Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Restfeld westlich des Albert Schachtes ab. Man vermutete<br />
200 Tt Vorräte, bis zur absoluten Unbauwürdigkeit sind in<br />
dieser Notzeit bis 1952 jedoch 1 Mio. t gefördert worden.<br />
Auch im Gf. Königin-Carola Schacht richtete man Rest- und<br />
Randflächen vor, die bisher als unbauwürdig galten. Als<br />
bedeutende Erkundung wurde die 17. Sohle Ost als<br />
Doppelstrecke bis unter den Bahnhof Hainsberg und auch<br />
noch etwa 200 m weit SO der Weißeritz aufgefahren (Übersichtsriss<br />
SSB). Leider gibt es davon keinerlei Dokumente.<br />
Vermutlich vertaubt das 1. Flöz allmählich, nachdem es vorher<br />
stark wechselnde Mächtigkeiten (2,5-1,0 m) hatte. In<br />
dieser Zeit fertigte der Markscheider P. SCHULZ mit H. LASCH<br />
zahlreiche aktuelle Fotodokumente an, die jetzt im Bestand<br />
der Fotothek <strong>Dresden</strong> sind.<br />
Im Krieg wurde ein Teil der Bergleute vom Wehrdienst reklamiert.<br />
Vor allen Dingen Spitzenkräfte sind nicht eingezogen,<br />
jedoch in die ehemaligen Hermann Göring Werke in Erzberg/Steiermark<br />
verpflichtet worden.<br />
In den Werkstätten des Steinkohlenwerkes wurden<br />
Rüstungsgüter produziert. Die Schachtanlage blieb von<br />
Kriegsschäden verschont und ist auch nicht von der<br />
Besatzungsmacht demontiert worden.<br />
Im Marien Schacht sind durch die Maschinenfabrik KLEMM<br />
ebenfalls Rüstungsgüter in den ehemaligen Schachtwerkstätten<br />
produziert worden. Nach 1945 erfolgte die Demontage<br />
der Firma.<br />
9.2.6 1945 bis 1967: <strong>Das</strong> Ende des Steinkohlenbergbaus<br />
im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong><br />
Nach dem politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch<br />
1945 herrschte der totale Notstand und es gab praktisch<br />
kein Heizmaterial. Unter Lebensgefahr klaubten Frauen<br />
unter den Haldenkippern des Königin-Carola Schachtes aus<br />
dem Abraum Kohlenstücke (Abb. 9.2-15, PULS & VOGEL<br />
1993: 7 Abb. MAI & ZSCHEILE 1999: 27). In den<br />
Absatzbecken der Kohlenwäschen wurde früher nicht verkäuflicher<br />
Kohlenschlamm abgestochen.<br />
<strong>Das</strong> Steinkohlenwerk Freital hatte nicht genügend<br />
Ar<strong>bei</strong>tskräfte. Erst allmählich kehrten die dienstverpflichteten<br />
Hauer und die Kriegsgefangenen zurück. Durch die höchsten<br />
Lebensmittelrationen, Zusatzverpflegungen, Deputat (Zigaretten,<br />
Kohlen, Branntwein) und das Werksessen wurde die<br />
Ar<strong>bei</strong>t unter Tage attraktiv. Die Löhne blieben bis 1949 auf<br />
dem Vorkriegsstand (niedrigster Schichtlohn 8,16 Ostmark,<br />
Äquivalent 2 kg Brot, 100 Ostmark).<br />
Bereits vor der Liquidation des ASW Konzerns (11.03.1947<br />
nach BARSCH) gehörte das Steinkohlenwerk Freital ab<br />
01.06.1946 zur Industrieverwaltung I Steinkohle Zwickau,<br />
als Zweigbetrieb Freital (PULS & VOGEL 1993: 8). Ab 1952<br />
bestand das Werk als „Volkseigener Betrieb“, als VEB<br />
Steinkohlenwerk Freital. Am 28.08.1958 erfolgte die politisch<br />
motivierte Umbenennung nach einem Gewerkschaftsfunktionär<br />
des Ruhrgebietes in VEB Steinkohlenwerk „Willi<br />
Agatz“ (PULS & VOGEL 1993: 8).<br />
212<br />
Abb. 9.2-15: Kohlenklauber an der brennenden<br />
Schüttstelle der Halden-Seilbahn des<br />
Königin-Carola Schachtes Freital-Döhlen,<br />
um 1950. Ein Symbol der Not der<br />
Nachkriegszeit; Foto: MÖBIUS, Deutsche<br />
Fotothek <strong>Dresden</strong>, Nr. 79426/4<br />
Auch die mit der Geschichte des Landes verbundenen<br />
Schachtnamen waren bereits durch solche von „Aktivisten“<br />
ersetzt, die am 25.10.1948 Hochleistungsschichten verfahren<br />
hatten. So wurde aus dem ehemaligen Königin-Carola<br />
Schacht die Paul-Berndt Grube (ehemaliger Kohlenhauer)<br />
und der Oppel Schacht nach dem Vortriebshauer Arthur<br />
Teuchert benannt (aktuelles Foto WILSDORF 1985 Bild 37).<br />
Die desolate Nachkriegssituation und der katastrophale<br />
Mangel an Brennstoffen führten zu Versuchen, den<br />
Steinkohlenabbau zu erweitern.<br />
1945/46 begannen Versuchsar<strong>bei</strong>ten in der Kohlsdorf-<br />
Pesterwitzer Nebenmulde, in der die Flöze oberflächennah<br />
anstehen. Zuerst sind zwei Bohrungen im Bereich des<br />
Amalien Schachtes und des Schachtes 4 geteuft worden<br />
(Kohlsdorf 1 und Kohlsdorf 2), die aber keine Steinkohlen-<br />
Restpfeiler antrafen. Östlich der alten Abbaue (1836 lt.<br />
Urriss) wurden 10 Schürfe angelegt (s. Urriss). Bei diesen<br />
Ar<strong>bei</strong>ten war von Nachteil, dass man die angetroffenen<br />
Flözpartien stratigraphisch nicht eindeutig zuordnen konnte.<br />
Am 20.04.1946 begann das Teufen des Schachtes 1 (PULS &<br />
VOGEL 1993: 8). Er erreichte in 9,1 m Tiefe Kohle von nur 1,2<br />
m Mächtigkeit, doch keine unverritzten Restpfeiler. Ein<br />
Schurfstolln II südlich des Wiesen Schachtes <strong>bei</strong> Pesterwitz<br />
(GÜRTLER 2000b: 56) fuhr 1946 vorwiegend alte Abbaue im<br />
5. Flöz an. Nach dem Urriss wurden insgesamt 212 m,<br />
davon 19 m im Nebengestein, 40 m im 3. Flöz und 153 m<br />
im Niveau des 5. Flözes (Urriss 3. Flöz) aufgefahren. Der<br />
Schurfstolln ist 1947 abgeworfen worden.