Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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6 Tektonik und Strukturgeologie<br />
des <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s<br />
(W. REICHEL)<br />
6.1 Allgemeine Aussagen<br />
Die Lage des <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong>s im Elbelineament bedingt<br />
eine mehraktige bis permanente starke Zerrüttung (Zerrung)<br />
und laterale Beanspruchung der <strong>Becken</strong>füllung (TRÖGER et<br />
al. 1969). Es wird versucht, die zeitliche Folge der tektonischen<br />
Einzelelemente darzustellen, die Überschneidungen<br />
nicht ausschließen kann. Zur Übersicht wird auf die Abb. 6-<br />
1, 6-2, Beilage 10 sowie Abb. 3.2-1 verwiesen.<br />
Die <strong>Becken</strong>füllung überlagert drei tektonisch völlig unterschiedlich<br />
deformierte Einheiten: im SW blockartige proterozoische<br />
Gneise, in der Mitte das stark geschuppte und<br />
tektonisch zergliederte altpaläozoische Schiefergebirge und<br />
im NO den Block des Monzonitkomplexes (340 Mio. a).<br />
Während im Untergrund ausgeprägte Störungsrichtungen in<br />
NO-SW, O-W und N-S signifikant sind, treten diese in den<br />
Sedimenten kaum auf.<br />
Deutlich sind im Untergrund zwei NW-SO orientierte<br />
Schwellenzonen, Spitzberg-Carola Schacht und Lange Berg<br />
Gombsen-Bannewitz-Gittersee-Ternickel-Wüste Berg<br />
Kesselsdorf. Die nördliche Schwelle besteht aus mehreren<br />
„Kuppen“. Es ist nicht auszuschließen, dass diese im<br />
Grundgebirge NO streichende Querelemente begrenzen.<br />
Problematisch sind zwei NO-SW Untergrundstrukturen.<br />
Unter dem Weißeritz Tal verläuft die Flözverbreitung am NW<br />
Rand einer vermuteten Schwelle (s. Beilage 7). Ihr ist eine<br />
Phyllithochlage (Augustus Schacht) und an der Flanke die<br />
Uranvererzung des Schweinsdorf Flözes zuzuordnen.<br />
Nordöstlich davon zeigen jedoch die Flözisohypsen keinerlei<br />
Störungen.<br />
Zu dieser Zone ist auch die Ausbuchtung der <strong>Becken</strong>grenze<br />
nach N im Bereich Heidenschanze zu rechnen. An der O<br />
Flanke des Bereichs wurde nach Flachbohrungen eine N-Sstreichende<br />
und nach W einfallende Störung konstruiert.<br />
Nach der Auffahrung des Tunnels der A 17 liegt diese<br />
Abschiebung an der W-Grenze einer Zerrüttungszone im<br />
Monzonit (von 1100-1450 m) mit großen N-S-streichenden<br />
Harnischen. In der Verlängerung dieser Zone nach N befindet<br />
sich der tief eingeschnittene Plauensche Grund.<br />
Alte Streckenauffahrungen lassen eine Anlagerung vermuten,<br />
denn das 1. Flöz wurde in diesem Bereich wegen<br />
schlechter Qualität nicht abgebaut. <strong>Das</strong> entspricht den<br />
Verhältnissen am Meisel Schacht.<br />
Die Tiefbohrungen im Gebiet von Kreischa deuten auf eine<br />
NO-SW Depression unter dem Lockwitz Tal hin (s. Beilage 11).<br />
Zahlreiche unterschiedliche tektonische Elemente sind vor<br />
allen Dingen in der am besten aufgeschlossenen Döhlen-<br />
Formation beobachtet worden. Bei den Erkundungsar<strong>bei</strong>ten<br />
ab 1957 wurde immer deutlicher, dass <strong>bei</strong> den syngenetisch-frühdiagenetischen<br />
tektonischen Erscheinungen die<br />
variierenden Biegezugfestigkeiten von Sedimentlagen zu<br />
unterschiedlichen Verformungen führten.<br />
Außerdem waren in einem frühdiagenetischen Stadium die<br />
Biomassen-Hydrogele (z. B. Vitrinitlagen) noch soweit flexibel,<br />
dass sie <strong>bei</strong> Druckbeanspruchung auswichen, während<br />
sich klastische Lagen (z. B. Letten) verformten.<br />
Bei der Sanierung bergmännischer Sumpf- und Schlammstrecken<br />
konnten wesentliche Beobachtungen registriert<br />
werden:<br />
Aus Trübelösungen setzten sich feinste Pelite bis Silte mit<br />
einer durch das Schlämmen bedingten Warvenschichtung<br />
ab. Obwohl der Wassergehalt dieser thixotropen Massen<br />
noch über 50 % lag, bildeten sich <strong>bei</strong> den<br />
Beräumungsar<strong>bei</strong>ten offene Spalten und schaufelartige<br />
Rutschflächen - ohne dass die gradierte Schichtfolge zerstört<br />
wurde.<br />
Zum anderen zerbrachen aschearme Kohlebänke der Flöze,<br />
vorwiegend Vitrinite und Gelkohlen, stärker als die zugfesteren<br />
zähen Brandschiefer-, Schieferton- und Arkosebänke.<br />
Innerhalb der klastischen Gänge und der Lettenhorizonte<br />
der Kohlenflöze erfolgten horizontale Bewegungen, wie<br />
Friktionsstreifen beweisen.<br />
6.2 Die tektonischen Elemente<br />
Die Schlechten sind Rupturen („Risse“) in den Kohleflözen.<br />
Die a-Schlechten, Hauptschlechten oder Kleinklüfte sind<br />
glatt, haben Kaolinitbestege und stehen meist steil, über<br />
70°. Netzartig zerklüften sie Vitritlagen. Die synoptische<br />
Darstellung von 2900 Schlechten aus 13 Diagrammen (Abb.<br />
6-2) zeigt eindeutige NW-SO- und zugehörig NO-SW-<br />
Orientierung. Eine Anzahl streicht auch O-W.<br />
Die b-Schlechten, Nebenschlechten oder größere Klüfte,<br />
bis zu 0,5 m Länge, treten in der Nähe von Großelementen<br />
gehäuft auf und können als Fiederklüfte bezeichnet<br />
werden. Ihre Flächen sind uneben, sie haben mm Bestege<br />
von Kalzit und Kaolinit (PÄLCHEN 1962: 43) und durchsetzen<br />
auch härtere Kohlebänke. Die Darstellung von 200 b-<br />
Schlechten (Abb. 6-2) lässt eine vorwiegende NW-SO-<br />
Orientierung der steilen Flächen erkennen. Damit gleicht<br />
ihr Streichen auch der Hauptrichtung von kleineren<br />
Verwerfungen. Sie ordnen sich somit in den exponiert<br />
NW-SO orientierten tektonischen Bauplan ein. Ein NO<br />
Maximum ist nicht relevant.<br />
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