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GEJ - Band 2

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[<strong>GEJ</strong>.02_046,02] Ich entsinne mich da der Mythe von einer Jungfrau, die durchsonderbare Fügungen der Kräfte der Natur wohl unbegreiflich schön und reizendwar. Das merkten die Jünglinge, Männer und Greise und gerieten bald in einengroßen Kampf, damit es sich entscheide, wessen Weib sie würde. Aber derKämpfer Schar mehrte sich von Tag zu Tag zum Verderben der vielenKämpfenden. Da man endlich sah, daß man da mit dem Kampfe auf Leben undTod nimmer zum Ziele gelangen konnte, so trafen die Kämpfer endlich untersich dahin das Übereinkommen und sprachen: ,Dies Wesen gehört nicht dieserErde an, sondern den hohen Himmeln, und ist eine Göttin! Daher müssen hierhohe Opfer entscheiden! Wem aus den vielen Opfernden sie ihre schönste Handreichen wird, der soll sie dann fürderhin ungestört besitzen!‘ Und man brachteauf diesen Beschluß von allen Seiten her unermeßliche Schätze zum Opfer undgab ihr göttliche Verehrung. Die Adoration (Anbetung) dieser Schönheit gingam Ende so weit, daß man die Verehrung und Anbetung der Götter gänzlichbeiseite setzte. Darob erzürnten sich die Götter und gaben der schönen Jungfraueinen noch größeren Reiz, machten aber dafür ihren Odem giftig, daß davon einjeder, der von ihr nur in die Ferne hin angehaucht wurde, besinnungslos zuBoden fiel und stundenlang in solcher Betäubung liegenblieb; dazu gaben sie inder Jungfrau Zunge einen überaus tödlich giftigen Stachel, mit dem sie nachWillkür jeden töten konnte, der sich, als ihr mißliebig, ihrem Munde nahte.[<strong>GEJ</strong>.02_046,03] Als aber einer kam, ein Jüngling von blühend schönsterGestalt, da ward es auf einmal lebendig im Herzen der Jungfrau; aber was solltesie tun, um ihn zu lieben, da sie darin sicher ist, von dem Jüngling glühendgeliebt zu werden? Kehrt sie ihm ihr Antlitz zu, so wird ihr Liebling betäubt zuBoden sinken; küßt sie ihn, so wird er sterben. Sie wandte darum aus Liebe ihrAntlitz vom Jünglinge ab und stellte sich kalt gegen ihn, auf daß er sich ja nichtihrem Munde nähern möchte. Auf daß ihr sonach ihr Liebling nicht stürbe,mußte sie ihn mit der scheinbar möglichsten Kälte lieben.[<strong>GEJ</strong>.02_046,04] Und so, dieser Mythe völlig ähnlich, lieben diese beidenJünglinge denn auch die Menschen dieser armseligen Erde mit der scheinbargrößten Kälte, weil sie nur zu gut wissen, daß die Menschen die Liebesglut ihrerhimmlischen Herzen nicht ertrügen!“[<strong>GEJ</strong>.02_046,05] Sage Ich: „Ja, ja, also ist es; nur ist natürlich ihr Odem nichtgiftig, und ihre Zunge führt keinen tödlichen Stachel; sondern ihr Odem belebt,und ihre Zunge segnet die Erde.“[<strong>GEJ</strong>.02_046,06] Hier trat wieder Borus mit der Sarah zu Mir und fragte Mich,was er denn doch tun müßte, um sich für diese überschwenglich große Gnadedankbarer zeigen zu können, als solches bis auf diesen, für ihn überglücklichenAugenblick der Fall war![<strong>GEJ</strong>.02_046,07] Sage Ich: „Sage Mir, du Mein Freund und Bruder, wo ist dennder Mensch, der von seiner Kindheit an Mir mehr zugetan gewesen wäre alsdu!? Du warst als Knabe Mein täglicher Gefährte und tatest Mir, was du nurMeinen Augen ansahest, daß es Mir eine Freude wäre. Wann du alle Jahre mit— 98 —

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