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GEJ - Band 2

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[<strong>GEJ</strong>.02_175,16] Der Arme geht sogleich, nimmt zwölf Krüge und läßt sie vollan. Schon beim Anlassen kommt ihm ein ausgezeichneter Weingeruch in dieNüstern, und als er erst den flüssigen Inhalt verkostet, da weiß er sich vor lauterVerwunderung ordentlich gar nicht mehr zu helfen und sagt zu seinen ihmhelfenden Kindern: „Höret, das faßt keines Menschen Verstand! Das Wasser,mit dem wir die Schläuche gefüllt haben, und von dem ich nun die Krügevollgelassen habe, ist zum alleredelsten, besten Weine geworden! Kostet es undüberzeuget euch selbst!“[<strong>GEJ</strong>.02_175,17] Die Kinder kosteten und konnten sich auch nicht genugverwundern über dieses Wunder; und der älteste Sohn sagte: „Vater, du weißtes, daß ich in der Schrift gut bewandert bin. Ich kenne alle die Propheten undihre Taten; aber eine solche Tat hat von ihnen keiner verübt! Dieser sonderbareMensch muß offenbar mehr denn ein Prophet sein!“[<strong>GEJ</strong>.02_175,18] Sagen auch die Töchter: „Ja, ja, Vater, es kommt uns auch alsovor! Das ist am Ende gar der Elias, der noch einmal auf die Erde kommen soll,um die Menschen auf die Ankunft des großen Messias vorzubereiten! Oder amEnde ist das etwa gar schon der große Messias Selbst?“[<strong>GEJ</strong>.02_175,19] Sagt der Vater: „Da ist eins wie das andere möglich! Hm, hm,wie aber das doch so plötzlich und unerwartet gekommen ist!“[<strong>GEJ</strong>.02_175,20] Während der arme Hüttenmann noch so simulierend spricht,kommt sein Weib herbeigeeilt und sagt, fast ganz außer Atem vor Entzückung:„Kommet, kommet und sehet, was da geschehen ist in unserer Hütte! UnsereSpeisekammer ist von allerlei guten Speisen und des besten Brotes ganz vollgeworden! Das kann niemand anders getan haben als derselbe Meister, der voreiner Stunde zu unserer Hütte kam und von uns eine Unterkunft und ein Nachtmahlverlangte!“[<strong>GEJ</strong>.02_175,21] Sagt der Mann: „Das liegt wohl außer allem Zweifel! Aberwie? Wer gibt uns darüber einen Aufschluß? Was ist er? Wer ist er? Sagenwir: ,Er ist ein Prophet!‘, so sagen wir offenbar zu wenig. Sagen wir: ,Er ist einEngel!‘, so haben wir damit nicht viel mehr gesagt. Sagen wir aber: ,Er ist einGott!‘, da dürften wir denn doch zuviel sagen; denn ein Gott ist ja nur ein Geist;der aber hat Fleisch, Blut und Knochen, und es ließe sich da erst fragen, ob eram Ende denn doch nicht so etwa ein griechischer Zeus oder Apollo sei. Abernun heißt es, in aller Demut, Liebe und Dankbarkeit den Wein hinaustragen undBrot und Fische, und was wir nur immer Eßbares haben; denn diese Wohltat istunbezahlbar groß!“[<strong>GEJ</strong>.02_175,22] Nun kam der arme Mann mit den gefüllten Krügen und seinWeib und seine Kinder mit Brot, Fischen und noch andern eßbaren Dingen. Undder Mann, sich tiefst vor Mir verbeugend, sagte mit einer höchst demütigklingenden Stimme: „O Herr und Meister! Wer bist du denn, daß du solcheDinge allein durch den Willen vermagst? Ich bebe vor höchster Ehrfurcht vordir! Ein Mensch wie unsereiner kannst du nicht sein; wer und was aber bist duhernach denn, auf daß wir dich würdig ehren könnten?“— 387 —

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