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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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Zusammenfassung / Summary<br />

(W. REICHEL, M. SCHAUER & H.-J. WEISS)<br />

Eine intensive geowissenschaftliche Erforschung des<br />

<strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s als Grundlage zum Verständnis der<br />

Entstehung und Verbreitung seiner Bodenschätze erfolgte<br />

etwa seit 1800. Große zusammenfassende Ar<strong>bei</strong>ten wurden<br />

von C. F. NAUMANN & B. V. COTTA (1845), R. HAUSSE (1892)<br />

und H. HARTUNG (1906) publiziert.<br />

Die Monographie umfasst den gesamten <strong>Bergbau</strong>, der ab<br />

1542 bis 1989 umging. Zeitweise wurden Steinkohle,<br />

Kupfer, Alaun, Kalkstein und Uran gewonnen.<br />

Im 19. Jh. bekam der Steinkohlenbergbau im <strong>Döhlener</strong><br />

<strong>Becken</strong> aus verschiedenen Gründe einen Aufschwung: <strong>Das</strong><br />

nahe liegende Berg- und Hüttenrevier Freiberg und die<br />

Landeshauptstadt <strong>Dresden</strong> hatten einerseits einen großen<br />

Bedarf an Kohle und konnten andererseits technisch und kaufmännisch<br />

geschultes Personal bereitstellen. Mehrere technische<br />

Neuerungen zur Erhöhung der Effektivität wurden im<br />

Königlichen Steinkohlenwerk erstmals erprobt und genutzt.<br />

Der geologische Teil (Kap. 1 bis 8) dieser Monographie gibt<br />

erstmals eine vollständige Darstellung der fossilen Flora und<br />

Fauna des <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s. Zusätzlich zur Auflistung der<br />

Arten wird die Ökologie verschiedener Lebensräume<br />

betrachtet. Auf der Grundlage von Florengemeinschaften<br />

werden mehrere Biotope und Lithofaziestypen beschrieben.<br />

Einige Funde verdienen besondere Erwähnung: das seinerzeit<br />

Aufsehen erregende „Massengrab der Saurier“<br />

(Reptilien), zahlreiche Skelette kleiner Amphibien, der bisher<br />

jüngste Fund des großen wirbellosen Tieres Arthropleura,<br />

Pflanzen der Rotliegendsümpfe in Lebensstellung, salzliebende<br />

marine Algen, Fährten von Tetrapoden und<br />

Wirbellosen. <strong>Das</strong> absolute Fehlen von Fischen und die<br />

Seltenheit von Fossilien einer progressiven Pflanzengemeinschaft<br />

trockener Standorte gehören zu den charakteristischen<br />

Besonderheiten des <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s. Die fossilführenden<br />

Schichten sind allerdings geringmächtig und<br />

haben nur begrenzte biostratigraphische Aussagekraft.<br />

Im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> sind 4 große Sedimentationsperioden<br />

erkennbar, die teilweise zyklisch strukturiert sind. Deren<br />

Lithologie wird unter verschiedenen Aspekten betrachtet:<br />

pyroklastische Horizontierung, Kohlenpetrographie, fazielllithologische<br />

Probleme, Geröll-spektrum, Entstehung von<br />

Siliziten (Hornsteinen). Vulkanische Gesteine wurden<br />

sowohl von einem an das Elbelineament gebundenen<br />

andesitischen Vulkanismus geliefert als auch als rhyolithische<br />

Pyroklastite von außerhalb in das <strong>Becken</strong> eingetragen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> wird hier erstmals als Uran-(Vanadium-)<br />

Lagerstätte beschrieben, einschließlich Angaben<br />

zur Geochemie, zur Anreicherung von Schwermetallen und<br />

zur stratigraphisch-tektonischen Situation der Vererzungen<br />

in den Steinkohlen und ihren Nebengesteinen. Es enthielt<br />

ca. 7.000 t Uran sowie die gleiche Menge Vanadium, außerdem<br />

Molybdän, Arsen, Blei, Zink und große Mengen Eisen<br />

als Pyrit. Zinn und Kupfer sind selten.<br />

Als Quellen der im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> angereicherten<br />

Schwermetalle kommen verschiedene primäre Lagerstätten<br />

nordwestlich des <strong>Becken</strong>s in Betracht: das altpaläozoische<br />

Schiefergebirge, die jungpaläozoischen Vulkanitregionen<br />

von Meißen und Tharandt sowie der<br />

Monzonitkomplex von Meißen.<br />

Die zahlreichen Minerale der Sedimentfolge und des<br />

Grundgebirges werden aufgeführt, ergänzt durch Sekundärminerale<br />

aus den Grubenbauen und von Haldenbränden.<br />

Ein bemerkenswertes Mineral, auch historisch gesehen, ist<br />

der besonders in klastischen Gängen angetroffene<br />

Whewellit.<br />

Es gibt Hinweise auf (syn- bis) frühepigenetische<br />

Thermalwasserbildungen. Schwach metamorphe Bildungen<br />

und der Grad der Inkohlung lassen auf einen erhöhten<br />

Temperaturgradienten während der <strong>Becken</strong>bildung schließen.<br />

Als Energiequelle wird ein tiefkrustaler Restmagmenherd<br />

vermutet.<br />

In allen Formationen sind Horizonte felsischer Tuffe/ Tuffite<br />

nachgewiesen. Ihre Beziehung zu vulkanischen Ereignissen<br />

in der Umgebung (Tharandt, Meißen) ist noch zu klären.<br />

Die tektonischen Elemente, abgeleitet vorwiegend aus<br />

Streckenkartierungen, Grundrissen, Querschnitten und<br />

einem Blockbild, werden beschrieben und analysiert.<br />

Im <strong>Becken</strong> ist ein System NW-SO-gerichteter Brüche vorhanden<br />

mit abgeschobenem NO-Flügel. Vier vielfach aufgefiederte<br />

Teilsysteme markieren den südwestlichen<br />

<strong>Becken</strong>rand und die NO-Flanken von Schwellen des<br />

Grundgebirges. Außerdem gibt es im Raum Bannewitz am<br />

nordöstlichen <strong>Becken</strong>rand einen steil nach SW einfallenden<br />

Abbruch an der Monzonitschwelle. In diesem Bereich bildet<br />

das <strong>Becken</strong> einen Grabenbruch, sonst einen Halbgraben.<br />

Auswirkungen tektonischer Aktivität sind fortwährend im<br />

gesamten <strong>Becken</strong> vorhanden, jedoch in unterschiedlicher<br />

Stärke. Eine Beschränkung auf zwei aktive Phasen, wie<br />

zuweilen angenommen, ist nicht erkennbar. Klastische<br />

Gänge oder „Kämme“ sind vorwiegend in der unteren<br />

Hälfte der Schichtenfolge anzutreffen. Sie entstanden frühepigenetisch<br />

durch seismische Erschütterung der noch<br />

wenig verfestigten Sedimente, besonders in den<br />

Kohlenflözen, mit deren Lagen sie „kamm“-artig verzahnen.<br />

Die da<strong>bei</strong> gebildeten Spalten wurden hauptsächlich<br />

durch von oben eindringendes Material gefüllt, in<br />

Einzelfällen auch durch von unten eingepresste fluide<br />

Masse. Fluide Schlingen entstanden durch differierende<br />

Setzungsraten von Kohle und Klastiten.<br />

Der flächenhafte Spannungsausgleich durch die<br />

Kammspalten konzentrierte sich mit wachsender Stabilität<br />

der Sedimentdecke auf lineare Abschiebungszonen entlang<br />

der Grundgebirgsschwellen.<br />

Während der Sedimentation erweiterte sich das <strong>Becken</strong> tektonisch<br />

unregelmäßig in Richtung NO-SW: der nordwestliche<br />

Teil um ca. 5-10 %, der südöstliche Teil um 15-30 %.<br />

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