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GEJ - Band 2

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die wir in ihrer nächsten Nachbarschaft uns befanden.[<strong>GEJ</strong>.02_236,13] Julius, der nun ganz knapp an ihrem Tische saß, fragt einenjungen Pharisäer, so mehr scherzweise als irgend ernstlich, ob er – der Pharisäernämlich – nicht auch in Genezareth etwas zu tun habe.[<strong>GEJ</strong>.02_236,14] Sagt der Befragte: „Herr, wer du auch sein magst, ob einCäsaräer oder ein Genezarether, das ist mir nun gleich; aber dieses Loch voneiner Stadt ist sogar für den Teufel zu schlecht, geschweige für einen ehrlichenMenschen von meiner Art! Mich sieht dies Nest in meinem ganzen Leben sicherzum zweiten Male nimmer. Dort haust ein gewisser römischer HauptmannJulius. Das ist genug; denn mit diesem Namen ist schon alles, was nur immerdes Satans sein kann, gesagt. Wer aus der Zahl der Sterblichen sich je demgenaht hat, der hat auch den Satan persönlich kennengelernt. Seine Person habeich zwar noch nie irgendwo zu Gesichte bekommen; aber seine Befehle habe ichverkostet und schließe daraus, daß seine Persönlichkeit auch seinen unmenschlichstenBefehlen auf ein Haar ähnlich sein wird.[<strong>GEJ</strong>.02_236,15] Jener Julius scheint ein abgesagter Feind der Bewohner vonJerusalem zu sein, ansonst es denn doch nicht möglich sein sollte, gar so barbarischund echt satanisch unbarmherzig mit Menschen unserer Art zu verfahren![<strong>GEJ</strong>.02_236,16] Es ist wohl wahr, daß man besonders den Templern eben nichtsehr gewogen sein kann, so man hinter ihre Tücken, Schliche und allerlei Betrügereiengekommen ist; aber man muß doch auch überall eine Ausnahme machenund erst dann irgendein Urteil richten, so man zuvor alle Verhältnisse genauabgewogen hat, unter denen irgendein Mensch einem Kollegium angehört. Hatder Mensch dasselbe frei gewählt, nun da kann man dann wohl mit Recht sagen:Volenti non fit iniuria.* Aber wie viele gibt es oft als Mitglieder eines wenn anund für sich auch noch so lumpig schlechten Kollegiums, die dazu wider ihrenWillen gezwungen worden sind.*) Dem, der es so haben will, geschieht kein Unrecht![<strong>GEJ</strong>.02_236,17] Ist man ein ehrlicher Richter, der Herz und Kopf am rechtenFlecke hat, so untersuche man zuvor, ob unsereins freiwillig oder gezwungenzum traurigen Mitgliede eines solchen Kollegiums ward! Ist man ein Freiwilliger,dann kann man für jede ausgeübte schlechte Vorschrift von seiten einessolchen ärgerlichen Kollegiums sicher mit allem Rechte gezüchtigt werden. Istman aber, wie es bei unsereinem der Fall ist, ein sozusagen mit glühendemEisen dazu Gezwungener und muß durch den gleichen Zwang die argen Vornahmendes Kollegiums in Vollzug bringen, so sollte man denn doch anders behandeltwerden als ein freiwilliger schlechter Lump.[<strong>GEJ</strong>.02_236,18] Es wird zum Beispiel ein überaus ehrlicher, junger und kräftigerMensch von Räubern und Mördern überfallen und in die Höhle der Räubergebracht. Dort werden ihm die martervollsten Todesarten vorgehalten, so er alsein kräftiger Mensch nicht ein Miträuber und Mörder werden wolle. Jeder nochso leise anscheinende Versuch zum Entfliehen wird schon mit einem marter-— 507 —

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