.02_192,17] Für Genezareth und dessen ziemlich weite Umgegend habe ichden Templern das Tribut- und Zehnterpressen derart vertrieben, daß sie sichwohl für alle Zeiten ihre Habgier sicher haben vergehen lassen, und wenn ichrecht unterrichtet bin, so hat auch schon unser biederer Oberste Kornelius inKapernaum schon lange dasselbe getan, – und so ist Galiläa bis auf einigeherodianische Bedrückungen so ziemlich frei von den Tempelplackereien; aberim mächtigen Judäa wird das zu erzwecken noch lange nicht möglich sein. Dasist so meine Meinung. – Du, hoher Gebieter, aber kannst dennoch anordnen, was— 426 —

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!