Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Analog zum klassischen Aufschluss in Unkersdorf (NAUMANN<br />
& V. COTTA 1845: 199) wurden die gleichen Verbandsverhältnisse<br />
durch den Neubau der B 173 im Jahre 2000 am<br />
Wüsten Berg <strong>bei</strong> Kesselsdorf erschlossen.<br />
Der Unkersdorf Tuff ist eine heterogene Abfolge sowohl von<br />
der Klastizität (Staub- bis lithische Brockentuffe), der Farbe<br />
(wo<strong>bei</strong> violette Tönung charakteristisch ist) als auch der<br />
Abfolge lithologischer Varietäten. Hervorzuheben sind<br />
Staubtuffe mit Aggregationslapillis.<br />
Allgemein massig, weist der Tuff violette bis blassbraunrötliche<br />
Farben auf (gebleicht grünlich- bis hellaschgrau). Oft ist<br />
er auch gefleckt. Zahlreiche tonige (Bims-)Flatschen<br />
(Feldbezeichnung Tuff-Flatschen) deuten eine Schichtung<br />
an. Scharfkantige Tonschiefer-Grauwacke-Klasten (Lapilli?)<br />
sowie idiomorphe Biotitschüppchen sind eingelagert. Um<br />
diese bildeten sich oft kreisrunde bis elliptische<br />
Bleichungshöfe.<br />
Als weitere Lithoklasten wies REICHEL (1966: Anl. 6) mikroskopisch<br />
transversal geschieferte Tonschiefer, einen feldspatführenden<br />
Feinsandstein, HOFFMANN (2000: Abb. Taf. 3)<br />
Grauwacke, Andesitoid, Porphyrit, Rhyolith, z. T. fluidaltexturiert<br />
und Monzonit, jedoch keinen Gneis, nach.<br />
Im Autobahntunnel Coschütz lagert über Monzonit oder<br />
Blockschutt, mit rötlichbraunem feinkörnigen Klastit als<br />
Matrix, eine intensiv grünliche (seladongrüne) Lage, bis 20<br />
cm mächtig, die die Tuffunterkante (s. Abb. 3.1-1) markiert.<br />
Sie kann als Staubtufflage gedeutet werden. Oft ist sie wellig<br />
verbogen und erinnert an einen Rutschungshorizont.<br />
Darüber beginnt der violettgraue bis rötlichviolette grobklastische<br />
Tuff, meist ein Glastuff. Eingeregelt in die Schichtung<br />
liegen braunrötliche Flatschen bis zu 5 cm Durchmesser.<br />
Im Hangenden des massigen Tuffs treten in Strecken am<br />
Marien Schacht Pisolith-Tuffe (Aggregationslapilli),<br />
Glasscherben-, Staubtuffe und Tuffite auf (REICHEL 1966: Anl.<br />
5, 1970: Taf. 1). In der Bohrung F 7 hat die Tuff-Folge eine<br />
Mächtigkeit von 45 m.<br />
Anders ist die Situation in der Depression von Kreischa und<br />
der Hainsberg-Quohrener Nebenmulde (Brl. F 16). Der<br />
Tuffkomplex ist bis zu 90 m mächtig und der massige Tuff<br />
tritt untergeordnet auf. Mehrere Pisolithlagen, verkieselte<br />
Glastuffe, Kristalltuffe mit einzelnen Klasten eines porphyrischen<br />
Gesteines, sind mehrere Meter mächtig.<br />
Dazwischen lagern Schluffstein-, Arkose- und<br />
Konglomerathorizonte (REICHEL 1966: Anl. 10). Bei der nachträglichen<br />
Bohrlochauswertung zeigte sich diese<br />
Wechsellagerung zwischen Hänichen bis Kreischa<br />
(Mächtigkeiten Brl. 540 ca. 73 m). Auch nahe dem Albert<br />
Schacht/Wurgwitz (Brl. 641, ca. 45 m) tritt, ca. 10 m über<br />
der Tuffbasis unter einem Kristalltuff, ein 0,4 m mächtiger<br />
Pisolith-Horizont in Staubtuffen auf.<br />
Die Grundmasse des massigen Lapillituffs zeigt ein unsortiertes,<br />
vitroklastisches Scherbengefüge. Illit wurde röntge-<br />
nographisch nachgewiesen. In den rekristallisierten<br />
Vitroklasten ist ein feinkörniges Quarz-Albitkorngefüge mit<br />
teilsphärolithischen, oft keilförmigen Quarz-Shards an Stelle<br />
der Glassubstanz getreten.<br />
Nach diesen Untersuchungen ist der massige Unkersdorf<br />
Tuff ein vitroklastischer Lapillituff. Besonders die basalen<br />
Bänke, mit einem hohen Anteil von Grundgebirgs-<br />
Lithoklasten, sind als lithischer Tuff zu bezeichnen. Der<br />
gesamte Tuff wurde niederthermal-metamorph verändert<br />
(Chloritisierung) und es kam zur Kristallisation von Fluorit,<br />
Baryt, Calcit und Pyrit (THALHEIM et. al. 1991: 19).<br />
Wegen der relativ gleichmäßigen Verteilung der<br />
Lithoklasten in den massiven Lapilli-Asche-Tuffen, vom NWbis<br />
SO-<strong>Becken</strong>rand, besteht nach FISHER & SCHMINKE (1984)<br />
die Möglichkeit, dass diese aus pyroklastischen Strömen<br />
abgesetzt wurden. Air-fall-Ablagerungen sollen eine merkliche<br />
laterale Änderung im Anteil oder der Größe der<br />
Lithoklasten haben.<br />
Die pyroklastischen Ströme müssten sich, entsprechend<br />
der Ablagerungen, in der Längsachse der <strong>Döhlener</strong><br />
Hauptmulde bewegt haben. Die großflächige<br />
Wechsellagerung mit Konglomerathorizonten, Staub- und<br />
Pisolith-Tuffen 10 m über der Basis sowie im Hangenden<br />
deuten eher auf air-fall-Ablagerung, die sich mit<br />
Schuttfächern verzahnten und variabel ausgebildet sind.<br />
Vermutlich lag im WNW und äußersten SSW der Nebenmulde<br />
das Paläorelief des Untergrundes zu hoch, so dass<br />
es zu keiner Tuffsedimentation kam.<br />
Durch den Nachweis mehrerer Gesteine als Lithoklasten<br />
kann die Herkunft des massigen Unkersdorf Tuffs diskutiert<br />
werden. Die Eruptionen durchschlugen die Gesteine des<br />
altpaläozoischen Schiefergebirges (zerfetztes Gefüge der<br />
Lapilli), die sowohl im W (Tharandt) als auch im N-NW<br />
(Meißen) anstehen. Monzonit und fluidaltexturierter Rhyolith<br />
weisen auf NW- bis N-Richtung, auf das Eruptivgebiet<br />
von Meißen. Andesitoid-, Porphyrit- und Rhyolith-Klasten<br />
vergleicht HOFFMANN (2000: Taf. 3) allerdings nicht mit anstehenden<br />
Varianten. Nur in der Probe W 962 wird Gneis<br />
erwähnt, der mit leider nicht spezifizierten braunen Rhyolith-Klasten,<br />
auf Eruptionen des Tharandt-Vulkans im W deuten<br />
könnte. Granitklasten wurden bisher nicht gefunden.<br />
Der mehrmalige annähernd zyklische Wechsel der Tuffvarietäten<br />
spiegelt eine intermittierende Eruptivtätigkeit wieder,<br />
die ebenfalls für air-fall-Tuffe spricht.<br />
Die dm-mächtigen Lagen von Staubtuffen mit Aggregationslapilli<br />
(Pisolith-Tuffe, Abb. 3.1-6), bis 15 mm Durchmesser<br />
vom Rindentyp, kommen an verschiedenen Lokalitäten<br />
vor. Meist findet man die Lapilli nur in cm mächtigen<br />
Lagen in den Staubtuffen. Die einzelnen Aggregate sind,<br />
vermutlich durch Kollision in der Glutwolke, oft zerbrochen.<br />
Die in Abb. 3.1-6 und 3.1-7 gezeigte Bank liegt am Marien<br />
Schacht über einer grünlichen Lage mit Glasshards. Die<br />
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