Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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13 Die Vitriol- und Alaungewinnung<br />
aus Steinkohlen des<br />
<strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s<br />
(W. REICHEL, E. GÜRTLER)<br />
13.1 Vorbemerkungen<br />
Der Abbau von Steinkohlen und ihre Verwendung als Heizoder<br />
Schmiedekohle ist hinlänglich bekannt. Die Gewinnung<br />
von Steinkohle mit mineralischen Beimengungen als<br />
Rohstoff chemischer Produkte wird jedoch weitaus seltener<br />
erwähnt.<br />
Es gibt neuere Erkenntnisse darüber, dass um 1540 die<br />
Alaungewinnung den Kohlenbergbau an Bedeutung übertraf.<br />
Mit Gründung des Oberbergamtes (1542) erfolgten die<br />
ersten Verleihungen von Abbaurechten zur Alaungewinnung.<br />
Auch im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> war, neben dem umfangreichen<br />
Steinkohlen- und Urankohlenabbau, dieser Produktionszweig<br />
in Vergessenheit geraten. <strong>Das</strong> Auffinden von Archivmaterial<br />
und intensive Recherchen ermöglichen die<br />
Unterscheidung und Darstellung von 6 Produktionsperioden<br />
der Vitriol- und Alaungewinnung aus Steinkohlen des<br />
<strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s.<br />
Bereits wenige Jahre nach der ersten Urkunde des<br />
Kohlebergbaus (1542) und seiner Erwähnung durch G.<br />
AGRICOLA (1546) verzeichnet KENTMANN (1565) in seinem<br />
Mineralienkatalog „Alaunerdtrich“ und „Alaun“, die man in<br />
„Burk nahe Dippoldiswalde“ gräbt.<br />
Eine Schadensersatzforderung des Rittergutsbesitzers von<br />
Burgk beweist, dass der Kurfürst AUGUST um 1560 Bergherr<br />
war. Die „Befreiung“ (von Abgaben) des ersten<br />
Alaunwerkes zu Burgk erfolgte urkundlich am 5. September<br />
1558 (FALKE 1868: 2 u. 621). Bereits in dieser 1.<br />
Produktions-Periode wurde neben „Oleum“ (rauchende<br />
Schwefelsäure) auch Alaun erzeugt. 1577 wird erstmals das<br />
Dörfchen Zschiedge als „Sidtsch“ = sieden erwähnt (HEINZ<br />
1983: 7).<br />
Für die 2. Periode erfolgte in den letzten Jahren der<br />
Nachweis für eine Siederei ab 1581 nahe der Weißeritz, Flur<br />
Potschappel, zu der in aufwendigen Karren- oder<br />
Wagentransporten von vier Gewinnungsstellen<br />
(Potschappel, Hammer <strong>bei</strong> Kohlsdorf, Burgk und<br />
Potschappel/Zschiedge) das Rohmaterial angeliefert wurde.<br />
Für Betrieb und Transport waren auch Ingenieurbauten<br />
erforderlich, mit deren Planung und Bau der Oberbergmeister<br />
M. PLANER beauftragt wurde.<br />
Bereits 1586, dem Todesjahr von Kurfürst AUGUST, ist diese<br />
„Neue Siederei“ offenbar aufgelassen worden. Es existiert<br />
ein Verzeichnis zur Übernahme des Inventars durch das<br />
Zeughaus <strong>Dresden</strong> (s. GÜRTLER & REICHEL 2001: 27). Es war<br />
das Ende kurfürstlicher Aktivitäten <strong>bei</strong> der Alaunproduktion<br />
in diesem Gebiet.<br />
Für eine 3. Periode gibt es Hinweise durch KÖTTIG (1861: 7).<br />
Der kurfürstliche Kammerdiener Hans ULLMANN, Besitzer<br />
einer Alaunsiederei, stellt 1629 und 1635 Mutungsanträge<br />
für Kohlenfelder (Abbaurechte). Eine präzise Ortsangabe ist<br />
nicht möglich.<br />
Von der 4. Periode (um 1780), einer Siederei nahe des<br />
Geiersgrabens, liegen außer einem Lageplan, (GÜRTLER &<br />
REICHEL 2001: 3) keine weiteren Informationen vor.<br />
Eine offensichtlich erfolgreiche 5. Produktionsperiode<br />
begann 1796, mit der Gründung einer Vitriolsiederei am<br />
Geiersgraben <strong>bei</strong> Zschiedge, durch den Grafen H. von<br />
HAGEN. Ab 1812 galt die Konzession auch zur<br />
Alaunherstellung. Vermutlich hatte man die schon 1558 vom<br />
Bergwardein HASE (Probierer in Freiberg) gewonnenen<br />
Erkenntnisse der Alaunbildung „neu erfunden“. Nach<br />
Zerstörungen 1813 ist 1835 erneut produziert worden,<br />
1836-1837 wurden die durch Kriegswirren geschädigten<br />
Gebäude z. T. abgerissen.<br />
Die letzte und 6. Periode leitet in die Zeit moderner chemischer<br />
Produktion über. Mit der Gründung der Chemischen<br />
Fabrik REICHERT in Döhlen (1821) wurden qualitativ geringwertige<br />
Steinkohlen zur Produktion von Schwefelsäure verwendet.<br />
Im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> sind die <strong>bei</strong> der Verwitterung/<br />
Verar<strong>bei</strong>tung mineralhaltiger Kohlen sich bildenden<br />
Sekundärminerale durch umfangreiche Untersuchungen in<br />
Grubenbauen durch T. WITZKE (1990) dokumentiert worden.<br />
Gleiche Kenntnisse liegen in zahlreichen anderen<br />
Alaun-Produktionsstätten nicht vor.<br />
Zu den folgenden Ausführungen konnte umfangreiches<br />
Archivmaterial des Hauptstaatsarchivs <strong>Dresden</strong> (HSA), des<br />
Bergarchivs Freiberg (BA), aus dem Altbestand der<br />
Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg (UB)<br />
sowie der Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss<br />
Burgk (SSB) verwendet werden.<br />
13.2 Ausbildung und Geochemie der für die<br />
Alaungewinnung verwendeten Steinkohlen<br />
Die Flachmoore, in denen sich die Humusstoffe/Bio-massen<br />
der späteren Steinkohle anreicherten, wiesen variierende<br />
Wasserstände auf. Daraus resultiert ein unterschiedlicher<br />
Gehalt von Sauerstoff. Stillwasserzonen mit reduzierenden<br />
Bedingungen in denen Faulschlämme oder Sapropelite entstanden<br />
bildeten sich in den tiefsten Moorbereichen oder in<br />
Buchten. Dieser wechselnde Chemismus bewirkte die<br />
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