Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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sperre verhinderte das. <strong>Das</strong> traf einige Wirtschaftszweige<br />
hart.<br />
Nach den Kriegsereignissen entschloss sich REICHARD auf<br />
eigene Rechnung zu ar<strong>bei</strong>ten. Mit seinem Bruder Carl<br />
August REICHARD begann er eine Fabrik für pharmazeutische<br />
und technisch-chemische Präparate zu errichten (Abb. 13-4).<br />
Durch ihren Schwager, den Baumeister Otto Biedermann<br />
GÜNTHER unterstützt, kauften sie zu günstigen Bedingungen<br />
staatliche Kohlenfelder in Niederpesterwitz (SSB Akte 23).<br />
Abb. 13-4: „Chemische Fabrik des Prof. REICHARDT,<br />
Freital-Döhlen im Plauenschen Grunde“.<br />
Produktion von Schwefelsäure aus pyritreichen<br />
und minderwertigen Steinkohlen.<br />
KIRCHNER, Lithographie, Album d. Sächs.<br />
Industrie 1856-58: 67, Tafel n. S. 70<br />
Es wird ausgeführt, dass die gekauften fiskalischen<br />
Kohlenfelder am Sauberg ursprünglich <strong>bei</strong>m Betriebe des<br />
Tiefen Weißeritzstollns abgebaut werden sollten. <strong>Das</strong> unterblieb<br />
jedoch wegen schlechter Qualität, starker Störung der<br />
Flöze und dem „Abschneiden auf dem Porphyr“. Zum<br />
Betreiben der Fabrik wurden täglich ca. 7 t Kohle benötigt.<br />
„Wir haben es durch besondere Einrichtung der Öfen dahin<br />
gebracht, diese so geringe Kohlensorte nutzen zu können“.<br />
Vorrangig ist Schwefelsäure nach einem nicht mehr bekannten<br />
Verfahren produziert worden. Nach 75 Jahren stellte<br />
man 1898 die Produktion ein.<br />
258<br />
14 Ausgewählte Sachthemen<br />
des <strong>Bergbau</strong>s im <strong>Döhlener</strong><br />
<strong>Becken</strong> (14.1-14.6: W. REICHEL mit Beiträgen<br />
von H. GRÄFE und E. GÜRTLER)<br />
Aus dem umfangreichen Quellenmaterial wurden nur wenige<br />
technologische Prozesse ausgewählt, die entweder<br />
generelle Bedeutung hatten oder durch die spezifischen<br />
Lagerstättenbedingungen veranlasst, dem gesamten<br />
Steinkohlenbergbau progressive Impulse vermittelten.<br />
Mit ihnen versuchten die Bergleute den inneren oder von<br />
außen hereingetragenen negativen Einwirkungen zu begegnen.<br />
Beispiele dafür sind die zusitzenden Wässer, die<br />
„Verwachsungen“ von Kohle und Bergematerial, das frühe<br />
Vordringen in größere Teufen und der Konkurrenzdruck<br />
anderer Produzenten nach dem Eisenbahnbau.<br />
Da<strong>bei</strong> ist zu beachten, dass das Königliche Steinkohlenwerk<br />
Zauckerode als Erprobungsbetrieb für neue Technologien<br />
vielfach auch für den Erzbergbau richtungweisend war.<br />
14.1 Der Kampf gegen zusitzende Wässer<br />
Generalisiert liegt morphologisch über der Steinkohlenlagerstätte<br />
ein Haupttal mit mehreren Nebentälern mit bis<br />
zu 100 m Niveauunterschied. Mehrere Täler entstanden am<br />
Ausstrich der Steinkohlenflöze. Die ersten Kohlenabbaue<br />
dürften Schürfe gewesen sein. In den nur flachen Talflanken<br />
versuchte man frühzeitig, durch Stollenvortriebe die<br />
Kohlenflöze zu erschließen (vgl. Kap. 9.2.1 und 9.2.2.).<br />
Am 07.05.1576 erging ein Befehl des Kurfürsten: „… den<br />
Stolln, dran dem ganzen Bergwerk gelegen, wiederum<br />
erheben und auszimmern zu lassen …“ (FALKE 1856: 213-<br />
214). Aus dieser Zeit wird von einem Kurfürstlichen<br />
Kohlenwerk mit der Alten Kunst und einem Kunststolln zur<br />
Weißeritz berichtet (GÜRTLER 2000b: 5).<br />
Den ältesten erhaltenen Stollenriss aus der Gegend von<br />
Pesterwitz zeichnete am 04.06.1633 der Markscheider E.<br />
MORGENSTERN (BA Findk. 379 Stk. 74, GÜRTLER 2000b).<br />
Auftraggeber war der Wardein (Probierer) von <strong>Dresden</strong>, also<br />
kein unmittelbarer Grundbesitzer. Bei Stollenprojekten vom<br />
Ende des 17. Jh. durch die Markscheider LIEBSCH<br />
(23.05.1696) und BEYER (20.06.1697, Archiv SSB) wird ausdrücklich<br />
der Rittergutsbesitzer von der Planitz auf<br />
Zauckerode erwähnt.<br />
Im flachen N-Hang des Wiederitztales fuhr ab 07.02.1747<br />
der Gutsbesitzer von Kohlsdorf J. C. BURGHARDT einen später<br />
bis auf ca. 1500 m verlängerten Stollen auf, mit 20<br />
bekannten Stollenschächten und 3 Lichtlöchern, aus denen<br />
auch gefördert wurde. Er trieb den Stollen bis in das<br />
Zauckeroder Grubenfeld vor.