Informationsfreiheitsgesetz des Bundes (IFG) - Transparency ...

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wettbewerbserheblichen Daten (namentlich der Inhalt von Verträgen sowie Finanz-,
Mitgliederstruktur- und Leistungsdaten) oder sonstigen Daten erlangen können, die
geeignet sind, die wirtschaftliche Leistungserbringung der Krankenkassen zu beeinträchtigen.“
1195
Das Vorliegen dieses Ausnahmetatbestandes wurde in vielen gerichtlichen Entscheidungen
diskutiert, in denen Insolvenzverwalter gegenüber Krankenkassen bzw. der
Finanzverwaltung als Vollstreckungsorgan der Krankenkassen Auskunft zu Zahlungen
des Insolvenzschuldners begehrten. Die Krankenkassen bejahten in diesen Fällen
den Ausschlusstatbestand des § 3 Nr. 6 Alt. 2 IFG mit der Begründung, dass der
Insolvenzverwalter die begehrten Informationen dazu benutzen könne, um Ansprüche
gegen sie im Insolvenzverfahren auf Rückerstattung geleisteter Betragszahlungen
geltend zu machen, wodurch die Rückerstattungen dann zulasten der Solidargemeinschaft
erfolgten müsste, was ihre wirtschaftlichen Interessen beeinträchtigen
würde. 1196
Jedoch wurde diese Argumentation – im Hinblick auf den vom Innenausschuss geäußerten
Schutzzweck und die Beispiele – von den Gerichten nicht als notwendige
Darlegung der konkreten Möglichkeit einer Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Interessen
der Sozialversicherungsträger im Wettbewerb bewertet. Bei Informationen zu
bestimmten Zahlungsvorgängen eines Insolvenzschuldners ist nämlich kein Rückschluss
auf die Struktur der Mitglieder der Sozialversicherungsträger, auf die Art ihrer
Vertragsgestaltung oder sonstige Leistungsdaten, die im Wettbewerb der Sozialversicherungsträger
relevant sind, möglich. 1197 Auch der Hinweis auf eine Ungleichbehandlung
gegenüber konkurrierenden gesetzlichen Krankenkassen, die keiner Auskunftsverpflichtung
aus Bundes- bzw. Landesinformationsfreiheitsgesetzen unterliegen,
rechtfertigte keine andere Bewertung, weil – unbeschadet der Frage, ob Körperschaften
des öffentlichen Rechts sich überhaupt mit Erfolg auf den grundrechtlichen
Schutz aus Art. 3 Abs. 1 GG berufen können – ein Anspruch auf Gleichbehand-
1195 Innenausschuss, BT-Drs. 15/5606, S. 6.
1196 Vgl. VG Freiburg, Urt. v. 21.9.2011 – 1 K 734/10, NZI 2011, 825 (826).
1197 In diesem Sinne: VG Düsseldorf, Urt. v. 20.4.2007 - 26 K 5324/06, Juris Rn. 40; VG Freiburg, Urt.
v. 21.9.2011 – 1 K 734/10, NZI 2011, 825 (826), mit zust. Anmerkung J. M. Schmittmann, NZI 2011,
827; VG Gelsenkirchen, Urt. v. 16.9.2010 – 17 K 5018/09, BeckRS 2010, 54109; VG Gelsenkirchen,
Urt. v. 16.9.2010 – 17 K 1274/10, Juris Rn. 54; VG Hamburg, Urt. v. 23.4.2009 – 19 K 4199/07, Juris
Rn. 48 f.; Urt. v. 1.10.2009 – 9 K 2474/08, Juris Rn. 32; Urt. v. 24.2.2010 – 9 K 3062/09, Juris Rn. 30
f.; Urt. v. 7.5.2010 – 19 K 974/10, BeckRS 2010, 49050; Urt. v. 7.5.2010 – 19 K 288/10, Juris Rn. 42
f.; Urt. v. 27.8.2010 – 7 K 619/09, Juris Rn. 64; VG Minden, Gerichtsbescheid v. 12.8.2010 – 7 K
23/10, Juris Rn. 36 ff.; VG Stuttgart, Urt. v. 18.8.2009 – 8 K 1011/09, Juris Rn. 29 f. In diesem Sinne in
der Literatur bspw. auch: Schmitz/Jastrow, NVwZ 2005, 984 (992).
In diesem Sinne auch für Informationen bei der Vollstreckungsstelle der Krankenkassen: OVG RP,
Urt. v. 23.4.2010 – 10 A 10091/10, Juris Rn. 31; ebenso die Vorinstanz VG Neustadt a.d. Weinstraße,
Urt. v. 16.12.2009 – 4 K 1059/09.NW, BeckRS 2010, 56840; nicht mehr behandelt bei der Ablehnung
der Nichtzulassungsbeschwerde durch BVerwG, Beschl. v. 9.11.2010 – 7 B 43/10, NVwZ 2011, 235.