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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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Im Verkaufsangebot an den Kurfürsten von 1804 schildert<br />

von SCHÖNBERG schonungslos die privatkapitalistische<br />

Situation eines Einzelunternehmers „der immer auf succesive<br />

Wiedererlangung der Interessen seines hineingewendeten<br />

Kapitals rechnen muss“ und der wegen erst zu überwindender<br />

Hindernisse „leicht verleitet werden kann, den<br />

vorgenommenen Plan nur unvollkommen auszuführen“<br />

(HARTUNG 1906: 11). <strong>Das</strong> ist eine klare Analyse der<br />

Verhältnisse in seinem Revier und eine deutliche zeitlose<br />

Aussage zu Situationen des <strong>Bergbau</strong>s, die oft große Opfer<br />

des Unternehmers fordern oder zur Vernachlässigung der<br />

Gruben führen.<br />

Abb. 9.2-4A: Feldgestänge zum <strong>Döhlener</strong> Kunstschacht.<br />

Schönberg’ische/Königliche Steinkohlenwerke.<br />

Links das Haus für das Wasserrad<br />

mit dem „Glöcklein“ als Umdrehungsanzeiger,<br />

dahinter der Windberg. I. C. A.<br />

RICHTER - Original Slg. SSB<br />

Völlig anders erscheint die Lage auf der anderen Seite der<br />

Weißeritz. 1784 erwarb der Appelationsrat Graf von HAGEN<br />

das Rittergut Potschappel. Nachdem er ab 1793 Lieferungen<br />

nach Preußen realisierte, warb er 1797 den Beisitzer des<br />

Bergamtes Rothenburg a. d. Saale J. F. STILLER ab (LESSKE<br />

1892: 374). Dieser war gleichzeitig Grubenbesitzer (Oberer<br />

und Unterer Stiller Schacht in Wurgwitz) sowie Angestellter<br />

des Grafen. Als tüchtiger Faktor der vielseitigen Montanunternehmungen<br />

seines neuen Ar<strong>bei</strong>tgebers nutzte er<br />

offensichtlich seine umfangreichen Kontakte zum damaligen<br />

Ausland. Ab 1797 vergrößerte er den Kohlenexport<br />

(HSA 1798 und 1803) nach Preußen auf der Elbe. Auch die<br />

erste Wattsche Dampfmaschine, die 1785 in Hettstedt<br />

errichtet wurde, ist teilweise mit uranhaltiger Potschappler<br />

Kohle beheizt worden, wodurch mit der Schlackenhalde<br />

auch eine radiometrische Anomalie entstand. HAGEN beantragte<br />

1796 die Konzession zur Vitriolherstellung, sein<br />

Nachfolger Premierleutnant KLETTE am 27.06.1812 die<br />

Konzession zur Alaunherstellung mit einer ausschließlichen<br />

Steinkohlenfeuerung (HSA 1812: ab 41 und GÜRTLER &<br />

REICHEL 2001: 12).<br />

194<br />

Auch der 1799 errichtete große Ziegelbrennofen und die<br />

1801 errichtete erste deutsche „Glasfabrique des<br />

Reichsgrafen von Hagen mit Steinkohlenfeuerung im<br />

Plauenschen Grund“ (WILSDORF 1985: 12/13) waren für die<br />

Steinkohlenverwendung epochemachend. <strong>Das</strong> <strong>bei</strong><br />

WILSDORF als Kriegsverlust bezeichnete Bild der Glashütte<br />

von Caspar David FRIEDRICH ist glücklicherweise wieder in<br />

das Stadtmuseum <strong>Dresden</strong> zurückgekehrt.<br />

9.2.3 Beginn 19. Jh. bis 1853: Staatsbergbau und<br />

private Großbetriebe, die Zeit der Reorganisation<br />

In dieser Zeit wurde der mittelalterliche und dezentrale <strong>Bergbau</strong><br />

generell konzentriert und reorganisiert, vom Heftnagel<br />

des Ausbaus bis zu Dampfmaschinen. Triebfedern waren die<br />

Wasserzuflüsse, der hohe Bergeanteil in den Kohleflözen und<br />

der steigende Bedarf an Kohlen durch immer größeren<br />

Holzmangel.<br />

Im Gebiet von Niederhermsdorf, am NW Rand des<br />

Vorkommens der Steinkohlenflöze und ihrem Ausstrich,<br />

begann der <strong>Bergbau</strong> vermutlich vor 1750.<br />

Der Leopold Schacht (s. Beilage 4 und 5) und ein Alter Stolln<br />

waren das Zentrum des <strong>Bergbau</strong>s. Mit den Besitzern<br />

Gottfried und Gotthelf HERMSDORF schloss der damalige<br />

Viceobereinfahrer von OPPEL am 04.11.1788 im Auftrag des<br />

Oberbergamtes Freiberg einen Abbauvertrag ab. Man entschloss<br />

sich zur „Anlegung eines Steinkohlenwerkes auf<br />

höchsteigene Rechnung zum Besten des Berg- und<br />

Schmelzwesens“ (BA 1789, KOETTIG 1861: 11) und zur<br />

Auffahrung des 1786 begonnenen Leopold Erbstollns bis<br />

zum Leopold Schacht. Die Kosten dieser „Bergkonsortschaft“<br />

übernahm die Freiberger Bergamtskasse. Die<br />

Ursache dieser Gründung lag darin, dass die privaten<br />

Steinkohlenwerke nicht mehr genügend Kohlen für die<br />

Bergschmieden und Schmelzhütten lieferten bzw. liefern<br />

konnten. Der Abbau wurde durch erheblichen Wasserzufluss<br />

aus dem oberen Wiederitztal erschwert. Die zusitzenden<br />

Wässer konnten von Pumpenknechten nicht bewältigt werden<br />

und ein „Tretrad“ wurde später von Ochsen betrieben.<br />

1791 wurden die näheren „Bestimmungen des Eigentums<br />

und die Einrichtungen des Leopold Erbstollns“ festgelegt<br />

(BA 1791, KOETTIG 1861: 11). Auf kurfürstlichen Befehl vom<br />

02.08.1793 erfolgte die Übertragung bzw. Verpfändung an<br />

die Gnadengroschenkasse zu Freiberg, die eine<br />

Unterstützungskasse für arme Bergwerke war (WILSDORF<br />

1985: 33, Fußn. 61).<br />

Am 18. September 1794 fand eine bergamtliche Befahrung<br />

statt. Auf einem „Durchschnittsriss“ (SSB 1794<br />

Markscheider GOLDBERG) werden das Flözprofil mit einer<br />

Bohrung gezeigt und die Wasserzuflüsse sowie der zum<br />

Sümpfen erforderliche Aufwand ausgewiesen (Abb. 9.2-5).<br />

1795 wurde eine „Ross-Maschine“ projektiert (SSB 1795,<br />

Werkmeister HEYM).

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