Informationsfreiheitsgesetz des Bundes (IFG) - Transparency ...

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Ein Lösungsversuch liegt darin, den Standard des § 3 Nr. 1 IFG mit denen von § 8
Abs. 1 UIG 1019 und/oder § 3 Nr. 2 IFG (→ S. 289) 1020 gleichzusetzen.
5.3.2.1.2.2 Internationale Beziehungen (§ 3 Nr. 1 lit. a IFG)
Das Informationsinteresse tritt hinter das Opazitätsinteresse gem. § 3 Nr. 1 lit. a IFG
zurück, wenn das Bekanntwerden der Information nachteilige Auswirkungen auf internationale
Beziehungen haben kann. Dadurch sollen – anders als bei § 3 Nr. 3 IFG
(→ S. 291) auch außerhalb von internationalen Verhandlungen – die auswärtigen
Belange der Bundesrepublik Deutschland und das diplomatische Vertrauensverhältnis
zu ausländischen Staaten, zwischen- sowie überstaatlichen Organisationen, etwa
der EU oder den Vereinten Nationen, geschützt werden. 1021 Trotz dieser Erwähnung
des Verhältnisses zur EU in der Gesetzesbegründung werden Zweifel angemeldet,
ob das Verhältnis des Bundeswirtschaftsministeriums zur Europäischen Kommission
unter „internationale Beziehungen“ subsumierbar ist. 1022
Die Nachteile für die auswärtigen Beziehungen müssen nach dem Wortlaut des § 3
Nr. 1 lit. a IFG auf das „Bekanntwerden“ der Information zurückzuführen sein. Da der
Begriff des Bekanntwerdens der Information notwendig den ihm zugrundeliegenden
Akt der Bekanntgabe umfasst, soll die Regelung auch dann anwendbar sein, wenn
die internationalen Beziehungen nicht dadurch gestört werden können, dass bestimmte
Daten bekannt sind, sondern auch dann, wenn die internationalen Beziehungen
in erster Linie dadurch gestört werden können, dass gerade die Bundesregierung
als informationspflichtige Stelle die Daten (gleichsam offiziell) bekanntmacht.
1023
Der Ausnahmegrund wird vor dem Hintergrund des vom BVerfG 1024 eingeräumten
weiten Gestaltungsspielraums der Regierung in außenpolitischen Angelegenheiten
1019 HessVGH, Beschl. v. 2.3.2010 – 6 A 1684/08, Juris Rn. 16; Beschl. v. 28.4.2010 – 6 A 1767/08,
Juris Rn. 16; Beschl. v. 30.4.2010 – 6 A 1341/09, Juris Rn. 12; VG Frankfurt, Urt. v. 23.6.2010 – 7 K
1424/09.F, UA, S. 16 f. (im Zusammenhang mit § 3 Nr. 1 lit. d IFG).
1020 HessVGH, Beschl. v. 2.3.2010 – 6 A 1684/08, Juris Rn. 16; Beschl. v. 28.4.2010 – 6 A 1767/08,
Juris Rn. 16; Beschl. v. 30.4.2010 – 6 A 1341/09, Juris Rn. 12.
1021 Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Begründung zum IFG, BT-Drs. 15/4493, S. 9. In
diesem Sinne auch: BVerwG, Urt. v. 29.10.2009 – 7 C 22/08, Juris Rn. 14; OVG Berlin-Brandenburg,
Urt. v. 1.10.2008 – OVG 12 B 49.07, Juris Rn. 23; VG Berlin, Urt. v. 31.5.2007 – 2 A 93.06, Juris Rn.
18; Urt. v. 22.10.2008 – 2 A 114.07, Juris Rn. 29; Beschl. v. 1.6.2011 – VG 20 L 151.11, BeckRS
2011, 41771; BfDI, Anwendungshinweise, 7; v. Kopp-Colomb, in: Assmann/Schlitt/von Kopp-Colomb,
Wertpapierprospektgesetz/Verkaufsprospektgesetz, § 22 WpPG Rn. 41.
1022 Schiller/Wolf, Informationsfreiheit und Informationsrecht Jahrbuch 2011, 305 (330).
1023 BVerwG, Urt. v. 29.10.2009 – 7 C 22/08, Juris Rn. 26.
1024 Vgl. BVerfG, Urt. v. 18.12.1984 – 2 BvE 13/83, BVerfGE 68, 1 (83 ff.); Urt. v. 12.7.1994 – 2 BvE
3/92, 5/93, 7/93, 8/93, BVerfGE 90, 286 (357 ff.); Urt. v. 7.5.2008 - 2 BvE 1/03, BVerfGE 121, 135
(156 ff.).