07.06.2013 Aufrufe

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hütte aus (mündl. Mitt. W. VOGEL, SSB). Eine Darstellung<br />

und Beschreibung der Öfen findet sich <strong>bei</strong> GÜRTLER &<br />

REICHEL (2001: 22).<br />

Ein Brenner versorgte 3 Öfen und brauchte zu deren Vorrichtung<br />

ungefähr 10-12 Stunden, zur völligen Abfeuerung aber 36<br />

Stunden, so dass er wöchentlich 3 Brände fertigen konnte.<br />

Zur Erzeugung von 1 Zentner (50 kg) käuflichen Vitriols<br />

benötigte man 5 Dresdner Scheffel (ca. 430 kg) Steinkohlen.<br />

50-60 Zentner (= 1 Klafter) Scheitholz waren zur<br />

Anfeuerung der Öfen erforderlich, da vorher der Brand<br />

gelöscht sein musste, um die Retorten abzukühlen und die<br />

Asche zu entfernen.<br />

Am 27.06.1812 sucht der Besitzer des Ritterguts<br />

Potschappel, Johann Gustav KLETTE, um die Erweiterung<br />

des Vitriol-Privilegs für die Herstellung von Alaun nach,<br />

„weil sich an den Siedepfannen ein weißes Mehl niederschlug,<br />

aus dem nach 1 stündigen Sieden Alaun ward“<br />

(HSA 1812, Loc. 36173: 14/1, Band 31). Diese Bildung von<br />

Kali- oder anderen Alaunen kannte schon Kaspar HASE 1558.<br />

Zur Begutachtung wird dieser Antrag an das Oberbergamt<br />

Freiberg gesandt, welches ihn mit mehr oder minder stichhaltigen<br />

Gründen ablehnt. Vor allen Dingen KLETTES Aussage<br />

„Alaun mit möglichst niedrigem Preis in den Handel zu bringen“<br />

war den hohen Beamten suspekt. Sie wussten, dass<br />

er dies durch die Alaunbildung ohne Zusätze (Seifen-siederlauge)<br />

und mit der sonst nicht üblichen Feuerung mit Kohlen<br />

aus eigenem Bergwerk, gegenüber der Holzfeuerung <strong>bei</strong><br />

den immer steigenden Holzpreisen, erreichen kann. Sie verweisen<br />

auf eine Nachricht des Faktors WELLNER, dass<br />

„KLETTE den Zentner Alaun um 8 Taler 12 Groschen, mithin<br />

um 12 Gr. wohlfeiler als das Schwemsaler und 2 Tl. 12 Gr.<br />

niedriger als das Reichenbacher Alaunwerk verkauft“ (HSA<br />

1812, Loc. 36173: 14/9-10, Band 31). Vor allen Dingen<br />

Lagerbestände, schleppender Export nach Bayern und verminderter<br />

Absatz im Vitriolwerk Reichenbach und dem<br />

königlichen Werk in Schwemsal <strong>bei</strong> Bad Düben, sowie eine<br />

angeblich erforderliche Ausweitung der bestehenden<br />

Holzkonzession waren Schwerpunkte der Ablehnung. Diese<br />

wurde am 4. August 1812 von 6 Beamten des<br />

Oberbergamtes, wie Friedrich Wilhelm Heinrich von TREBRA,<br />

Abraham Gottlob WERNER, Albrecht Ehrgott TAUBE, Georg<br />

Adolph Freiherr von PUTGENICK, Ernst Friedrich Carl von<br />

SCHIRNDING sowie Johann Carl FREIESLEBEN unterzeichnet.<br />

Trotzdem stellte das Geheime Finanzcollegium die<br />

Konzession bereits am 27. August 1812 mit bestimmten<br />

Auflagen aus. Vor allen Dingen sollten je Zentner Alaun 8<br />

Groschen an die Bergamtskasse in Altenberg gezahlt werden.<br />

Außer den Vorschriften der bestehenden Konzession<br />

wurde die Alaunherstellung auf das anfallende „Weiße<br />

Mehl“ beschränkt. Der Einsatz von Alaunerde und der<br />

Bezug von Seifensiederlauge (Fluss) waren untersagt. Als<br />

Feuerung wurde nur Potschappler Steinkohle zugelassen<br />

(HSA 1812, Loc. 36173, Anh. B. GÜRTLER & REICHEL 2001).<br />

Der Weitblick der Steuerbeamten war größer als der der für<br />

den <strong>Bergbau</strong> zuständigen Angehörigen des Oberbergamtes.<br />

Im April 1814 sucht KLETTE um den Erlass des Zehnten nach.<br />

„4 Pfannen waren sonst gangbar. <strong>Das</strong> Bergamt Altenberg<br />

verlangt für 4 Pfannen Zins fürs ganze Jahr. Bis März 1813<br />

wurde wenig, die letzte Zeit aber gar nicht produziert. Bis<br />

heute das ganze Werk stillgestanden hat, weil die<br />

Franzosen die Pfannen gehoben in der Vermutung, daß<br />

unter solchen Geld vergraben wäre - z. T. herausgerissen,<br />

alle Vitriolbänke zerhackt, die Öfen umgestürzt und alles so<br />

ruiniert haben, daß ich erst in diesen Tagen daran denken<br />

kann, das Werk mit einem geschätztem Wert von 1600<br />

Gulden herzustellen. Obwohl mehr als zu sehr bekannt ist,<br />

daß mein Gut mehrmals ausgeplündert worden ist und die<br />

Franzosen und andere Truppen 5 Monate lang daselbst<br />

gehaust haben ...“ (HSA 1812, Loc. 36173: 16 ff).<br />

Für 1813 und 1814 wurde der Pfannenzins aufgehoben.<br />

1815 stellt F. W. SCHAFF, der Pächter des Vitriolwerkes,<br />

Antrag auf Aussetzung der Abgaben. Neben der<br />

Gebäudeverwüstung <strong>bei</strong> Truppendurchmärschen war eine<br />

ganze Partie fertigen Vitriolöls entwendet worden! Nach<br />

dem Bescheid sollte er sich an den Verpächter wenden.<br />

1835 stellt KLETTE den Antrag zur Wiederaufnahme der<br />

Produktion in dem seit einigen Jahren stillstehenden Werk.<br />

Neben der Bestätigung erhält er für 3 Jahre gänzlichen<br />

Abgabenerlass.<br />

1836 wird wegen Unrentabilität die Produktion eingestellt.<br />

Einzelne Gebäude werden abgerissen, andere als Vorratsschuppen<br />

des Potschappler Steinkohlenwerkes genutzt<br />

(LESSKE 1903: 783).<br />

Aktenkundig (HSA 1800-1836) wird „das von dem<br />

Geheimen Rathe und Appelationsgerichts-Vice-Präsidenten<br />

Grafen von HAGEN, ingleichen vom Premier Lieutnant KLETTE<br />

zum Erkauf anerbotene, zu seinem Ritterguthe Potschappel<br />

gehörige Steinkohlenwerk und Steinkohlen-Lager“ 1836 an<br />

den Fiskus verkauft. Die Grubenrisse werden dem Königl.<br />

Steinkohlenwerk übergeben (s. Abb. 13-3). Der Friedrich-<br />

August Schacht ist 1837 abgeworfen worden, am<br />

07.05.1838 beantragt KLETTE die Aufhebung der<br />

Konzessionen zur Vitriol- und Alaunherstellung.<br />

1812-1898<br />

Johann Carl Gottfried REICHARD begann 1812 seine Tätigkeit<br />

als Chemiker im Potschappler Vitriolwerk. Mit Einvernehmen<br />

des Besitzers nahm er die Produktion von<br />

Schwefelsäure in großem Umfang auf, was an anderen<br />

Orten vergeblich versucht worden war. Bis 1806 wurde die<br />

Säure aus England bezogen, doch NAPOLEONs Kontinental-<br />

257

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!