Informationsfreiheitsgesetz des Bundes (IFG) - Transparency ...

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6.2.10 Einstweiliger Rechtsschutz
Einstweiliger Rechtsschutz wird nicht durch die alleinige Erwähnung von Widerspruch
und Verpflichtungsklage in § 9 Abs. 4 Satz 1 IFG ausgeschlossen, weil effektiver
Rechtsschutz i. S. des Art. 19 Abs. 4 GG auch Eilrechtsschutz erfordern
kann. 1598 Soweit nicht ausnahmsweise wegen aufschiebender Wirkung eines
Rechtsbehelfs eines Dritten die §§ 80 und 80a VwGO vorrangig sind, 1599 kann zur
Durchsetzung des Informationszugangs eine Regelungsanordnung gem. § 123
Abs. 1 Satz 2 VwGO beantragt werden.
Da die Informationen bei einer „einstweiligen“ Gewährung des Informationszugangs
auch nach einer eventuell gegenteiligen Entscheidung in der Hauptsache noch bekannt
wären, würde durch eine Regelungsanordnung auf Informationszugang die
Hauptsache vorweggenommen. 1600 Die Vorwegnahme der Hauptsache ist aber
grundsätzlich unzulässig. 1601 Keine Ausnahme von diesem Grundsatz gebietet der
Hinweis auf die zeitlichen Vorgaben des § 7 Abs. 5 IFG, der keine einzelfallbezogenen
Umstände für eine ausnahmsweise Vorwegnahme der Hauptsache enthält. 1602
Von diesem Grundsatz ist allerdings eine Ausnahme durch Art. 19 Abs. 4 GG geboten,
wenn die sonst zu erwartenden Nachteile für den Antragsteller unzumutbar und
im Hauptsacheverfahren nicht mehr zu beseitigen wären und ein hoher Grad an
Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg auch in der Hauptsache spricht. 1603
Bei allen ersichtlichen elf Eilentscheidungen zum Informationszugang nach dem
IFG 1604 wurde in keinem Fall Informationszugang gewährt. Probleme bereitete, dass
das Vorliegen eines Informationszugangsanspruchs erst nach Durchführung eines incamera-Verfahrens
bewertet werden könnte und sich das Ergebnis im Eilverfahren
nicht abschätzen ließ. 1605 Die Ablehnung beruhte zumeist darauf, dass der An-
1598 Leopold, WuW 2006, 592 (601); Ziekow/Debus, in: Fluck/Theuer, IFG, § 9 Rn. 49.
1599 Siehe dazu Ziekow/Debus, in: Fluck/Theuer, IFG, § 9 Rn. 50.
1600 In diesem Sinne bspw. HessVGH, Beschl. v. 15.09.2009 – 6 B 2326/09, UA, S. 5; VG Frankfurt a.
M., Beschl. v. 7.5.2009 – 7 L 676/09.F, Juris Rn. 16.
1601 Siehe dazu bspw. Puttler, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 123 Rn. 11.
1602 OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 6.5.2009 – OVG 12 S 29.09, UA, S. 2.
1603 OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 6.5.2009 – OVG 12 S 29.09, UA, S. 2; VG Frankfurt a. M.,
Beschl. v. 7.5.2009 – 7 L 676/09.F, Juris Rn. 17; Beschl. v. 30.8.2010 – 7 L 1957/10.F, Juris Rn. 27;
Rossi, IFG, § 9 Rn. 37; Ziekow/Debus, in: Fluck/Theuer, IFG, § 9 Rn. 51.
1604 HessVGH, Beschl. v. 1.10.2008 – 6 B 1133/08; Beschl. v. 15.9.2009 – 6 B 2326/09 (auch bei der
nicht vorliegenden Entscheidung der Vorinstanz VG Frankfurt a. M., Beschl. v. 27.7.2009 – 7 L
1553.09F); Beschl. v. 27.10.2010 – 6 B 1979/10, zit. nach BaFin; OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v.
6.5.2009 – OVG 12 S 29.09; VG Berlin, Beschl. v. 23.2.2009 – VG 2 A 116.08 Berlin; Beschl. v.
1.6.2011 – 20 L 151.11; VG Frankfurt a. M., Beschl. v. 7.5.2009 – 7 L 676/09.F.; Beschl. v. 10.7.2009
– 7 L 1556/09.F; Beschl. v. 10.7.2009 – 7 L 1560/09.F; Beschl. v. 28.7. 2009 – 7 L 1553/09.F.; Beschl.
v. 30.8.2010 – 7 L 1957/10.F.
1605 HessVGH, Beschl. v. 15.09.2009 – 6 B 2326/09, UA, S. 5.