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GEJ - Band 2

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wie die Sonne am hellsten Mittage, und ich werde das tun, was Du mir geratenhast. Das Mosaische Gesetz werde ich neu sanktionieren und das Volk zunötigen verstehen, danach zu handeln! Edelster Freund, so es Dir genehm wäre,würde ich mit Deiner geheimen geistigen Hilfe auch den Griechen das mirwohlbekannte Mosaische Gesetz zu strenger Beachtung verkündigen lassen! Mirkann es dazu sogar an einem politischen Grunde nicht fehlen; denn bekanntlichgibt es zwischen den Juden und Griechen gleichfort Reibungen, die stets undzumeist auf Grund des verschiedenen Glaubens an Gott und der ebensoverschiedenen Erkenntnis desselben entstehen. Die Juden behaupten auf Mordund Brand das ihrige, und die Griechen dagegen, die den Juden in der Dialektikbei weitem vor sind, verhauen mit ihren geläufigen Zungen die schwerfälligenJuden auf eine solche Weise, daß sie den Griechen nicht eins auf tausend zuerwidern imstande sind, und es kommt daher nicht selten zwischen beidenParteien zu blutigen Tätlichkeiten, was doch sicher keine wünschenswerte Folgevon den bestehenden Glaubens- und Gottesgesetzesdifferenzen ist.[<strong>GEJ</strong>.02_027,11] So ich aber auch den Griechen das jüdische Gottesgesetz zurstrengen Beachtung gebe und es, wie gesagt, auch aus politischen Gründen vomStaate sanktioniere, so werden derlei mir stets äußerst unangenehmen Reibungensicher unterbleiben. Herr und Meister, habe ich recht, wenn ich das tue? Und soich es tue, da sage es mir aus Deiner unergründlichen Weisheitstiefe, wie ich dasanstellen soll, um den vorgestellten guten Zweck zu erreichen!“28. — Von der Freiheit des Geistes[<strong>GEJ</strong>.02_028,01] Sage Ich: „Freund, dein Wille ist gut, aber das Fleisch istschwach! Dein gutes Vorhaben wird wohl im Verlaufe eines Säkulums(Jahrhunderts) zur vollen Wirkung kommen, und du wirst dazu noch manchesGute als Vorbereitung zustande bringen, – aber hüte dich in geistigen Lebensdingenvor nichts mehr als vor dem römischen ,Muß‘; denn solches schadet demMenschen allzeit mehr, als es ihm je nützen kann! Denn jedes Muß ist einGericht und läßt keine Freiheit zu, die in den rein göttlichen Lebensdingen dochdas einzige wohlgedüngte Feld ist, auf dem der Same des Lebens keimen,treiben und endlich zur segensreichen und reifen Lebensfrucht gedeihen kann![<strong>GEJ</strong>.02_028,02] So du einen jungen Vogel, der erst dem Ei entkrochen ist,nimmst und fütterst, auf daß er eher flugstark werde, ihm aber neben der sonstguten Fütterung gleichfort die Flügel stutzest, sage, wird da dem Vogel selbstdie beste Fütterung zu etwas nütze sein? Der Vogel wird wohl vegetieren, abermit dem freien Fliegen wird es so lange einen ganz mächtigen Haken haben, alswie lange du ihm die Flügel stutzen wirst![<strong>GEJ</strong>.02_028,03] Wie aber der Vogel ohne Flügelfedern nicht fliegen kann, sokann auch der Geist des Menschen nie zur freien Lebenstätigkeit gelangen,wenn ihm durch das sanktionierte Muß die Flügel der freien Erkenntnis gestutztwerden. Ein Geist ohne freie Tätigkeit aber ist schon darum tot, weil er das nichthat, was im Grunde des Grundes sein Leben bedingt und ausmacht.— 61 —

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