Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Die Koordinatenachsen der Risswerke wurden anfangs in<br />
freien Systemen ausgerichtet, das heißt die Nordachse<br />
wurde frei gewählt, meist in Anlehnung an vorhandene<br />
Koordinatensysteme der Tagesoberfläche.<br />
Von der allgemein üblichen nördlichen Ausrichtung der<br />
Risswerke weicht das der Burgker Steinkohlenwerke ab, es<br />
ist nach Süden orientiert!<br />
Aus mehreren Bezeichnungen von Grubenbauen (z. B.<br />
„Flache“) ist der starke Einfluss des Wettiner- und<br />
Mansfeldischen <strong>Bergbau</strong>s auf die Burgker Werke zu erkennen.<br />
Durch die Kooperation mit dem Bergrat A. ERDMANN<br />
des preußischen Bergamtes Wettin wurden zeitweilig<br />
Markscheider aus diesen Revieren in die Burgker Werke<br />
entsandt (PULS & VOGEL).<br />
Die Höhenangaben auf den alten Risswerken sind miteinander<br />
nicht vergleichbar. Sie beziehen sich auf unterschiedliche<br />
Ausgangspegel, unter anderem auf den Elbpegel an der<br />
Augustus-Brücke in <strong>Dresden</strong> oder auf einen Nordseepegel.<br />
In später neu angelegten Risswerken wurden die<br />
Höhenangaben koordiniert und generell auf NN-Amsterdamer<br />
Pegel bezogen.<br />
Die Burgker Steinkohlenwerke wiesen Höhen unterhalb des<br />
Elbpegels mit plus, oberhalb mit minus aus. Diese unübliche<br />
Verfahrensweise soll wegen der einfacheren<br />
Berechnung eingeführt worden sein (mündl. Mitt. F. BAYLER).<br />
Unsicherheiten <strong>bei</strong> der Abgabe der magnetischen Nordrichtung<br />
<strong>bei</strong> den üblichen Kompasszügen ergaben sich in der<br />
Nähe des Monzonitmassivs durch die Einflüsse magnetischer<br />
Gesteinsminerale. <strong>Das</strong> führte besonders <strong>bei</strong>m Vortrieb<br />
des „Tiefen Elbstollns“ zu erheblichen Schwierigkeiten.<br />
Der Faktor der Königlichen Steinkohlenwerke E. F. W. LINDIG<br />
schreibt im Jahresbericht 1833 an das Hohe Finanzministerium<br />
(Akte 2 Vol. I - Administration der Domänial. Stw. Seite<br />
5) „... daß der Durchschlag zwischen dem 5. und 6. Lichtloch<br />
des Tiefen Elbstolln gemacht worden ist. Beide Örter, abgesehen<br />
von ihrer verschiedenen Höhe, in dem das Hauptort<br />
mit der ganzen Höhe von 1 ½ Lachter, das Gegenort vom 6.<br />
Lichtloch aus mit nur 1 ¼ Lachter getrieben worden ist, mit<br />
Sohle, Firste und Seitenstößen so gut aufeinander getroffen<br />
haben, als es <strong>bei</strong> einer so großen Entfernung von 549 ¼<br />
Lachter (etwa 1076,5 m) zwischen 5. und 6. Lichtloch möglich<br />
war. Dazu kam der Umstand der Unanwendbarkeit des Kompasses<br />
infolge des im Syenit enthaltenen Titaneisen-erzes<br />
und daher die Richtung des Gegenortes nur mit einer Übertage<br />
abgesteckten Linie und trigonometrischen Berechnungen<br />
angegeben werden konnte. Dem Streichen nach fand<br />
eine Abweichung von 5/8 Lachter oder 50 Zoll statt, was noch<br />
nicht die ganze Ortsweite ausmachte ...“ (GÜRTLER 2000b: 9-10).<br />
Bei der Sanierung des Stollns im Jahre 2000 sah man an<br />
dieser Stelle, wie die Abweichung von etwa 1,25 m „verschliffen“<br />
oder ausgeglichen worden ist. Die<br />
Richtungsgenauigkeit des Stollnvortriebes unter diesen<br />
Umständen muss man als eine herausragende markscheiderische<br />
Leistung bezeichnen.<br />
Die den einzelnen <strong>Bergbau</strong>gesellschaften zugehörigen<br />
Risswerke sind von C. BEYER in Übersichtsrissen M. 1 :<br />
25.000 erstmalig in der 1968 erar<strong>bei</strong>teten „Einschätzung der<br />
Oberflächengefährdung im Bereich der Steinkohlenlagerstätte<br />
des <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s“ dargestellt worden (Anlage 1-<br />
3). Diese sind in die späteren „Bergschadenkundlichen<br />
Analysen“ (1972) übernommen worden.<br />
Die Uneinheitlichkeit der Risswerke führte zu eigentumsrechtlichen<br />
und zu sicherheitstechnischen Problemen <strong>bei</strong><br />
der Koordinierung der Grubenbaue an den Grubenfeldgrenzen<br />
benachbarter Bergwerke. <strong>Das</strong> betraf besonders die<br />
Feldgrenze zwischen den Königlichen Steinkohlenwerken<br />
und den Burgker Werken, <strong>bei</strong> denen die markscheiderische<br />
Präsenz nicht immer gegeben war.<br />
Die Kartierung der Grubenbaue in einem einheitlichen, die<br />
ganze Lagerstätte überdeckenden Koordinatensystem war<br />
erforderlich. Es ist das Verdienst des verpflichteten<br />
„Markscheiders für Erz und Kohle“ R. HAUSSE, der auch<br />
Geognost und Bergingenieur war, hierfür grundlegende<br />
Ar<strong>bei</strong>ten geleistet zu haben. Durch seine Mitar<strong>bei</strong>t an der<br />
Europäischen Gradmessung im November 1870 besaß er<br />
die modernsten Kenntnisse (REICHEL 1993: 90).<br />
Er schuf mit seinem Zeichner REICHEL zwischen 1874-1877<br />
ein völlig neues normgerechtes Grundrisswerk (23 Platten)<br />
im M. 1 : 1000 für das Königliche Steinkohlenwerk. Dieses<br />
schloss sich an das System der Sächsischen Landesvermessung<br />
an.<br />
<strong>Das</strong> HAUSSE’sche System hatte einen Koordinatennullpunkt,<br />
der durch den Meridianstein markiert war, welcher vor dem<br />
„Beamtenhaus“ der Grubenverwaltung in Zauckerode<br />
stand (REICHEL 1987: Abb. 22).<br />
Nachdem die Meridianplatte gestohlen wurde, ist dieser<br />
Stein 1978 <strong>bei</strong> der Sprengung des Hauses zertrümmert<br />
worden.<br />
<strong>Das</strong> von HAUSSE angelegte Risswerk war nach allen<br />
Richtungen erweiterungsfähig, vorhandene alte Risswerke<br />
konnten eingepasst werden. Für die Höhenangaben war<br />
das Niveau Amsterdamer Pegel verbindlich.<br />
Nach F. BAYLER (mündl. Mitt. E. GÜRTLER) befand sich der<br />
Meridianstein der Burgker Steinkohlenwerke an der Dathe<br />
Allee, auf der S-Seite des Wilhelminen Schachtes. Es war<br />
ein im Erdreich eingelassener Sandstein von ca. 1,2 m<br />
Höhe und 0,6 m 2 Grundfläche. Leider wurde dieser Stein<br />
durch die Landwirtschaft vernichtet.<br />
Vom Meridianstein als Koordinatennullpunkt konnten mit<br />
Hilfe der Festpunkte Kesselsdorfer Kirche und Juchhöh<br />
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