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Informationsfreiheitsgesetz des Bundes (IFG) - Transparency ...

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sachen und deren Aufbereitung und Bewertung zur Vorbereitung einer ministeriellen<br />

Entscheidung über das „Ob“ der Einleitung eines Gesetzesvorhabens als solche<br />

noch keine Regierungstätigkeit i. S. politischer Staatslenkung dar, sondern die Wahrnehmung<br />

von Verwaltungsaufgaben. Auch im Petitionsverfahren vor dem Bun<strong>des</strong>tag<br />

handele das jeweils zuständige Ministerium nicht für die Bun<strong>des</strong>regierung als Verfassungsorgan,<br />

sondern erfülle als eine Behörde <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> seine Informationspflicht<br />

auf der Grundlage <strong>des</strong> Gesetzes nach Art. 45c GG, so dass es typische Aufgaben<br />

der öffentlichen Verwaltung wahrnehme, die dem <strong>IFG</strong> unterliegen. 331 Demgegenüber<br />

wurde die Informationspflichtigkeit <strong>des</strong> BMAS hinsichtlich <strong>des</strong> Erlasses der Regelsatzverordnung<br />

wegen Rechtsetzungstätigkeit verneint. 332<br />

In drei darauf folgenden Berufungsverfahren vor dem OVG Berlin-Brandenburg wurde<br />

diese Differenzierung zwischen informationspflichtiger Verwaltungstätigkeit und<br />

nicht informationspflichtiger Regierungstätigkeit aufgegeben, weil sich dafür in<br />

§ 1 Abs. 1 <strong>IFG</strong> keine Stütze findet. 333 Damit ist das BMJ als Behörde i. S. d.<br />

§ 1 Abs. 1 Satz 1 <strong>IFG</strong> anzusehen. Ansonsten wäre der Anwendungsbereich einiger<br />

der im <strong>IFG</strong> geregelten Ausschlusstatbestände (Schutz der in § 3 Nr. 1 lit. a) <strong>IFG</strong> genannten<br />

internationalen Beziehungen oder der in § 3 Nr. 1 lit. c) <strong>IFG</strong> angeführten Belange<br />

der inneren und äußeren Sicherheit) von vornherein deutlich eingeschränkt,<br />

wenn man die „Regierungstätigkeit“ der Bun<strong>des</strong>ministerien und <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>kanzleramtes<br />

nicht als vom Tatbestand <strong>des</strong> § 1 Abs. 1 Satz 1 <strong>IFG</strong> erfasst ansähe. 334 Darüber<br />

hinaus ist die vom VG Berlin vorgenommene enge Auslegung <strong>des</strong> Behördenbegriffs<br />

nicht mit dem Sinn und Zweck <strong>des</strong> <strong>IFG</strong> vereinbar, die demokratischen Beteiligungsrechte<br />

der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, die Akzeptanz staatlichen<br />

Handelns zu stärken und die Verwaltungskontrolle einschließlich einer effektiven Korruptionsbekämpfung<br />

zu erhöhen. 335 Schließlich wird das Ergebnis der am Wortlaut<br />

<strong>des</strong> § 1 Abs. 1 <strong>IFG</strong>, an dem systematischen Zusammenhang der Regelung sowie an<br />

dem Sinn und Zweck <strong>des</strong> <strong>IFG</strong> orientierten Auslegung durch die Begründung zum<br />

Gesetzentwurf 336 bestätigt, wonach die Vorbereitung von Gesetzen in den Bun<strong>des</strong>-<br />

331 VG Berlin, Urt. v. 22.4.2010 – 2 K 98/09, Juris Rn. 17.<br />

332 VG Berlin, Urt. v. 7.10.2010 – VG 2 K 9.09, UA, S. 5. Vgl. dazu die Kritik bei BfDI, 3. Tätigkeitsbericht<br />

2010 und 2011, S. 23 f., die sich auf die nachfolgende Rspr. <strong>des</strong> BVerwG, Urt. v. 3.11.2011 – 7 C<br />

3.11 und 7 C 4.11, stützen kann.<br />

333 OVG Berlin-Brandenburg, Urt. v. 5.10.2010 – OVG 12 B 5.08, Juris Rn. 19; Urt. v. 5.10.2010 –<br />

OVG 12 B 6.10, Juris Rn. 21; Urt. v. 5.10.2010 – 12 B 13.10, Juris Rn. 13. In diesem Sinne auch:<br />

Schaar/Schultze, Informationsfreiheit und Informationsrecht Jahrbuch 2010, 1 (6); Schoch, <strong>IFG</strong>, § 1<br />

Rn. 84, 86, 88; Sitsen, 111 ff.<br />

334 OVG Berlin-Brandenburg, Urt. v. 5.10.2010 – OVG 12 B 5.08, Juris Rn. 24; Urt. v. 5.10.2010 –<br />

OVG 12 B 6.10, Juris Rn. 25; Schaar/Schultze, Informationsfreiheit und Informationsrecht Jahrbuch<br />

2010, 1 (7).<br />

335 OVG Berlin-Brandenburg, Urt. v. 5.10.2010 – OVG 12 B 5.08, Juris Rn. 27; Urt. v. 5.10.2010 –<br />

OVG 12 B 6.10, Juris Rn. 28; Urt. v. 5.10.2010 – 12 B 13.10, Juris Rn. 16, unter Hinweis auf Fraktionen<br />

SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Begründung zum <strong>IFG</strong>, BT-Drs. 15/4493, S. 6<br />

336 Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Begründung zum <strong>IFG</strong>, BT-Drs. 15/4493, S. 7.

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