Informationsfreiheitsgesetz des Bundes (IFG) - Transparency ...

281
5.3.2.1.2.5 Kontrolle/Aufsicht der Finanz-, Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden
(§ 3 Nr. 1 lit. d IFG)
Weiter unterliegt das Informationsinteresse gem. § 3 Nr. 1 lit. d IFG, wenn das Bekanntwerden
der Information nachteilige Auswirkungen auf die Kontroll- oder Aufsichtsaufgaben
der Finanz-, Wettbewerbs- und Regulierungsbehörden haben kann.
Die Regelung dient nach der Gesetzesbegründung dem Schutz von Informationen,
der die Kontrolle des Steuerpflichtigen in Verfahren i. S. des § 30 Abs. 2 Nr. 1 lit. a
und b AO bezweckt, weil eine Weitergabe dieser Daten an den Steuerpflichtigen den
Kontrollzweck gefährden und das Steueraufkommen vermindern würde. Entsprechendes
gilt für die Zollverwaltung.
Geschützt sind schließlich Belange der Aufsicht nach dem Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen,
dem Telekommunikationsgesetz oder dem Energiewirtschaftsgesetz,
weil die mit der Anwendung dieser Gesetze betrauten Behörden im
Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags wettbewerbsrelevante Unternehmens- und
Marktdaten erhalten, deren Bekanntwerden den Wettbewerb zwischen den Unternehmen
behindern oder verfälschen könnte. 1051 Die notwendige Transparenz der
Behördentätigkeit wird unter Beachtung der Besonderheiten der Wettbewerbsaufsicht
und Regulierungstätigkeit bereits durch die gesetzlichen Berichtspflichten der
Behörden und die Monopolkommission gewährleistet. 1052
Eine Gesetzesinitiative für eine Bereichsausnahme insbesondere für die BaFin scheiterte
(→ S. 140). Lediglich in diesem Bereich hatte die Vorschrift bislang praktische
Bedeutung, insbesondere weil sehr viele Informationszugangsbegehren gegenüber
der BaFin geltend gemacht wurden und die BaFin nach herrschender Meinung 1053
eine Behörde i. S. d. § 3 Nr. 1 lit. d IFG ist. Allerdings enthält die Regelung keine um-
1051 Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Begründung zum IFG, BT-Drs. 15/4493, S. 9.
1052 Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Begründung zum IFG, BT-Drs. 15/4493, S. 10.
1053 Einordnung als Finanzbehörde: BVerwG, Urt. v. 24.5.2011 – 7 C 6/10, Juris Rn. 13; VG Berlin, Urt.
v. 3.12.2008 – 2 A 132.07, Juris Rn. 22; VG Frankfurt a. M., Urt. v. 22.4.2009 – 7 K 805/08.F, Juris
Rn. 50; Beschl. v. 18.5.2010 – 7 K 1645/09.F, Juris Rn. 11; Döhmel in: Assmann/ Schneider, WpHG,
§ 8 Rn. 29; v. Kopp-Colomb, in: Assmann/Schlitt/von Kopp-Colomb, Wertpapierprospektgesetz/Verkaufsprospektgesetz,
WpPG, § 22 Rn. 42; Rossi, IFG, § 3 Rn. 20; Roth, in: Berger/Roth/Scheel,
IFG, § 3 Rn. 52; Schoch, IFG, § 3 Rn. 48.
Einordnung als Regulierungsbehörde vertretbar laut: v. Kopp-Colomb, in: Assmann/Schlitt/von Kopp-
Colomb, Wertpapierprospektgesetz/Verkaufsprospektgesetz, § 22 WpPG Rn. 42.
Einordnung als Behörde i. S. des § 3 Nr. 1 lit. d IFG ohne genauerere Festlegung: HessVGH, Beschl.
v. 2.3.2010 – 6 A 1684/08, Juris Rn. 9; Beschl. v. 28.4.2010 – 6 A 1767/08, Juris Rn. 9; Beschl. v.
30.4.2010 – 6 A 1341/09, Juris Rn. 7; VG Frankfurt a. M., Urt. v. 12.3.2008 – 7 E 5426/06(2), JurionRS
2008, 25765; VG Frankfurt a. M., Urt. v. 2.7.2008 – 7 E 791/07 (1), UA, S. 15; VG Frankfurt, Urt.
v. 23.6.2010 – 7 K 1424/09.F, UA, S. 11 f.
Gegen eine Einordnung als Behörde i. S. des § 3 Nr. 1 lit. d IFG: Möllers/Wenninger, ZHR 170 (2006),
455 (467); Gurlit, WM 2009, 773 (776 f.).