07.06.2013 Aufrufe

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Abb. 3.4-9: Roter Hornstein (Karneol) mit plastischer<br />

Deformation und grauer Tuffitschmitze.<br />

Bannewitz-Hainsberg-Formation, Kaitzbachtal,<br />

Kleinnaundorf. Foto: BASTIAN, Slg.<br />

REICHEL<br />

Abb. 3.4-10: Roter Hornstein mit Algenstrukturen,<br />

Bannewitz-Hainsberg-Formation, ca. 35<br />

m über Wachtelbergtuff, O-Hang Kaitzbachtal,<br />

Kleinnaundorf. Foto: BARTHEL<br />

252C, Slg. REICHEL<br />

Bisher ist es nicht möglich, diese Rotliegend-Hornsteine<br />

Entstehungsgebieten oder einem Formationsglied exakt<br />

zuzuordnen. Sie könnten in der gesamten Bannewitz-<br />

Hainsberg-Formation vorkommen. Bisher deutet alles auf<br />

ihre Entstehung im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>.<br />

Die klassische Fundstelle liegt auf den „Schäfereifeldern<br />

von Kleinnaundorf“, heute am Wasserbehälter zwischen der<br />

Kohlenstraße und dem Reibold Schacht, wo 1759 „während<br />

des siebenjährigen Krieges, auf dem Windberg, die<br />

Kaiserlichen- und Reichstruppen in ihrem Lager mehrere<br />

Ellen tiefe Schanzen anlegten“ (PÖTZSCH 1803) und da<strong>bei</strong><br />

Hornsteine auswarfen.<br />

Bekannt wurden diese Hornsteine durch eingeschlossene<br />

Scolecopteris elegans Fieder mit Sporangien, die von den<br />

Dresdner Steinschneidern des 18. Jh. (BARTHEL et al. 1995)<br />

und noch heute als „Madensteine“ bezeichnet werden.<br />

Inzwischen wurden auch mehrfach Häutungsreste syncarider<br />

Krebse (s. Abb. 2.1-2) und Fraßspuren von Milben (s.<br />

Abb. 2.1-11) durch H.-J. WEISS entdeckt.<br />

Die Herkunft der Kieselsäure als Voraussetzung für die<br />

Hornsteinbildung ist noch unklar. Es ist aber bekannt, dass<br />

SiO 2 durch Devitrifizierung vulkanischer Gläser freigesetzt<br />

werden kann. Die Umwandlung von Kalifeldspat zu Illit liefert<br />

ebenfalls freie Kieselsäure. Nach den Beobachtungen in<br />

der Döhlen-Formation (s. Abb. 8-4) ist auch Thermalwasser<br />

als Kieselsäurequelle nicht völlig auszuschließen.<br />

Für eine syngenetisch-frühepigenetische Entstehung des<br />

Kieselgels in lakustrisch-palustrischen Faziesmustern gibt<br />

es Argumente. Diese beruhen auf den umfassenden<br />

Untersuchungen von H.-J. WEISS.<br />

Die im Wasser durch Diffusion und/oder Strömung wandernde<br />

Kieselsäure scheidet sich durch spezifische pH-Eh-<br />

Bedingungen an organischen Resten bevorzugt wieder ab,<br />

wie es auch für die Bildung von Tonsteinsäumen um<br />

Pflanzenreste in der Döhlen-Formation (s. Abb. 3.2-14) gezeigt<br />

wurde. Auf diese Weise werden filigrane organische<br />

Strukturen konserviert, was nach H. KERB innerhalb weniger<br />

Tage geschehen kann. In den Hornsteinen findet man überwiegend<br />

Reste des Madenfarns Scolecopteris elegans, wie<br />

Wurzeln, Fiederblättchen und Achsen der großen Wedel und<br />

zugehörende Feinstrukturen wie Zellen verschiedener<br />

Gewebe, Haare an der Unterseite der Blättchen, winzige<br />

Stachelhöcker an Wedelstielen, Sporen, Wandstruktur der<br />

Leitgefäße (Treppen-Tracheiden), Fraßgänge von Milben mit<br />

Koprolithen. Ansammlungen von 0,3 mm großen Kugeln, vorläufig<br />

als Pilz-Sklerotien gedeutet, sind gelegentlich in stark<br />

zersetzten Pflanzenresten zu beobachten. Die von WEISS<br />

mehrfach gefundenen Häutungsreste syncarider Krebse zwischen<br />

den Pflanzenresten beweisen die subaquatische Fazies<br />

dieser Hornsteine. Im Mono Lake, Kalifornien/USA, existieren<br />

in extrem alkalischem Wasser sogen. „brine shrimps“ neben<br />

Blaualgen Stromatolithen. Ursprünglich hatte der See eine<br />

obere Süßwasserschicht, in die hinein die Algenkolonien<br />

wuchsen. Es gibt keine Fische im Mono Lake. Diese<br />

Assoziation könnte auf die Fazies der „Madensteine“ deuten.<br />

Für subaquatisches Milieu scheinen auch fein laminierte,<br />

teilweise deformierte und aufblätternde, durch Hämatit<br />

gefärbte Lagen („Blätterteig“) zu gelten, die möglicherweise<br />

Kolonien von Bakterien oder Blaualgen darstellen.<br />

Außer der oft exzellenten Erhaltung der Pflanzenteile sprechen<br />

weitere Beobachtungen an den Hornsteinen für eine<br />

oberflächennahe syngenetische Bildung des Kieselgels im<br />

unverfestigten Schlamm oder geschichtetem Torf zeitweilig<br />

trocken fallender Sümpfe.<br />

Dazu gehören durch Auftrieb <strong>bei</strong> Überflutung aufblätternde<br />

Torflagen, Rutschungen und fluide Deformationen, elastische<br />

Deformationen von Holzpartien und Rissbildung im Gelzustand,<br />

mehrphasige Bildung von Gel oder Verheilung von<br />

gerissenem Gel, Trockenrisse an der Oberfläche des Horn-<br />

125

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!