Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Aufschluss des Pyrits, sondern der Brand wird abgeschwefelt.<br />
Damit konnte <strong>bei</strong>m Laugen kein Alaun entstehen.<br />
Der „Schiefer“, z. B. Grauharte Kohle, wurde vor dem<br />
Laugen zerkleinert und ausgewaschen. Die Waschhalden<br />
lagen in einem Erzhof. Diese Technologie entspricht eindeutig<br />
der Haufenlaugung (Leaching), wie sie <strong>bei</strong> AGRICOLA<br />
(1556, Buch XII: 455 und 458, s. Abb. 13-1) abgebildet und<br />
beschrieben wird. Ausdrücklich ist dort auf die<br />
Notwendigkeit des Umschaufelns und Abkühlens des<br />
Haufwerkes hingewiesen, da die exothermen Umwandlungen<br />
zur Selbstentzündung führen können.<br />
In der neuen Siederei „standen in unmittelbarer Nähe dieser<br />
Wäschen (Laugehalden) Kästen mit Pumpen ... mit<br />
Ledermanschetten, die einem ständigen Verschleiß unterlagen.<br />
Mit Hilfe dieser Pumpen gelangte die Lauge durch<br />
Röhren aus Holz ins Siedehaus ... und man verlegte sie<br />
wie gewöhnlich ohne Werg und Pech. Im Siedehaus konnte<br />
Tag und Nacht die Lauge in bleiernen Pfannen, die<br />
ummauert waren, gesotten werden. Als Heizmaterial<br />
nahm man sehr viel Holz ...“ (HSA 1573, Loc. 34946, Bl.<br />
7/2). <strong>Das</strong> Beheizen mit Kohlen war offensichtlich noch<br />
nicht üblich. <strong>Das</strong> Holz und die Schiefer mussten gegen<br />
Diebstahl bewacht werden.<br />
Die konzentrierte Lauge gelangte 14-tägig mit dem<br />
Fuhrwerk zum „Feinhaus“ zur Endverar<strong>bei</strong>tung. <strong>Das</strong><br />
Endprodukt wurde im Schloss zu <strong>Dresden</strong> deponiert (HSA<br />
wie vor). <strong>Das</strong> deutet auf die enorme Bedeutung des Alauns<br />
als Exportgut.<br />
Trotz des umfangreichen Aufwandes <strong>bei</strong>m Neubau erfolgte<br />
bereites 1585 die Einstellung des Siedebetriebes. 1586<br />
verstarb der Kurfürst AUGUST und sein Nachfolger<br />
CHRISTIAN war offenbar an merkantilen Aktivitäten nicht<br />
interessiert. Im Herbst 1586 ist das Siedehaus für den Bau<br />
der <strong>Döhlener</strong> Kirche verkauft worden, während das<br />
Inventar das Zeug-haus in <strong>Dresden</strong> übernahm (GÜRTLER &<br />
REICHEL 2001: 10 und 27).<br />
Danach verlieren sich die Aktivitäten des Kurfürsten <strong>bei</strong> der<br />
Herstellung von Alaun und Vitriol im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>. Nach<br />
einer Notiz des kurfürstlichen Rentamtes wird 1597<br />
erwähnt: „Hans HARRER‘s Erben und sowohl andere<br />
Gewerken des Vitriolbergwerkes zu Burgk ...“, die nicht<br />
näher bezeichnet werden. Es ist nicht zu ergründen, ob es<br />
sich da<strong>bei</strong> um eine Rechtssache oder wirtschaftliche<br />
Aktivitäten in der alten Burgker Siederei handelt.<br />
1629, 1635<br />
Noch bevor die Kriegswirren des 30jährigen Krieges 1631<br />
Sachsen erreichten, hat eine weitere Siederei bestanden,<br />
die jedoch nicht eindeutig zu lokalisieren ist. Nach KOETTIG<br />
(1861: 7) und WILSDORF (1985: 31 Fußnote 24) besitzt 1635<br />
der kurfürstliche Kammerdiener Hans ULLMANN im Plauen-<br />
schen Grund ein Alaunsiedewerk und bewarb sich bereits<br />
1629 um Kohlenfelder (Abbaurechte).<br />
In einer Karte von Ritter von SERRA-OLSETI (1841), aus<br />
„Historische und topographische Beschreibung der schönen<br />
Plauenschen und Rabenauer Gründe“, werden zwischen<br />
Burgk und Zschiedge, im Tal Damms-Delle, drei Gebäude<br />
als „Vitriol M.“ dargestellt. Trotz des Maßstabes<br />
(Wegstunde) kann sich dieser Eintrag nicht auf das alte<br />
Burgker Vitriolwerk am Vorwerk beziehen. In der Karte des<br />
Plauenschen Grundes von PETRY (1759, SSB) fehlt ein<br />
Vitriolwerk. Ein Darstellungsfehler und Verwechslung mit<br />
dem Vitriolwerk am Geiersgraben <strong>bei</strong> Zschiedge (s. 1796) ist<br />
daher möglich.<br />
1780<br />
Um 1780 bestand unweit des Niederschachtes am Geiersgraben<br />
eine „Oleum Brennerey“ (heute Zur Schicht Nr.<br />
54/56), von der im Archiv der Bergsicherung Freital ausschließlich<br />
ein Lageplan vorhanden ist (GÜRTLER & REICHEL<br />
2001: 3)<br />
1796-1837<br />
1796 (HSA 1812, Loc. 36173: 41) beantragte der Geheimeauch<br />
Appelationsrat Ernst Heinrich Graf von HAGEN,<br />
Rittergutsherrschaft Potschappel, die Konzession zur<br />
Vitriolherstellung. Er habe ein „arcanum artefactum<br />
(geheimnisvolles Kunsterzeugnis), aus einer Art Steinkohle<br />
reinen Eisenvitriol zu bereiten, entdeckt“. An diesem<br />
Vorhaben war sicherlich der 1793 von HAGEN als Faktor<br />
angestellte ehemalige preußische Bergbeamte Johann<br />
Ferdinand STILLER maßgeblich beteiligt und vielleicht sogar<br />
der Initiator.<br />
Bis zur Erteilung der Konzession ergaben sich erhebliche<br />
rechtliche Probleme. <strong>Das</strong> Ausgangsmaterial ist<br />
„Schwefeleisen und Schwefelnieren“, also Pyrit. Als Erz<br />
gehört Pyrit zum „Bergregal“ und kann nur über das<br />
Bergamt, unter Abgabe des Zehnten an den Fürsten, gemutet<br />
werden. HAGEN vertraute auf sein Grundbesitzer-Recht<br />
die Kohlen, die nicht dem Bergregal unterlagen und in<br />
denen der Pyrit eingeschlossen war, abbauen zu können.<br />
Beim Bergamt erhob dagegen die „Vitriol- und<br />
Schwefelwerks Gewerkschaft zu Berggießhübel“<br />
Einspruch, da sie ab 1. März 1793 eine Konzession zur<br />
Gewinnung von Schwefelkies besaß, die bis zum rechten<br />
Weißeritzufer reichte, einschließlich eines Verbietungsrechtes.<br />
Es wurde versucht, einen jährlichen Geldbetrag<br />
und eine Abgabe für jeden Zentner Vitriol zu bekommen.<br />
Nach einem Vergleich und der Zahlung von 700 Talern ist am<br />
24. Mai 1796 die Konzession zum „Betreiben eines<br />
Vitriolwerkes in Potschappel“ erteilt worden (HSA 1812,<br />
Loc. 36173, Band 31: ab 41). Auszüge daraus findet man <strong>bei</strong><br />
GÜRTLER & REICHEL (2001: 28-29).<br />
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