Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Abb. 10-2: Radiometrist mit Bohrlochradiometer<br />
(1958), Intensitätsabschätzung durch akustische<br />
und visuelle Anzeige, Grube Dr.-<br />
Gittersee, 2. Sohle Aufh. 6, Mai 1958;<br />
Foto: REICHEL<br />
Im Dezember 1960 wurde die Aufbereitungsfabrik 93 in<br />
Freital-Döhlen wegen des starken Verschleißes der Anlagen<br />
und ihrer begrenzten Kapazität stillgelegt.<br />
Die Leitung der Aufbereitungsfabrik Nr. 95 in <strong>Dresden</strong>-<br />
Coschütz signalisierte im Juli 1960 großes Interesse an<br />
„Erzkohlen“, um Laborversuche durchführen zu können. Im<br />
Juni 1961 wurden dann zwei Großversuche mit jeweils 3 t<br />
Erzdurchsatz (unverbrannte Steinkohle) gefahren, die gute<br />
Resultate brachten. Im November 1961 bzw. im Dezember<br />
1961 sind 922 t „Erzkohlen“ im schwefelsauren Schema<br />
mit recht günstigen Resultaten (mündl. Mitt. G. JOBST) bzw.<br />
216 t im soda-alkalischen Schema mit zumindest zufriedenstellenden<br />
Resultaten aufbereitet worden. Trotzdem war die<br />
Stilllegung der Fabrik 95 im April 1962 nicht mehr abwendbar.<br />
In Seelingstädt <strong>bei</strong> Ronneburg entstand ein moderner<br />
Aufbereitungskomplex (Aufbereitungsbetrieb 102), der im<br />
Jahre 1961 seinen Betrieb aufnahm und die älteren Anlagen<br />
überflüssig machte.<br />
Vom Steinkohlenwerk waren inzwischen eine große Zahl<br />
geologischer Daten erar<strong>bei</strong>tet und in Laboratorien sind<br />
absolute Urangehalte festgestellt worden.<br />
Die SDAG Wismut hatte ab Juli 1961 im Gf. Gittersee radiometrische<br />
Messungen durchgeführt und bekundete danach<br />
erneut ihr Interesse an der Uranerzlagerstätte Freital.<br />
Im Juli 1962 vereinbarte die SDAG Wismut, nachdem die<br />
Aufbereitungstechnologie geklärt war, eine stetige<br />
Abnahme der „Erzkohlen“ zu einem an die Qualität gekoppelten<br />
Preis zwischen 36,00 und 70,00 DM (Ost) pro Tonne<br />
„Erzkohle“ (gültig bis 31.12.1963). Durch den Verkauf der<br />
„Erzkohle“ erzielte das Steinkohlenwerk überplanmäßige<br />
Erlöse und verminderte damit die staatlichen Subventionen<br />
für den Kohlenabbau.<br />
<strong>Das</strong> Steinkohlenwerk schätzte (31.12.1962) nach den<br />
Kohlelithologien die Erzkohlenvorräte (ohne Angabe der U-<br />
Vorräte) grob mit 1.250 kt, davon entfielen auf das 5. Flöz<br />
des Gf. Gittersee 250 kt und 1000 kt auf das 5. Flöz des Gf.<br />
Marienschacht/Bannewitz.<br />
Am 01.04.1963 gründete die SDAG Wismut eine<br />
Geologische Abteilung im VEB Steinkohlenwerk „Willi<br />
Agatz“ (1 Geologe, 1 Geophysiker, 5 Radiometristen und 1<br />
Zeichnerin). Die Generaldirektion der SDAG Wismut<br />
benannte eine Person, die die Verbindung zwischen den <strong>bei</strong>den<br />
Betrieben aufrecht erhalten sollte. Sowjetische<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter sind hier nur kurzzeitig eingesetzt worden.<br />
Zwischen der SDAG Wismut und dem Steinkohlenwerk<br />
wurde am 03.01.1964 „im Interesse eines höchsten volkswirtschaftlichen<br />
Nutzens und auf der Basis kameradschaftlicher<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t“ ein Rahmenvertrag „über die<br />
Lieferung aufbereitungswürdiger erzhaltiger Kohlen“ an die<br />
SDAG Wismut für die Jahre 1964-1970 geschlossen.<br />
Vereinbart waren die Lieferung von 250 t bis max. 500 t täglich<br />
mit einem max. Wassergehalt von 6,5 % (Tab. 10-2).<br />
Tab. 10-2: Abgabepreise für Uranerze („Erzkohlen“)<br />
Erzsorte<br />
RKS-<br />
Anzeige<br />
werte<br />
Entsprechende<br />
U-<br />
Gehalte<br />
(in g/t)<br />
Abgabepreise für 1 t<br />
vom 1.1.-<br />
30.6.64<br />
(in DM-Ost)<br />
ab<br />
1.7.1964<br />
(in DM-Ost)<br />
A II 15-25 375-625 14,50 13,50<br />
B II 25-30 625-750 39,00 37,00<br />
C II 30-35 750-875 54,00 51,50<br />
D II 35-40 875-1000 72,00 68,00<br />
E II 40-45 1000-1125 87,00 82,50<br />
F II 45-52 1125-1300 101,00 96,50<br />
G II 52-60 1300-1500 118,00 113,00<br />
H II 60-80 1500-2000 150,00 143,00<br />
I II > 80 >2000 200,00 190,00<br />
Hinter den nichts sagenden Anzeigewerten der<br />
Radiometrischen Kontrollstation (RKS) verbargen sich äquivalente<br />
Urangehaltsangaben, die geheim bleiben sollten.<br />
Der RKS-Wert war ein Maß für die ermittelte Gammaaktivität<br />
eines mit Erzkohle gefüllten Förderwagens: 1 RKS =<br />
25 g/t Uran.<br />
Die RKS-Werte wurden täglich von dem Geologen der<br />
Wismut und einem Verantwortlichen des Steinkohlenwerkes<br />
gemittelt, kontrolliert und abgerechnet. Die Wismut<br />
stellte die radiometrischen Geräte zur Verfügung, regulierte<br />
die durch den Abbau von „Erzkohlen“ entstandenen<br />
Bergschäden, organisierte und verantwortete den Transport<br />
zum Aufbereitungswerk und sicherte sich ein Mitentscheidungsrecht<br />
<strong>bei</strong> der Vorratserkundung und der Abbauplanung.<br />
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