Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Wegen zu geringer Haldenfläche in unmittelbarer<br />
Schachtnähe wurde <strong>bei</strong>m Oppel Schacht 1892 eine 720 m<br />
lange, von der Fa. OTTO & CO in Schkeuditz gebaute<br />
Seilschwebebahn in Betrieb genommen. Mit ihr sind bis<br />
1927 vorwiegend Wäscheabgänge transportiert worden.<br />
Beim Königin-Carola Schacht musste ebenfalls eine neue<br />
Lösung für den Haldensturz gefunden werden. 1924 ging<br />
eine von der Fa. BLEICHERT & CO in Leipzig errichtete, als<br />
Schrägaufzug mit geschätzten 25° Anstieg gebaute<br />
Seilschwebebahn in Betrieb (Abb. 14.4-7). Der Antrieb<br />
erfolgte durch einen 20 PS Elektromotor. Die Hängeloren<br />
hatten ein Fassungsvermögen von 0,8 m 3 , wurden aus<br />
Bunkertaschen gefüllt und von einem Zugseil auf<br />
Führungsschienen bewegt. An der Haldenumkehr entluden<br />
sie sich an verstellbaren Anschlägen selbsttätig (s. Abb. 9.2-<br />
15). Die Förderleistung lag <strong>bei</strong> 45 t/h.<br />
1907 wurde <strong>bei</strong> den Burgker Werken die baufällige Wäsche<br />
des Segen-Gottes Schachtes abgerissen und die neue leistungsfähige<br />
Aufbereitung <strong>bei</strong>m Glück Auf Schacht in<br />
Betrieb genommen. Zwischen <strong>bei</strong>den Schächten baute die<br />
Fa. BLEICHERT & CO eine 1260 m lange Seilschwebebahn mit<br />
11 Stützen und einer Winkelstation von 19°, um die Straße<br />
nicht zweimal überqueren zu müssen. Von dieser Bahn blieb<br />
die vollständige Dokumentation erhalten (BA, LBA Stk. 91).<br />
Die Hängeloren hatten <strong>bei</strong> 0,3 m 3 Inhalt ein<br />
Fassungsvermögen von 0,26 t, die stündliche Leistung<br />
betrug 18 t. Ein sinnvoller Kupplungsapparat erübrigte<br />
manuelle Betätigung. Für Übermittlungen stand ein Telefon<br />
zur Verfügung. Mit der Stilllegung des Segen-Gottes<br />
Schachtes endete der Seilbahnbetrieb 1916.<br />
Abb. 14.4-7: Bergehalde, Blick von Süd mit Schüttstelle<br />
der Haldenseilbahn (links oben).<br />
Königin-Carola Schächte, (Paul-Berndt<br />
Grube) Freital-Döhlen, 11.09.1944; Foto:<br />
SCHULZ, Nr. 1143 <strong>bei</strong> SSB<br />
Auf das Unikat einer Einschienenhängebahn wurde im Kap.<br />
10 hingewiesen (s. Abb. 10-22).<br />
Vertikalförderung und Fahrung in Schächten und<br />
Bunkern<br />
Die Schächte in der Nähe der Flözausstriche waren nur<br />
wenige Meter tief und hatten rechteckige Minimalprofile<br />
von 0,8-1,0 x 1,6-3,0 m (s. Abb. 9.2-1). In den<br />
„Bauernschächten“ mit geringer Teufe förderten<br />
Ziehknechte die Körbe mit Kohlen oder es wurden zweimännische<br />
Haspel über einem Schacht eingesetzt, der nicht<br />
größer als 1,0 x 1,5 m dargestellt ist (MÜLLER 1756 SSB, s.<br />
Abb. 9.2-2).<br />
Der Querschnitt des Burgker Waaren Schachtes von 1774<br />
(SSB) zeigt die Kohleförderung in dem 125 m tiefen Schacht<br />
durch Körbe mit einem zweimännischen Haspel (s. Abb.<br />
9.2-2). Nach dem Riss ist der Schacht ca. 5,5 Ellen = 3.1 m<br />
breit. Diese Darstellung ist ungewöhnlich, da mit zweimännischen<br />
Haspeln allgemein nur eine Fördertiefe von etwa 50<br />
m bewältigt wurde (Mitt. O. WAGENBRETH).<br />
Nach FREIESLEBEN (1792) ist die Förderung mit einer stehenden<br />
Welle realisiert worden.<br />
1832 wurden die Körbe durch „Tonnen“ ersetzt, die wahrscheinlich<br />
aus Eisen bestanden. Sie hatten ein<br />
Fassungsvermögen von 2 Scheffel (ca. 173 kg) und wurden<br />
<strong>bei</strong>m Anton Schacht auf einem Wagen mit Hilfe eines<br />
Haspels vom Unterwerksbau bis in das Füllort gezogen.<br />
Im Juli 1839 wird weiterhin von der Fertigstellung und der<br />
Förderung mit „Hunden“ auf der „Eisenbahn“ im <strong>Döhlener</strong><br />
Kunstschacht berichtet (REICHEL 1987: 185, 187). Diese<br />
Hunte waren die Schachttonnen von jetzt reichlich 4<br />
Scheffel, etwa 347 kg, Fassungsvermögen, die auf ein<br />
Wagengestell gesetzt und mit diesem „gestoßen oder vielmehr<br />
an einem Seile gezogen wurden“. Der Unterwagen<br />
mit der gefüllten Tonne fuhr auf eine drehbare Scheibe im<br />
Zentrum der <strong>bei</strong>den Fördertrümer, die Tonne wurde an das<br />
Förderseil angequenzelt (angeschlagen) und gefördert. Der<br />
Anschläger musste die Drehscheibe mit dem Unterwagen<br />
drehen, „so daß dieser unter das andere Trum zur<br />
Aufnahme der niedergehenden leeren Tonne zu stehen<br />
kam“ (HARTUNG 1906: 44). Die Tonnen hatten gegen-überliegend<br />
übereinander je zwei Leiträder, mit denen sie im<br />
Schacht zwischen Spurlatten gingen und so Horizontalbewegungen<br />
verhindert wurden.<br />
Die Förderseile waren Bandseile aus Hanf „nach der Art der<br />
niederländischen“ und auf den Bobinen der Fördermaschine<br />
aufgelegt.<br />
Drahtseile wurden erstmals 1834 in Clausthal-Zeller-feld<br />
eingesetzt.<br />
„Den 22. und 23. August 1837 sind die neuen Drahtseile in<br />
Freiberg gemacht worden, welche die ersten <strong>bei</strong> den hiesigen<br />
Steinkohlenwerken angewendeten waren“ (REICHEL<br />
1987: 185). Es handelte sich offensichtlich um Rundseile.<br />
Leider ist nicht vermerkt, <strong>bei</strong> welchem Schacht diese Seile<br />
zum Einsatz kamen.<br />
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