Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Abb. 2.2-18: Calamites multiramis WEISS, nur im <strong>Döhlener</strong><br />
<strong>Becken</strong> bekannte Strukturerhaltung:<br />
Calamodendron striatum (COTTA) BROGNI-<br />
ART, früher Calamites petzoldti (GUTBIER).<br />
Stammzentrum weißer Tonstein. Döhlen-<br />
Formation, Hgd. 5. Flöz, Haldenfund,<br />
Stamm Ø 12 cm; Foto: BASTIAN, Slg.<br />
MMG<br />
Dunkle, feinklastische, kohlige, feingeschichtete See-<br />
Ablagerungen (Bergemittel Fremde Lette und Lette 4, s.<br />
Abb. 3.2-15) sind in der Döhlen-Formation fossilfrei! In<br />
anderen Rotliegend-<strong>Becken</strong> sind diese lakustrinen<br />
Schwarzpelite die wichtigsten Vorkommen einer artenreichen<br />
Ufervegetation aus Walchien, Callipteriden,<br />
Odontopteris lingulata, Sphenopteris germanica u. a.<br />
Gymnospermen. <strong>Das</strong> Fehlen dieser See-Uferbiotope in<br />
Döhlen ist wohl die Ursache für die Seltenheit der<br />
Callipteriden (Autunia conferta u. a. Arten), das Fehlen<br />
der Walchien und der übrigen Elemente. Auch die<br />
Abwesenheit der Fische und anderer limnischer Tiere<br />
hängt sicher mit dem Fehlen stehender aber sauerstoffreicher,<br />
längere Zeiten existierender Gewässer zusammen.<br />
Florenvergleiche zur Alterseinstufung<br />
Die Alterseinstufung der Döhlen-Formation als Unterrotliegendes<br />
nahm STERZEL (1881, 1893) mittels eines quantitativen<br />
Vergleichs mit den Floren anderer europäischer<br />
Rotliegend-<strong>Becken</strong> vor. Die Leitfossil-Methode, also das<br />
Einsetzen einzelner neuer Pflanzenarten, besonders der<br />
Autunia („Callipteris“) conferta, brachte später das gleiche<br />
Ergebnis (BARTHEL 1976b). Um heute neue Gesichtspunkte<br />
in die Diskussion einzuführen, müsste man die einzelnen<br />
Vegetationstypen (also nicht die ganzen Floren) der einzelnen<br />
<strong>Becken</strong> miteinander vergleichen. Aber da gibt es das<br />
oben erwähnte Problem: Es fehlt in Döhlen aus geologischen<br />
(beckendynamischen) Gründen gerade die Vegetation,<br />
in der sich anderswo die meisten neuen Florenelemente<br />
entwickeln, also die ersten Ginkgo-Gewächse,<br />
Cycadeen, Peltaspermaceen, neue Koniferen-Gattungen<br />
wie Carpentieria und andere neue Samenpflanzen in der<br />
Umgebung von größeren Seen sowie auf anderen grundwasserfernen<br />
Pionierstandorten.<br />
Vergleichen wir die anderen Pflanzengesellschaften von<br />
<strong>Becken</strong> zu <strong>Becken</strong>, so können wir <strong>bei</strong> den kohlebildenden<br />
Moorwäldern eine große Übereinstimmung mit den<br />
Cordaitenwäldern der Manebach- und Ilfeld-Formation und<br />
erhebliche Unterschiede zur Wettin-Formation (Oberes<br />
Stephan) feststellen. Dies ist noch deutlicher <strong>bei</strong> den reinen<br />
Calamiten-Beständen. In Wettin fehlt noch völlig die für das<br />
ganze Rotliegende so typische Calamites gigas-<br />
Gesellschaft, die in Döhlen besonders deutlich im<br />
„Blähton“ (REICHEL 1970) über dem 5. Flöz zu beobachten<br />
ist. In mesophilen Gesellschaften der Überflutungsebenen<br />
finden wir floristische Übereinstimmung sowohl mit mehreren<br />
stephanischen <strong>Becken</strong> als auch mit Rotliegend-Vorkommen.<br />
Nur Autunia conferta ist hier ein neues Element.<br />
<strong>Das</strong> ernüchternde Ergebnis aller paläofloristischen Vergleiche:<br />
Nichts Neues in der Alterseinstufung der Döhlen-<br />
Formation seit 1881. Es bleibt (vorerst) <strong>bei</strong>m Unterrotliegenden.<br />
Historische Entwicklung der Floren Bear<strong>bei</strong>tung<br />
Schon im 18. Jh. wurden fossile Pflanzenreste aus der<br />
Döhlen-Formation Gegenstand literarischer Betrachtungen:<br />
„Ein Fletz mit Kräuterabdrücken ist ehedem eine<br />
morastige und wässerigte Gegend gewesen...“ schrieb der<br />
Dresdner Arzt und Schriftsteller CH. F. SCHULZE 1755. Mit<br />
seiner Feststellung, dass sich „alle Schiefer ... Erden und<br />
Steinen so fletzweise gefunden werden ... nach und nach<br />
niedergesencket“ entzog er der Lehre SCHEUCHZER´s, fossile<br />
Pflanzenreste seien Zeugnisse der einmaligen biblischen<br />
Sintflut („Herbarium diluvianum“ 1709) die physische<br />
Grundlage. Auch zur Genese der <strong>Döhlener</strong> Steinkohle wusste<br />
SCHULZE (1759) schon viel Richtiges <strong>bei</strong>zutragen und<br />
schließlich verdanken wir ihm allerlei köstliche Mitteilungen<br />
über die Koch- und Backkunst seiner Dresdner Mitbürger<br />
auf der Basis von <strong>Döhlener</strong> Kohlenfeuer (1764). In den ältesten<br />
wissenschaftlichen Werken über Pflanzenfossilien, die<br />
im ersten Drittel des 19. Jh. geschrieben wurden, spielt das<br />
<strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> keine Rolle. Mit einer Ausnahme:<br />
Annularia spinulosa, beschrieben und benannt vom böhmischen<br />
Grafen K. STERNBERG (1821), einem der Begründer der<br />
wissenschaftlichen Paläobotanik. Dieser hatte den<br />
Calamiten-Blattwirtel 1819 <strong>bei</strong> einer Fußreise „auf den<br />
Kohlenwerken im Plauischen Grund“ gesammelt. Auch der<br />
große Forstmann Heinrich Cotta in Tharandt war ein eifriger<br />
Sammler von <strong>Döhlener</strong> Pflanzenfossilien, vor allem von teilweise<br />
verkieselten, kohligen Calamiten-Achsen. Veröffentlicht<br />
hat diese merkwürdig kombinierte Erhaltung von aufrechtstehenden<br />
Calamiten-Stämmen aber erst der Dresdner<br />
Arzt A. PETZHOLDT (1841). Die erste wissenschaftliche<br />
Gesamtdarstellung der <strong>Döhlener</strong> Pflanzenfossilien stammt<br />
vom vielseitigen Dresdner Museumsdirektor H. B. GEINITZ<br />
(1855), aber sie ist dort als Teil der „Sächsischen Steinkohlenformation“<br />
nur ein Anhängsel der dominierenden<br />
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