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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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freigelegt und von BEURLEN 1925 als Xylobius permicus<br />

bestimmt (s. u. Abb. 2.1-4).<br />

Er gehört wahrscheinlich zu den Nyranidae oder Xyloiulidae<br />

(SCHNEIDER & WERNEBURG 1998). Eine exakte Klassifikation<br />

ist erst möglich, wenn die Vitrine mit der Skelettplatte wieder<br />

geöffnet (Zerfallschutz) und eine Neuuntersuchung<br />

möglich wird.<br />

Klasse Insecta<br />

Blattodea<br />

Der bisher einzige Insektenrest aus dem <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>,<br />

Anthracoblattina dresdensis (GEINITZ & DEICHMÜLLER 1879),<br />

wurde auf der Halde des Kaiser Schachtes <strong>bei</strong> Kleinopitz<br />

gefunden (SCHNEIDER 1978: 22, SCHNEIDER & REICHEL 1989:<br />

60). Der Flügelabdruck befindet sich zusammen mit<br />

Pflanzenresten auf einem Brandschiefer und stammt vermutlich<br />

aus den klastischen-tuffitischen Bänken zwischen<br />

Flöz 1 und 3 der Döhlen-Formation.<br />

Anthracoblattina gehört zu den in Feuchtbiotopen des<br />

Karbon und Unterrotliegenden häufigen schabenartigen<br />

Insekten (Blattodea). Diese Gattung ist vor allem für<br />

Sedimente aus der Uferzone von Seen typisch, nicht so<br />

sehr für die Moorfazies selbst. Der Kaiser Schacht steht im<br />

Bereich der Flözvertaubung in westlicher Richtung und der<br />

skizzierte Lebensraum entspricht diesem Befund.<br />

Irrtümlich für Invertebratenfossilien gehaltene Strukturen<br />

Balanus carbonaria PETZHOLDT 1841<br />

Die von PETZHOLDT 1841a und 1842 als Balanus carbonaria<br />

beschriebenen Strukturen, also marine, auf ihrem Untergrund<br />

festgewachsene Rankenfußkrebse (Seepocken), wurden<br />

schon von NAUMANN & COTTA (1845: 311-312) als<br />

Pseudofossilien erkannt. Sie betrachten diese „als anorganische<br />

Concretionsformen ... etwa so, wie sie im<br />

Tutenmergel vorkommen“.<br />

Es sind tatsächlich anorganische Bildungen, Karbonataus-fällungen<br />

an Schrumpfungsrissen im Schluffstein.<br />

2.1.3 Vertebraten (Wirbeltiere)<br />

Beim Abbau des Unteren Kalkflözes in Niederhäslich wurden<br />

in einem Zeitraum von ca. 20 Jahren mehrere Hundert<br />

Skelette geborgen. Dies ist vor allen Dingen der Initiative<br />

von H. CREDNER und seiner Tharandter Verbindungsleute ab<br />

1881 zu danken, obwohl vorher H. B. GEINITZ (1881: 49) „diesem<br />

Kalke seit länger als 40 Jahren stete Aufmerksamkeit<br />

gewidmet und jährlich mindestens einmal mit seinen<br />

Zuhörern einen Besuch gemacht“ hatte.<br />

Geborgen wurden zumeist die Reste der im Gewässer<br />

selbst oder direkt an seinen Ufern lebenden, also aquatisch<br />

bis semiaquatisch adaptierten Tiere. Die reinen Festlands-<br />

bewohner, wie terrestrisch adaptierte Amphibien und vor<br />

allen Dingen die Reptilien, sind oft nur durch ihre Fährten<br />

bekannt. So ist es schon einer der großen Glücksfälle, dass<br />

im Döhlen <strong>Becken</strong> die berühmte Platte mit 6 Skeletten des<br />

Reptils Haptodus entdeckt und mit viel Mühe und Aufwand<br />

geborgen wurde.<br />

2.1.3.1 Fische<br />

<strong>Das</strong> komplette Fehlen von Fischresten gehört zu den bisher<br />

nicht eindeutig erklärbaren Phänomenen des <strong>Döhlener</strong><br />

<strong>Becken</strong>s. Für die offenen Wasserflächen über sapropelitischen<br />

Kohlemooren (REICHEL 1984: 322 u. 329) und die<br />

amphibienreichen Seen der Kalkflöze sind besondere hydrochemische<br />

und limnologische Bedingungen anzunehmen<br />

(GEBHARDT & SCHNEIDER 1993: 96). Dies erklärt aber nicht,<br />

warum Fische in den unterschiedlichen Seetypen des<br />

gesamten Profils fehlen, in den Nachbarbecken aber häufig<br />

vorkommen.<br />

Ursache könnte sein, dass das <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> nicht in<br />

Flusssysteme eingebunden war, die eine Einwanderung<br />

von Fischen ermöglichten. Die Existenz eines Abflusses aus<br />

dem <strong>Becken</strong> ist nicht nachgewiesen. Jedoch auch endogene<br />

Faktoren, wie Sauerstoffdefizit <strong>bei</strong> zu geringem<br />

Süßwasser, stark evaporitisches Wasser, Seismik,<br />

Fumarolen oder häufige Niederschläge vulkanischer Aschen<br />

mit möglichem Umschlag des Chemismus, könnten einzeln<br />

oder in Summe den Lebensraum für Fische vernichtet<br />

haben.<br />

Der See im Massiv von Masarbit, SO des Rudolph Sees in<br />

Ostafrika, mit saisonalen Niederschlägen, einem kaum bis<br />

zum Meer gelangenden Abfluss, ohne Fischfauna, sowie<br />

der Mono Lake, Kalifornien, könnten einige Hinweise zum<br />

Döhlen <strong>Becken</strong> geben.<br />

In der Literatur werden folgende „Fischfunde“ genannt:<br />

• GEINITZ (1855: 1, Tafel 34, Fig. 6a, b): Lamna carbonaria<br />

GERMAR. Länge 2 cm, an der Basis 9 mm breit, Fragment<br />

eines vermeintlichen Haizahnes „in der Schieferkohle<br />

von Gittersee durch A. PETZHOLDT entdeckt, welchen<br />

gegenwärtig die academische Sammlung in Leipzig<br />

bewahrt.“<br />

• GEINITZ (1856: 62): Lamna carbonaria „ein Fischzahn,<br />

welcher durch Herrn Factor LIEBSCHNER in der<br />

Schieferkohle des Moritz Schachtes <strong>bei</strong> Gittersee entdeckt<br />

worden ist und mit der Sammlung des Herrn<br />

Hofrath Dr. A. PETZHOLDT ... an die Universität zu Leipzig<br />

übergegangen ist.<br />

• GEINITZ (1881: 4): Vom Steinsammler LIEBSCHER unter<br />

dem Namen eines „versteinerten Räucherkerzchens“<br />

überbrachter großer Zahn ist 1861: 3 Taf. 9 als<br />

Onchiodon labyrinthicus Gein. beschrieben worden.<br />

Nach GEINITZ & DEICHMÜLLER (1882: 27-30) soll es sich<br />

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