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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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unterschiedliche Ausbildung von Kohlearten (Mazeralen),<br />

die das „Kohlengestein“ zusammensetzen.<br />

Die allgemein vorkommende Glanzstreifenkohle, Vitrit- mit<br />

Brandschieferlagen, früher als „Schiefer“ bezeichnet, bildete<br />

sich im Bruchwaldmoor, annähernd im Niveau des<br />

Wasserspiegels. Kohlearten mit Mikrosporen, Clarite, entstanden<br />

unter Sauerstoffmangel.<br />

Ebenfalls anaerob ist die Gelkohle, die der Gyttja-Fa-zies<br />

entspricht. In ihr sind die „Biomassen“ hochgradig vergelt<br />

und werden als Collinit klassifiziert. Der Sulfidgehalt ist<br />

jedoch gering.<br />

Eindeutig subaquatisch anaerob entstanden Kannel-<br />

Boghead Kohlen mit einem hohen Gehalt an Mikrosporen,<br />

Algen und dickwandigen Sporen.<br />

Grauharte Kohle ist eine spezifische Kohlenart des<br />

<strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s. Auf den Schichtflächen erkennt man<br />

grünlichgraue Melnikowit- (gelförmiger Pyrit) Bestege.<br />

Wegen des hohen Tongehaltes ist die Kohle hart. Im allgemein<br />

glanzlosen Querbruch sind stark glänzende collinitische<br />

Vitritschmitzen zu erkennen. Bei 2-3 mm Mächtigkeit<br />

sind dies die Reste von Calamitenschäften. In dem<br />

Stillwasser bildete sich Faulschlamm-Sapropelit unter stark<br />

reduzierenden Bedingungen. Dessen Gehalt an Pyrit, meist<br />

gelförmigem Melnikowit, ist hoch. Die Schwefelgehalte liegen<br />

<strong>bei</strong> 10-20 % können jedoch auch bis zu 30 %, davon 27<br />

% sulfidisch, erreichen.<br />

Der stark adsorbierende und reduzierende<br />

Sapropelitbereich war eine geochemische Barriere für weitere<br />

Schwermetalle.<br />

13.3 Verwitterung der Grauharten Kohle und<br />

Bildung von Sekundärmineralen: „Alaunen“<br />

LEHMANN berichtet 1748 „Alaun schlägt sehr geschwind und<br />

in ziemlicher Menge aus“, wenn man die Kohlen, gemeint<br />

sind Grauharte Kohlen, auf Haufen geworfen und mit<br />

Wasser versetzt hat. Dieses Prinzip, modern als<br />

Haufenlaugung (Leaching) bezeichnet, beschreibt und bildet<br />

bereits AGRICOLA (1556, Buch XII: 455 und 458) ab (Abb. 13-<br />

1). Da<strong>bei</strong> ist kein Schachtofen für einen Röstprozess erforderlich,<br />

wie ihn WILSDORF (1974: 6) annimmt.<br />

Aus den Sulfiden, meist Pyrit, entwickelt sich nach WALTER<br />

(1989: 6) Eisenvitriol = Melanterit und Schwefelsäure (2<br />

FeS 2 + H 2 O + 7O 2 = 2 FeSO 4 + 2 H 2 SO 4 ). Eine ähnliche<br />

Reaktionsgleichung mit Al und Mg findet man <strong>bei</strong> POHL<br />

(1987: 13). Als Gesamtreaktion formuliert WISOTZKY (1994:<br />

17)<br />

FeS 2 (-1) +7/2 O2 +H 2 O = Fe 2+ +2S(+6)O 4 2- + 2H + .<br />

Die Reaktion findet <strong>bei</strong> niedrigen pH-Werten statt (unter 4).<br />

Sie kann durch Mikroorganismen (Thiobazillus ferrooxidans)<br />

252<br />

katalysiert und damit maximal um den Faktor 10 6 beschleunigt<br />

werden. Dieses strikt aerobe chemoautotrophe<br />

Bakterium hat ein Lebensoptimum zwischen 30°C und<br />

35°C. Untertage können diese Temperaturen erreicht werden,<br />

inwieweit dort eine Beeinflussung durch<br />

Mikroorganismen stattfindet, ist nicht bekannt.<br />

Abb. 13-1: AGRICOLA, Darstellung der Laugung<br />

(Leaching) in einem Behälter (A) der<br />

Siedewanne aus Blei (G) und den<br />

Kristallisationsbottichen (H)<br />

Die geschilderte Temperaturabhängigkeit kann eine bisher<br />

unverstandene Beobachtung erklären. Im April 2001 wurden<br />

alte Grubenbaue im Geiersgraben <strong>bei</strong> Zschiedge durch<br />

die Bergsicherung Freital befahrbar gemacht. Diese<br />

Strecken stammen aus der Zeit des Vitriolwerkes um 1800,<br />

sind nass, nicht verbrochen und stehen voll in Grauharter<br />

Kohle mit makroskopisch sichtbaren Pyrittrümchen und<br />

Urangehalten um 3500 ppm (M. SCHAUER mündl. Mitt.).<br />

Durch die Oberflächennähe liegt die Temperatur untertage<br />

<strong>bei</strong> etwa 10°C. An den Streckenstößen sind keine<br />

Sulfatausblühungen festzustellen. Ein größeres Probestück<br />

wurde in die Museumsräume der SSB gebracht - nach etwa<br />

4 Wochen begannen die Ausblühungen, trotz der trockenen<br />

Räume (s. Abb. 13-2).<br />

Im Normalfall entwickeln sich die Sulfatminerale nach einiger<br />

Zeit natürlich in untertägigen Strecken und Abbauen.

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