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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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1906: 8). Die von Frau von POLENZ beauftragten Feuerwerker<br />

(!) für den Bau des Kunstgezeuges „führten üble<br />

Wirtschaft und machten Schulden auf das Werk“. Außerdem<br />

war das Gezeug zu schwach, um genügend Wasser zu<br />

heben. Dadurch war die Kohlengewinnung gering und der<br />

Betrieb aus eigenen Mitteln nicht mehr möglich.<br />

Trotz dieses Rückschlages gründete 1745 Frau von POLENZ<br />

mit dem Kammerherrn K. von NIMTSCH auf Roßthal und<br />

Pesterwitz sowie 4 weiteren Gewerken, die Döhlische<br />

Steinkohlengewerkschaft, die 128 Kuxe ausgab (HSA 1745,<br />

KOETTIG 1861: 9). Es war die erste <strong>Bergbau</strong>-Gewerkschaft im<br />

Revier Plauenscher Grund. Sie strebte die Beleihung mit<br />

größeren Abbaufeldern unter fremden Fluren an, musste<br />

sich aber gegen ungebührliche Forderungen der<br />

Grundeigentümer zu Wehr setzen (HSA 1750).<br />

Mehrere Kunstbauten konnten wegen erheblicher Wasserzuflüsse<br />

das in 30 m Teufe anstehende Kohlenflöz nicht erreichen.<br />

Dadurch entstand Missmut und Uneinigkeit sowie<br />

endloser Streit unter den Gewerken (HSA 1746). Der ausbrechende<br />

7jährige Krieg, in dem besonders 1756 und 1759<br />

Tagesgebäude und Anlagen durch die Soldaten zerstört und<br />

verbrannt wurden, brachten das Unternehmen zum Erliegen.<br />

Andere große Leistungen und Aktivitäten wurden von J. C.<br />

BURKHARDT (Schreibweise nach HSA 1747), dem Besitzer<br />

des Gutes Kohlsdorf, <strong>bei</strong>m Bau des Burkhardt Stollns<br />

erbracht. Vom unteren Wiederitztal aus wurde der Stollen<br />

im nördlichen Talhang Richtung Niederhermsdorf (NW) vorgetrieben.<br />

Ab 1747 begann der Steiger MÜLLER den Stollen,<br />

doch von Anfang an gab es Auseinandersetzungen mit der<br />

<strong>Döhlener</strong> Gewerkschaft (HSA 1747 bis 1754, KOETTIG 1861:<br />

13 u. 15). Auch BURKHARDT versuchte Konzessionen zum<br />

Kohleabbau in den Fluren zwischen Niederhermsdorf und<br />

Potschappel gegen einen Grundzins zu erlangen. 1753<br />

schlossen BURKHARDT, SCHNEIDER und CLAUS sowie<br />

„Consorten“ mit dem Oberhüttenamt zu Freiberg einen<br />

Vertrag zur Lieferung von wöchentlich 160 Tonnen (zu je<br />

173,4 kg, s. Anm.) Steinkohlen, zu 3 Neugroschen je Tonne,<br />

ab. <strong>Das</strong> bedeutet eine konstante Abnahme von 27 744 kg<br />

(BA 1754, KÖTTIG 1861: 11).<br />

Am 28.11.1763 wird BURKHARDT die „Vierungsgerechtigkeit“,<br />

eine Rechtsgrundlage des Erzbergbaus, erteilt. <strong>Das</strong> ist die<br />

Abbaugenehmigung von 21 Lachtern nach jeder<br />

Stollenseite, also 42 Quadratlachter entlang des Stollens<br />

(HSA 1749, KOETTIG 1861: 13). In einem Schreiben vom<br />

21.04.1756 teilt BURKHARDT dem Bergamt Freiberg mit, dass<br />

er für die „Trockenlegung der Kohle“ seit 1740 mehr als<br />

20.000 Taler verwendet hat. Eine erhebliche Summe, wenn<br />

man bedenkt, dass 1784 das Rittergut Potschappel für<br />

38.000 Taler verkauft wurde (WILSDORF 1985: 33, Fußn. 62).<br />

Als „Erbstöllner“ verbündete er sich mit den anderen<br />

Erbstöllnern K. G. CLAUSS und G. SCHNEIDER (HSA 1767 und<br />

KOETTIG 1861: 13). Diese hatten ähnliche Differenzen <strong>bei</strong>m<br />

190<br />

Vortrieb des Claus Stollns von der Wiederitz aus in das<br />

Revier von Pesterwitz.<br />

Der große Aufwand des Johann Christian BURKHARDT, der in<br />

8 Betriebsjahren einen 1296 m langen Stollen mit 2<br />

Lichtlöchern und 9 Stollenschächten, die teilweise förderten,<br />

vortrieb, (GÜRTLER 2000b: 35) brachte keinen blühenden<br />

<strong>Bergbau</strong> zustande. Durch v. SCHÖNBERG wurde der Stollen<br />

auf etwa 1500 m verlängert, es entstanden weitere 10<br />

Stollenschächte und ein Lichtloch.<br />

1769 hatte der Major A. C. von SCHÖNBERG die Rittergüter<br />

Zauckerode und Döhlen gekauft, doch erst 1772 erneuerte<br />

er die wegen der Abbaurechte abgeschlossenen Verträge.<br />

Am 25. Juli 1773 kaufte er von den Erben BURKHARDTs den<br />

Stollen für nur 700 Taler (GÜRTLER 2000 b: 34). Trotz der ständig<br />

steigenden Nachfrage an Steinkohlen brachten die<br />

Zauckeroder Baue durch fortwährende rechtliche<br />

Auseinandersetzungen keine hohe Ausbeute.<br />

SCHÖNBERG war „dermaßen engstirnig in feudales Denken<br />

eingesponnen, daß er nur mit Fronar<strong>bei</strong>t weiterkommen<br />

wollte, weil er bergbauliche Lohnar<strong>bei</strong>t für generell falsch<br />

hielt“ (WILSDORF 1985: 11).<br />

Eine ähnliche Entwicklung wie westlich (links) der Weißeritz<br />

ergab sich auch auf der östlichen (rechten) Seite des<br />

Flusses. Diese unterstand dem Bergamt Altenberg. Durch<br />

große Aktenverluste entstanden erhebliche Lücken in der<br />

Überlieferung von Ereignissen.<br />

In der ersten Hälfte des 18. Jh. sind <strong>Bergbau</strong>tätigkeiten vorwiegend<br />

aus dem Bereich des Rittergutes Potschappel<br />

(Unteres Wiederitztal, Geiersgraben, Zschiedge) bekannt.<br />

Der Besitzer von HAUGWITZ setzte, mangels erfahrener<br />

Bergleute, in seinem Revier den kundigen Bergherrn<br />

SCHUMANN, Gutsbesitzer in Kohlsdorf, als Sachverständigen<br />

ein. Nach dem Vertrag von 1679 (Nachweis 1748 BA-FB<br />

31/1130) konnte SCHUMANN, gegen die Hälfte der geförderten<br />

Kohlen, nach seinem Befinden Schächte und Stollen anlegen<br />

und Abbau treiben. Der Vortrieb des Potschappler Stollns<br />

begann 1680 und vom Stollen aus wurde 1736 und früher<br />

Kohle abgebaut (BA-F C11 1050 Vol I). Die Gesamtlänge des<br />

Stollen betrug 2218 m (GÜRTLER 2000b: 76).<br />

Der Vertrag galt auch für die Erben und der Stöllner<br />

Christian BURGHARDT heiratete SCHUMANNS Witwe. Er versuchte<br />

1743 den vorhandenen Stollen zu nutzen und trieb<br />

ihn weiter vor, nachdem er mit Bauern der Birkigter Flur<br />

Kontrakte abgeschlossen hatte.<br />

1747 ließ Heinrich von LÜTTICHAU, der Nachfolger von<br />

HAUGWITZ, „gemeinsam mit allerlei Volk, BURKHARDTs Steiger<br />

und Ar<strong>bei</strong>tsleute vom Stollen- und Kohlenbau vertreiben<br />

und die Ar<strong>bei</strong>tsgeräte wegnehmen (BA 1747 Nr. 1000 u.<br />

1080, KOETTIG 1861: 13 u. 15). LÜTTICHAU zwang BURGHARDT<br />

den Vortrieb und den Abbau einzustellen, weil der alte<br />

Vertrag nur für die Flur Potschappel galt!

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