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GEJ - Band 2

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trächtigkeiten kennen wir wie nicht leichtlich jemand anders. Wären wir aber inunseren Herzen auch des eigentlichen Tempelgelichters, so würden wir hiertrotz des ein bißchen genossenen Weines nicht so offen mit dir reden.[<strong>GEJ</strong>.02_237,11] Wir aber haben eine geheime Absicht, abgesehen von allem,was darum unsere Weltverwandten alles um unsertwillen werden zu gewärtigenhaben, nun dem Tempel zu entwischen; denn es ist im selben durchaus nichtmehr zu bestehen. Wir sind darum auch hauptsächlich nächtlicherweile übersWasser in diese Gegend gekommen, um von da irgend nach Tyrus oder Sidon zugelangen und uns dort dem Cyrenius vorzustellen und ihm, der einer der weisestenMänner sein soll, unsere Not vorzutragen. Es ist aber die Meinung desgrößten Teiles von uns, daß wir zuvor dennoch nach Jerusalem auf einemmöglichst kürzesten und von Ungemach freiem Wege gelangen und alldortsehen sollten, von unseren Verwandten wegen einer vorgeschützten frommenGeschäftsreise, im Interesse des Tempels natürlich, ein Geld zu bekommen, mitdem wir dann leicht eine Reise nach Tyrus und Sidon, oder am Ende gar nachRom selbst, unternehmen könnten zur Erreichung unseres Zweckes. Zugleichaber müssen wir zu dem Behufe uns auch ordentliche Wanderscheine verschaffen,ohne welche man in dieser Zeit schwer anstandslos weiterkommt. SolcheScheine aber kosten Geld.[<strong>GEJ</strong>.02_237,12] Es wäre einesteils darum wohl gut und nötig, uns von Hauseaus ein genügend Geld zu verschaffen; aber ich und ein Teil denken da wiederanders und sagen: So wir dem Tempel entweichen, so werden darum unsereAlten, das heißt unsere Eltern und Geschwister, ohnehin vom Tempel aus allesmögliche Ungemach, vielleicht gar das verfluchte Wasser zu bestehen bekommen.Es wäre darum zu himmelschreiend ungerecht, so wir sie zuvor nochgewisserart um ihr Geld bringen wollten, wodurch sie dann am Ende kaumimstande wären, sich im äußersten Falle vom Genusse des gewissen Wassersloszulösen, was im Tempel oft geschieht, daß den Gravierten (Belasteten) dieWahl zwischen – natürlich – viel Geld und dem verfluchten Wasser freigestelltund nun auch fast durchgängig mit Geld als Sühne vertauscht wird.[<strong>GEJ</strong>.02_237,13] Nun, da ist schwer zu entscheiden, was man da tun soll. Ich fürmein Teil bin einmal fürs Nichtnachhausegehen, und das aus den bereitsbekanntgegebenen Gründen und aus noch einem Grunde, den ich für einenHauptgrund halte. Denn holen wir uns nun in Jerusalem vorher noch ein Geldunter einem erdichtet templisch frommen Vorwande, und kommt dann dieGeschichte denn doch sicher auf, so trifft uns alle auch unvermeidlich derTempelfluch im großartigsten Maße und mit dem der Fluch unserer Alten, undunser Glück in der Welt ist gemacht, daß es Gott erbarme! Gehen wir nun aberheimlich, so werden der Tempel und unsere Alten denken, daß wir etwairgendwo verunglückt seien. Unter solchen Rücksichten werden dann derTempel und unsere Alten um uns trauern, und beide werden für uns beten unduns segnen für die ganze, lange Ewigkeit. – Was meinst du, der du ein Freunddes Rechtes und der Wahrheit zu sein scheinst, was ist da das Bessere und wasist da völlig Rechtens?“— 511 —

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