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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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dung, 1881 Einweihung) hatten für den Kohlentransport nur<br />

geringe Bedeutung.<br />

14.3 Aus- und Vorrichtung, Abbauarten, Gewinnung<br />

und Ausbau<br />

Diese zusammengehörigen technologischen Aktivitäten<br />

entwickelten sich schrittweise mit der Tiefe, der<br />

Flächengröße und der Kompliziertheit der Abbauflächen.<br />

Deshalb ist eine scharfe Trennung wie im Lehrbuch nicht<br />

möglich. Die erforderlichen Ausrichtungen waren<br />

Voraussetzungen der Abbautätigkeit und werden im<br />

Zusammenhang mit dieser erläutert.<br />

In der ersten <strong>Bergbau</strong>periode erteuften Tagebaue<br />

oder flache Schächte nach wenigen Metern das Kohlenflöz<br />

oder wurden, wie <strong>bei</strong>m Alten Zauckeroder Kunstschacht, der<br />

Ernststrecke und den Burgker Tagesstrecken im Flözeinfallen<br />

(flach) aufgefahren. Nur wenige Tagebaue sind bekannt.<br />

Weitungsbaue herrschten in der ältesten Zeit vor, die keine<br />

Vorrichtung erforderten. Meist vom Füllort im Flöz wurden<br />

Strecken im Kohlenflöz ins Feld getrieben und von diesen<br />

Weitungen ausgear<strong>bei</strong>tet. Die Anwendung dieser Methode<br />

konnte 2001 in einer durch die Bergsicherung Freital geöffneten<br />

Strecke im Geiersgraben, Freital-Birkigt, besichtigt<br />

werden. Diese Weitungs- oder Pfeilerbaue sind im Flachriss<br />

und Querschnitt des Burgker Schachtes (s. Abb. 9.2-2) und<br />

vor allem auf dem vor 1810 datierbaren Riss des<br />

Vitriolwerkes (s. Abb. 13-3) zu erkennen. Vermutlich sind<br />

darin zwei Abbauetappen in helleren und dunkleren Farben<br />

dargestellt. Da<strong>bei</strong> ließ man als Pfeiler sowohl die Kämme<br />

aber auch Kohle stehen und die Weitungen reihten sich wie<br />

Perlen an der Strecke auf. Die tauben Mittel werden im<br />

Burgker Riss als „Fletze“ bezeichnet.<br />

Beim Unterfahren einer größeren Fläche des Alten Abbaus<br />

1. Flöz im Gf. Gittersee, Abbaue 196 und 197 am Reibold<br />

Schacht, wurde durch systematische Bohrungen der Alte<br />

Mann untersucht und es ergaben sich unregelmäßige oder<br />

willkürliche Kohlepfeiler.<br />

Aus diesen Unterlagen kann ein Abbauverlust über 50 bis<br />

80 % der Flächen geschätzt werden.<br />

Die vorhandenen Grundrisse der v. SCHÖNBERG’schen<br />

Kohlenwerke im Gebiet Döhlen und Zauckerode, nach<br />

Markscheider PICEE vor 1810, zeigen bis zum Niveau der 2.<br />

Gezeugstrecke ebenfalls etwa rechteckige Kammern in<br />

dunklerer Farbe. Die dazwischen liegenden Flächen sind<br />

hell angetuscht und wurden vermutlich als Pfeiler stehengelassen.<br />

HARTUNG (1906: 77) bezeichnet diese Kammern nach<br />

einem alten Bericht als „schachbrettartig“, was auf dem Riss<br />

nicht zu erkennen ist. Bei dieser Gewinnungsart betrug die<br />

abgebaute Flözfläche etwa 20-40 %.<br />

In diesen Kammern gab es nur wenig Holzausbau, der sich<br />

auf verlorene Stempel (Fußpfähle) unter Überhängen<br />

beschränkte. Die Kammerfirste war eine Schichtfläche, z. B.<br />

eine Lette. Diese Beobachtungen stammen von 2001 aus<br />

Auffahrungen im Geiersgraben (mündl. Mitt. Steiger<br />

BERGMANN, Bergsicherung Freital). Bei Bruchgefahr verließ<br />

man die Kammer und fuhr eine neue auf, denn Holz war für<br />

die „Kohlengräber“ zu teuer.<br />

Die Armut der Bergleute kann man auch an ihrem wahrscheinlich<br />

selbst gefertigten Gezäh erkennen. Im Fundus<br />

SSB befinden sich eine Schaufel und eine Kratze aus<br />

Buchenholz und ein Trog aus Tannenholz zum Aufnehmen<br />

der Kohlen. Keilhaue und Bergeisen zum Schrämen müssen<br />

vorhanden gewesen sein. Im Geiersgraben war nach eigener<br />

Beobachtung ein Streckenstück in Grauharter Kohle mit<br />

Schlägel und Eisen ausgebrochen worden.<br />

Dem Autor gelang im Februar 1974 ein Werkzeugfund im 1.<br />

Flöz, Erzabbau Nr. 1982, aus dem Bereich eines Brandortes<br />

(Koksfund) des erwähnten Reibold Schacht Feldes. Er<br />

bestand aus einem Vorschlaghammer, einem Treibefäustel<br />

mit angekohltem Stiel, zwei Keilhauen, einer Kratze, einer<br />

kupfernen 45 cm langen Zündnadel zum Herstellen des<br />

Zündkanals und 3 Bohrern von 50-70 cm Länge, 15 mm im<br />

Quadrat und 30 mm (Anfänger) sowie 15 mm Schneide.<br />

Alle relativ dürftigen Werkzeuge waren mit 4 Strichen, eine<br />

Keilhaue mit RS (Reibold Schacht?) gekennzeichnet. Sie<br />

werden heute von SSB präsentiert, ergänzt durch eine vorzügliche<br />

zeichnerische Darstellung des gesamten Gezähes.<br />

Tragkörbe oder Kratztröge wurden nicht entdeckt, hätten<br />

aber zur Ortsausrüstung gehören müssen und sind vermutlich<br />

verbrannt.<br />

Die Kennzeichnung deutet darauf, dass das Gezäh nicht<br />

Eigentum der Hauer sondern des Schachtes war. Dies<br />

könnte mit einer Nachricht aus dem Königlichen<br />

Steinkohlenwerk übereinstimmen: „Vom 3. April 1843<br />

wurde den Häuern das stählerne Gezäh nur als Inventarium<br />

gegeben und alles dergl. sowie noch vieles anderes Gezähe<br />

in der Werksschmiede geschärft“ (REICHEL 1987: 190). Nach<br />

KÖTTIG (1861: 40) ist den Ar<strong>bei</strong>tern für Gezäh, Pulver und<br />

Lampenöl Geld vom Lohn abgezogen worden.<br />

Die Pfeiler oder Weitungsbaue reichten in Teilen der<br />

Königlichen Steinkohlenwerke bis in das Niveau der 2.<br />

Gezeugstrecke, Niveau etwa +125 m, in anderen bis zum<br />

Elbstolln, Niveau +109 m (s. Abb. 9.2-7).<br />

Nach dem großen Wassereinbruch 1807 konnte wegen des<br />

„trostlosen Zustandes des Zauckeroder Kunstgezeugs“<br />

nicht gesümpft werden. Deshalb versuchte man als<br />

Notlösung einen Nachleseabbau in den Flächen des<br />

Pfeilerabbaus mit wenig tiefen „Kohlschächten“ über dem<br />

Grundwasserspiegel. Die Wasserlösung erfolgte durch<br />

Pumpenknechte. Man fuhr Strecken durch den Alten Mann<br />

und Pfeiler bis zu einer Abschiebung oder einem mächtigen<br />

Kamm und raubte rückwärts die Kohlepfeiler aus (HARTUNG<br />

1906: 20/25).<br />

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