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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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10 Der Uranerzbergbau im <strong>Döhlener</strong><br />

<strong>Becken</strong><br />

(M. SCHAUER, W. REICHEL<br />

mit Beiträgen von P. GÖLDNER, A. REINISCH)<br />

Die 9. Verwaltung des sowjetischen Innenministeriums<br />

(NKWD) gründete im September 1945 die Sächsische<br />

Erkundungsexpedition, die zur Suche und Erkundung von<br />

Uranerzvorkommen in das Sächsische Erzgebirge kommandiert<br />

wurde. Sie stand unter militärischer Führung, bezog in<br />

ihre Ar<strong>bei</strong>t geeignete Einheiten der Roten Armee sowie des<br />

sowjetischen Geheimdienstes ein und wurde unter der<br />

Feldpostnummer 27.304 geführt.<br />

Die Erkundungsar<strong>bei</strong>ten und die Uranerzgewinnung begannen<br />

in den <strong>Bergbau</strong>regionen des Erzgebirges, von denen<br />

das Vorkommen von Uranpechblende bekannt war (s.<br />

HAGEN & SCHEID 1999, Hrsg. Chronik der Wismut).<br />

Aus der Literatur (BERTHOUD 1875) war das Vorkommen von<br />

Uran in Ligniten der Grube Leyden (Colorado/USA) bekannt<br />

gewesen. Damit galten die auf dem Territorium der Sowjetischen<br />

Besatzungszone in Deutschland (SBZ) zahlreichen<br />

Braun- und Steinkohlenvorkommen als potentiell höffige<br />

Untersuchungsobjekte.<br />

10.1 Zur Geschichte des Uranerzbergbaus<br />

Im Juni 1947 begann die russische Geologin Z. A.<br />

NEKRASOVA (Leutnant der Roten Armee) gemeinsam mit<br />

einem russischen Kollektor und zwei deutschen Ar<strong>bei</strong>tern<br />

mit der Uransuche in Steinkohlen- und Braunkohlenvorkommen<br />

der SBZ, die auf einer Fläche von ca. 12.000 km ²<br />

bekannt waren. Die personelle und technische Ausstattung<br />

dieser Such- und Revisionsgruppe (vom Geol. Dienst der<br />

SAG Wismut als Objekt 25 benannt) ermöglichte nicht eine<br />

Durchführung der geplanten Ar<strong>bei</strong>ten auf der gesamten als<br />

höffig angesehenen Fläche.<br />

Bis zum 20.07.1947 wurden vorerst Bergehalden sowie<br />

untertägige Auffahrungen der Zwickau-Oelsnitzer Steinkohlenlagerstätte<br />

mit negativen Resultaten radiologisch<br />

bemustert. Danach erfolgten radiologische Untersuchungen<br />

im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> <strong>bei</strong> <strong>Dresden</strong>.<br />

Bereits Ende Juli 1947 konnte diese Gruppe radioaktive<br />

Steinkohlen auf Halden des Unteren Reviers, auf<br />

Bergehalden des Steinkohlenaltbergbaus und erste<br />

Uranerzvorkommen in Auffahrungen des noch tätigen<br />

Steinkohlenbergbaus nachweisen. Die Such- und<br />

Revisionsgruppe wurde personell verstärkt, technisch besser<br />

ausgerüstet und am 14.08.1947 in eine Produktionsund<br />

Erkundungsabteilung überführt, auf deren Basis im<br />

September 1947 das Objekt Nr. 6 gegründet wurde.<br />

Im August 1947 konfiszierte die Sowjetische<br />

Militäradministration auf Grundlage des SMAD-Befehls Nr.<br />

128 und des SMAS-Befehls Nr. 131 die Schächte 1 und 2 im<br />

Unteren Revier (Abb. 10-1). Die SAG Wismut übernahm<br />

diese Schächte und registrierte sie im Wismut-<br />

Schachtkatalog (Tab. 10-1). Die Suchar<strong>bei</strong>ten wurden auch<br />

auf den Oppel Schacht II, die Königin-Carola Schächte, den<br />

Schacht Niederhermsdorf sowie auf die Kohlsdorf-<br />

Pesterwitzer Nebenmulde und auf das Schweinsdorf Flöz<br />

ausgeweitet.<br />

Die geologisch-radiologischen Untersuchungen in diesen<br />

Objekten führten, obwohl im Unteren Revier<br />

Versuchsabbaue betrieben wurden, nicht zum Nachweis<br />

einer bauwürdigen Uranlagerstätte. Die Untersuchungen<br />

wurden eingestellt und die konfiszierten Schächte in einem<br />

desolaten Zustand wieder dem Steinkohlenwerk Freital<br />

übereignet.<br />

Die Such- und Erkundungsar<strong>bei</strong>ten der SAG Wismut verlagerten<br />

sich danach auf die Flächen Gittersee I (auch<br />

Kleinnaundorf) und Gittersee II (Heidenschanze).<br />

Bereits im Frühjahr 1948 begannen intensive bergmännische<br />

Ar<strong>bei</strong>ten im Gebiet Gittersee II (nachfolgend:<br />

Grubenfeld [Gf.] Heidenschanze) mit dem Auffahren der<br />

Tagesfallorte 200 und 300 sowie dem Teufen der<br />

Schurfschächte 60, 40, 50, Wetterschurf und des<br />

Förderschachtes 269. Im Gf. Heidenschanze wurde weiterhin<br />

das Tagesfallort 350 aufgefahren und die Schurfschächte<br />

84, 85 sowie der Wetterschacht zwischen Aufhauen 316<br />

und Aufhauen 327 geteuft, die nicht im Schachtkatalog der<br />

Wismut registriert sind (siehe Tab. 10-1, Beilagen 4 und 5).<br />

Parallel zur geologischen Erkundung im Gf. Heidenschanze<br />

wurden hier bereits 1948 Uranerzkohlen abgebaut und<br />

gefördert.<br />

Die Technologie der Uranextrahierung aus vererzten<br />

Steinkohlen war erst im Frühjahr 1949 gelöst, so dass die<br />

im Jahre 1948/49 aus der Vorrichtung der Lagerstätte geförderten<br />

Erze (ca. 90 Tt) aufgehaldet werden mussten und<br />

durch Selbstentzündung in Brand gerieten. Die<br />

Aufbereitungsfabrik 93 in Freital-Döhlen (mit Nutzung des<br />

Laborgebäudes des Stahlwerkes) begann 1949 mit der<br />

Verar<strong>bei</strong>tung dieser Erze. Am 01.01.1950 ar<strong>bei</strong>teten in der<br />

Fabrik 93 insgesamt 600 Ar<strong>bei</strong>tskräfte (567 Ar<strong>bei</strong>ter, 22<br />

Hilfskräfte, 11 ingenieurtechnisches Personal). Ihre projektierte<br />

Tagesleistung betrug 120 t bis 130 t.<br />

Im Bereich des Gf. Heidenschanze (Schacht 269) waren zur<br />

gleichen Zeit 1486 Ar<strong>bei</strong>tskräfte eingesetzt (1408 Ar<strong>bei</strong>ter,<br />

15 Hilfskräfte, 63 ingenieurtechnisches Personal). Die maximale<br />

Förderleistung der Schachtanlage betrug 5000<br />

t/Monat. Der Erzabbau im 1., 3./4. und 5. Flöz begann im<br />

Jahre 1949, erreichte in den Jahren 1950 bis 1953 seinen<br />

Höhepunkt und endete im 1. Quartal 1954.<br />

Zur Entlastung der Fabrik 93 und Verar<strong>bei</strong>tung der<br />

Fördererze aus dem Gf. Heidenschanze und der erwarteten<br />

Uranerzgewinnung aus dem Gf. Gittersee begann man im<br />

Jahre 1950 in <strong>Dresden</strong>-Coschütz oberhalb des Kaitzbach-<br />

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