Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bereits 1806 gründeten die Königlichen Steinkohlenwerke<br />
eine Verkaufsniederlage in <strong>Dresden</strong>; die Versuche der<br />
Brikettherstellung und der Beginn der Kokserzeugung wurden<br />
ebenfalls in Hinsicht auf eine Absatzerweiterung<br />
(HARTUNG 1906: 17) durchgeführt.<br />
1808 erwarb das Werk die „Ziegelscheune“, 1808 begann man<br />
mit der Anlage einer Steingut- und Töpferwarenfabrik, um den<br />
Eigenverbrauch von Klarkohlen und „einen über dem Flöze<br />
vorkommenden Schieferton, den sog. Mergel, nutzbringend<br />
zu verwerten“. Erst nach vielen Mühen und Kosten gelang es<br />
1812, brauchbare Steingutwaren mit und ohne Glasur herzustellen.<br />
Nach einigen Jahren wurde die „Poterie“ von der<br />
Königlichen Porzellanmanufaktur <strong>Dresden</strong> übernommen.<br />
Erfolge <strong>bei</strong> der Verwendung der Klarkohle erzielten die<br />
Burgker Steinkohlenwerke. Die „Gasanstalt“ speicherte<br />
das <strong>bei</strong> der Koksproduktion anfallende Leuchtgas in zwei<br />
Gasometern am Wilhelminen Schacht. Burgk war das erste<br />
Dorf Deutschlands mit einer Gasbeleuchtung.<br />
Der Freiherr A. DATHE von BURGK erkannte auf seinen zahlreichen<br />
Inspektionsreisen die Perspektive der Kooperation von<br />
Steinkohlengruben mit Eisen verar<strong>bei</strong>tenden Betrieben.<br />
Am 20. März 1827 erwirbt er den mit Wasserkraft betriebenen<br />
Eisenhammer in Dölzschen (DRESSEL 1989: 3). Dort<br />
wurde 1828 ein Cupolofen für die Gießerei in Betrieb<br />
genommen. Zwischen 1835-1840 stieg die Eisenverar<strong>bei</strong>tung<br />
von 5000 auf 10.000 Zentner (Wilsdorf 1885: 16).<br />
Der erste Hochofen in Sachsen, der ausschließlich mit Koks<br />
der Burgker Koksöfen beschickt worden ist, wurde 1842<br />
angeblasen (PULS & VOGEL 1994). Dafür erhielt der Freiherr<br />
von BURGK von der Staatsregierung eine Prämie in Höhe von<br />
25.000 Taler.<br />
Der Hochofen wurde jedoch 1849 wieder gelöscht (HOHL-<br />
FELD 1939), als sich höhere Gewinne aus dem Kauf von<br />
Eisen erzielen ließen (WILSDORF 1984: 16).<br />
1826 war der alte Eisenhammer in Obercarsdorf <strong>bei</strong><br />
Schmiedeberg durch v. BURGK erworben worden. Es erfolgte<br />
der Neubau von Puddle-Öfen zur Stahlherstellung und<br />
eines zugehörenden Walzwerkes.<br />
14.7 Markscheidewesen<br />
(C. BEYER mit Beiträgen von F. MÜLLER, W. REICHEL<br />
& C. WEDEKIND)<br />
14.7.1 Die markscheiderische Dokumentation der<br />
Grubenbaue<br />
Die Steinkohlenflöze des <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s wurden in der<br />
Zeit von 1542 bis 1989 nach Rissunterlagen von mindestens<br />
37 Betrieben abgebaut (bergschadenkundliche Analyse<br />
1972: Teil 2, 152). Anfangs herrschte Grundeigentümerbergbau<br />
am Ausbiss der Lagerstätte vor. Später übernahmen pri-<br />
322<br />
vate und staatliche <strong>Bergbau</strong>gesellschaften den großflächigen<br />
Abbau, vor allem des mächtigen obersten oder 1. Flözes.<br />
Der oberflächennahe „wilde Abbau“ der Grundeigentümer<br />
ist nicht risskundig. Als älteste bekannte Darstellung existiert<br />
von 1633 noch ein „Abries Und Gelegenheidt eines<br />
Stollns“ <strong>bei</strong> Pesterwitz, des Markscheiders Elias<br />
MORGENSTERN (BA Findk. 379, Stk Nr.74).<br />
Mit der Weiterentwicklung des <strong>Bergbau</strong>es, seiner flächenhaften<br />
Ausdehnung sowie durch das Vordringen in größere<br />
Abbauteufen wurde es erforderlich, die Grubenbaue nach<br />
Lage und Höhe in maßstabsgerechten Darstellungen in<br />
einem Risswerk zu dokumentieren. Es entstanden 30<br />
Risswerke unterschiedlicher Ausprägung in verschiedenen<br />
Maßstäben. In ihnen wurden die Abbaugebiete der<br />
Lagerstätte in Grund- und Saigerrissen erfasst.<br />
Aus der Zeit um 1800 sind mehrere Flachrissdarstellungen<br />
bekannt. <strong>Das</strong> Projizieren der Grubenbaue auf eine dem<br />
generellen Einfallen der Lagerstätte entsprechende geneigte<br />
Ebene ist eine im modernen Steinkohlenbergbau unübliche<br />
Dokumentation. Sie hatte aber den Vorteil, dass die tatsächlich<br />
abgebauten Flächenumfänge dargestellt werden<br />
konnten. Diese Methode entwickelte sich in flachen<br />
Gängen des Erzbergbaus und wurde von den dort ausgebildeten<br />
Markscheidern in den sich entwickelnden<br />
Steinkohlenbergbau übertragen.<br />
Der älteste bekannte Flachriss stammt von 1774 und zeigt<br />
mit zwei gesonderten Profildarstellungen die Situation der<br />
Burgker Steinkohlenwerke (SSB 1774 ohne Autor). Bemerkenswert<br />
ist die Südorientierung des Risses und neben<br />
„Haupt-Flötz“ die Bezeichnung „Fletzen“ für Störungen.<br />
24 Jahre später folgt „Grund und Flacher Riß wie auch<br />
Seitenansicht über ein Stück Stein Kohlen Flötz, welches<br />
bey Leopold Erbstolln jetzt bebaut ist“ (SSB 1798 Vice<br />
Markscheider A. Jonas OEHLSCHLÄGEL). Der Riss war sicher<br />
Teil eines Vorprojektes des Oberbergamtes Freiberg für die<br />
1799 erfolgte Übernahme des Grubenfeldes.<br />
Bei der Archiv-Recherche konnte der 2,5 m lange und 0,75<br />
m breite „Flache und Seiger Riß über die Königl.<br />
Steinkohlenwerke im Plauenschen Grund“ aufgefunden<br />
werden (Detail s. Abb. 9.2-7). Er war der General-<br />
Abnahmeriss des Betriebes für die Jahre 1838-1849 und<br />
hatte einen Maßstab von ca. 1 : 1680.<br />
Um 1800 existierten bereits auch Grundrisse als Platten-<br />
Risswerke, wie das der Potschappler Werke (s. Abb. 13-3)<br />
und das der von SCHÖNBERG’schen Steinkohlenwerke in<br />
Döhlen (s. Abb. 9.2-4). Die Markscheider bzw. die Autoren<br />
dieser Risswerke sind nicht bekannt.<br />
Die Kartierung erfolgte ebenfalls auf großformatigen<br />
Rollrissen, besonders die der Burgker Steinkohlenwerke.