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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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Aufbereitungsfabriken Freital als Objekt 96 weiter (Hrsg.:<br />

HAGEN & SCHEID 1999).<br />

Dem Objekt 49 gehörten als Produktionseinheiten die<br />

Schachtverwaltung (SV) 269 (Lagerstätte Freital 4)), die SV 209<br />

(Lagerstätte Bärenhecke) sowie die SV 196 (Lagerstätte<br />

Niederpöbel) und eine geologische Erkundungsexpedition an.<br />

Zur Gewinnung von Restpfeilern des 1. Flözes begann am<br />

03.09.1950 der VEB Steinkohlenwerk Freital in <strong>Dresden</strong>-<br />

Gittersee zwei Schächte zu teufen. Etwa parallel dazu realisierte<br />

die SAG Wismut ein Bohrerkundungsprogramm auf<br />

Uranerz im Bereich der Fläche Gittersee I. Positive<br />

Erkundungsergebnisse ver-anlaßten die SAG Wismut, <strong>bei</strong>de<br />

in Teufe stehenden Schächte im Juni 1952 zu übernehmen.<br />

Der Schacht 1 hatte eine Teufe von 177,3 m erreicht und<br />

wurde in Schacht 358 umbenannt. Der Schacht 2 war<br />

142,05 m tief und erhielt die Nr. 358 b .<br />

Zu diesem Eigentumswechsel schloß man am 07.06.1952<br />

mit der VVB Steinkohle einen Vertrag, der eine<br />

Entschädigung für das Steinkohlenwerk von 1,3 Mio. Mark<br />

(Ost) festlegte. Am 09.06.1952 wurde der konkrete Übergabe-/Übernahmeakt<br />

von den Vertragspartnern unterzeichnet<br />

(MOHR sowie NICOLAY et al. 1952 BA).<br />

Die SAG Wismut teufte den Schacht 358 bis zum 01.01.1953<br />

vorerst auf 238 m. <strong>Das</strong> Steinkohlenwerk vertiefte diesen<br />

Schacht später (1957/58) auf 545,9 m. Der Schacht 358 b<br />

erreichte am 01.02.1953 seine Endteufe von 231,6 m.<br />

Noch im Stadium der Aus- und Vorrichtung des Gf. Gittersee<br />

verlor die SAG/SDAG Wismut das Interesse an der Erzkohlengewinnung<br />

in Freital. Dafür gab es mehrere Gründe:<br />

1. Die pyritreiche „Erzkohle“ neigte zur Selbstentzündung.<br />

Die hohen Temperaturen (bis zu 1000°C) führten zur<br />

Bildung schwerlöslicher Verbindungen, die ein vermindertes<br />

Uranausbringen <strong>bei</strong> der Aufbereitung zur Folge<br />

hatten. Weiterhin zog die zeitweise unerträgliche<br />

Rauchgasbelästigung in einem dicht besiedelten<br />

Stadtrandgebiet fortwährende Beschwerden der<br />

Bevölkerung nach sich (siehe dazu auch Abb. 14.8-4).<br />

2. Durch Bergschäden im Bereich des Gf. Heidenschanze<br />

mußten <strong>bei</strong> der im Raum <strong>Dresden</strong>-Freital herrschenden<br />

Wohnungsnot etwa 50 Mehrfamilienhäuser geräumt<br />

werden. Weiterhin befürchtete man Schäden an einer<br />

für die Stadt <strong>Dresden</strong> sehr bedeutsamen Trinkwasserzuleitung.<br />

3. In Ostthüringen ist zur gleichen Zeit die Uran-<br />

Großlagerstätte Ronneburg erschlossen worden, die die<br />

Lagerstätte im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> relativ bedeutungslos<br />

erscheinen ließ.<br />

Obwohl die völlig neu errichtete Aufbereitungsfabrik Nr. 95<br />

in <strong>Dresden</strong>-Coschütz kurz vor der Fertigstellung stand, stell-<br />

4) für die Uranerzlagerstätte im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> war <strong>bei</strong> der SAG/ SDAG Wismut die<br />

Bezeichnung "Lagerstätte Freital" gebräuchlich<br />

220<br />

te das Objekt Nr. 49 im November 1954 den Erzkohleabbau<br />

ein. Die Auffahrungen wurden „konserviert“, indem man<br />

Ausbau und Ortsstöße mit Kalkmilch bestrich.<br />

In der Zeit strenger Geheimhaltung erregte die Veröffentlichung<br />

englischer Wissenschaftler (DAVIDSON & PONSDORF<br />

1954) zu uranvererzten Steinkohlen aus dem Gf.<br />

Zauckerode einiges Aufsehen.<br />

Am 13.12.1955 übergab die SDAG Wismut die <strong>Bergbau</strong>anlagen<br />

des Objektes Freital mit den Grubenfeldern<br />

Heidenschanze und Gittersee im Wert von 31,1 Mio. Mark<br />

(Ost) an den VEB Steinkohlenwerk Freital zur Nachnutzung.<br />

Man übergab 5 Schächte mit einer Gesamtteufe von 1086 m,<br />

5927 m Querschläge sowie Strecken, 1942 m Fallorte bzw.<br />

Aufhauen und 7047 m³ Kammern (Archiv WISMUT GmbH,<br />

Inv. Nr. U 38 – 14. Abt. 20/2). Zwischen <strong>bei</strong>den Betrieben<br />

wurde am 24.02.1956 weiterhin vereinbart, aufgeschlossene<br />

„Erzkohlen“ separat zu fördern und an die Wismut<br />

zu liefern.<br />

Zur Kennzeichnung und Separation der „Erzkohlen“<br />

beschäftigte das Steinkohlenwerk einen Steiger, drei<br />

Radiometristen (Abb. 10-2) und eine Frau in der<br />

Radiometrischen Kontrollstation (RKS). Nach zwei Jahren<br />

wurden diese Kontrollen eingestellt. Danach sind mitunter<br />

Steinkohlen mit nennenswerten Urangehalten abgebaut<br />

und als „Energiekohle“ für die Volkswirtschaft der DDR ausgeliefert<br />

worden. Wichtige Abnehmer für Freitaler<br />

Steinkohlen waren das Heizkraftwerk Klingenberg in Berlin<br />

und die Deutsche Reichsbahn.<br />

Die Orientierung der DDR-Energiewirtschaft auf den Einsatz<br />

von Erdöl aus der Sowjetunion hatte Anfang der 60er Jahre<br />

ein wachsendes Minderinteresse am Steinkohlenbergbau<br />

zur Folge. Die ständig sinkende Qualität der geförderten<br />

Steinkohle in Freital veranlasste die VVB Steinkohle, das<br />

Abwerfen der Gitterseer Schächte in Erwägung zu ziehen.<br />

Ein Flutungstermin, vorerst für die tieferen Bereiche der<br />

Grube, war bereits für den 01.04.1963 festgesetzt.<br />

Im Rahmen der gewerkschaftlichen Neuererbewegung<br />

belegte der Grubengeologe W. REICHEL im Januar 1959 die<br />

ökonomische Bedeutung der spurenmetallreichen<br />

Steinkohlen mit fundierten Daten zu deren<br />

Elementgehalten und zu ihrer Verbreitung im <strong>Döhlener</strong><br />

<strong>Becken</strong>. Dazu sind zahlreiche Proben vom Institut für<br />

Kernchemie der TU <strong>Dresden</strong>, vom Institut für NE-Metalle<br />

Freiberg (s. Abb. 10-4 u. Abb. 4-1) und von der<br />

Bergakademie Freiberg analysiert worden. Der VEB<br />

Vakutronic <strong>Dresden</strong> stellte moderne Messgeräte zur<br />

Verfügung, mit denen durch Direktanzeige die Urangehalte<br />

der vererzten Kohlen bestimmt werden konnten. Studenten<br />

und Wissenschaftler der Bergakademie beteiligten sich mit<br />

fachlich fundierten kohlenpetrographischen, geochemischen<br />

und lagerstättengenetischen Untersuchungen. Da<strong>bei</strong><br />

waren die Beiträge von CHRISTOPH (1959, 1965), TSCHOPPE<br />

(1960) und MATHÉ (1962) von besonderer Bedeutung.

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