Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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nierung wurden je zur Hälfte vom Sächsischen Oberbergamt<br />
und der Wismut GmbH getragen. Im Zusammenhang mit der<br />
Flutung des Gf. Gittersee erfolgte die Entschlämmung des<br />
Tiefen Elbstolln in den Jahren von 1997 bis nach 2000.<br />
Die Orientierung auf den Einsatz von Erdöl in den 60er<br />
Jahren brachte ein Minderinteresse am Kohlenbergbau.<br />
Dazu kam die immer stärker ausgeprägte Tonnenideologie<br />
des Leitungspersonals.<br />
Als ein markantes Beispiel sei angefügt, dass z. B. der<br />
Produktionsleiter die Ansicht vertrat, dass es leichter sei,<br />
Konventionalstrafen durch zusätzliche Fördertonnage auszugleichen,<br />
als durch selektives Aushalten von Bergemassen<br />
aus den Kohlen. Dieser Qualitätsknick in der Einstellung des<br />
bergmännischen Personals führte bis zum Ende der<br />
Kohleförderung zu erheblichen Schwierigkeiten und zum<br />
Spott über die „Feuerfest-Brennstoffe“ aus Freital!<br />
Die Aufbereitung <strong>Döhlener</strong> Wäsche wurde nach dem Ende<br />
der Gewinnung in der Paul-Berndt Grube und wegen<br />
Totalverschleiß 1959-1960 stillgelegt und abgerissen.<br />
Anschließend sind die Rohkohlen mit der Reichsbahn zum<br />
R.-Breitscheid Schacht Oelsnitz/ Erzgeb. (Vereinigt Feld)<br />
transportiert und dort aufbereitet worden. Da die schweren<br />
pyrit- und uranreichen Kohlen in die Waschberge gingen,<br />
zeigt heute die dortige Wäschehalde eine<br />
Aerogammaanomalie. Nach technologischen Änderungen<br />
konnte ab ca. 1960 das Kraftwerk Klingenberg in Berlin-<br />
Oberschöneweide Kohle mit 50 % Asche verbrennen. In<br />
der Tagesanlage Gittersee wurde ein Spezialbrecher eingebaut,<br />
der eine Körnung von 15 mm garantierte (mündl.<br />
Mitt.). Ab 01.02.1963 ist die gesamte Förderung als<br />
Rohfeinkohle, teilweise per Lastkahn, nach Berlin versandt<br />
worden (mündl. Mitt. F. MÜLLER). Es gab Reklamationen von<br />
Schiffern: „es entstand in der Kohle ein Brand, den wir versuchten<br />
mit Wasser zu löschen, er wurde jedoch immer<br />
schlimmer“.<br />
Die Zentralverwaltung VVB Steinkohle orientierte sich<br />
wegen steigender Produktionsschwierigkeiten, Materialmangel<br />
und Konventionalstrafen auf ein Abwerfen der<br />
Schachtanlage Gittersee.<br />
Als Flutungstermin für die tiefen Bereiche der<br />
Schachtanlage, Fallort 580, 2. Sohle Gittersee, stand der<br />
01.04.1963 fest. Vorbereitungen zum Umsetzen von<br />
Ar<strong>bei</strong>tskräften waren getroffen worden.<br />
Nach außerbetrieblichen Recherchen ab 1960, die vom<br />
Betriebsdirektor P. KRASZON nur inoffiziell gefördert werden<br />
konnten, gelang es, quantitative Aussagen über den<br />
Urangehalt der Flöze zu erlangen. Im Steinkohlenbergbau<br />
unterlagen Analysendaten der Spurenmetall-Gehalte der<br />
Kohlen nicht der totalen Geheimhaltung.<br />
Am 1. April 1963 begann neben der Steinkohlengewinnung<br />
im VEB Steinkohlenwerk der Abbau von „Erzkohle“ im 5.<br />
Flöz, Gf. Gittersee Abbau 583 und die Vorrichtung eines wei-<br />
216<br />
teren Abbaublockes. <strong>Das</strong> Erz wurde nach einer<br />
Qualitätstabelle an die SDAG Wismut verkauft und brachte<br />
im ersten Jahr für die VVB Steinkohle einen außerplanmäßigen<br />
Gewinn von über 2 Mio. Mark (Archivunterlagen).<br />
Neben intensiven Bohrar<strong>bei</strong>ten über- und untertage wurden<br />
in dieser Zeit Bereiche der Flöze 5, 3+4 und 1+2 erkundet,<br />
aus- und vorgerichtet und abgebaut. Die Wismut finanzierte<br />
die Aufschlussar<strong>bei</strong>ten, der VEB verkaufte das Uranerz an<br />
die SDAG Wismut. Dies war eine einmalige Situation der<br />
Nachkriegsgeschichte, in der der Uranabbau das Monopol<br />
der Besatzungsmacht war. Es gab mitunter abenteuerliche<br />
Rückverrechnungen der Erzgewinnung aus den<br />
Erkundungsstrecken. <strong>Das</strong> ging bis zum Versuch des damaligen<br />
Technischen Leiters, das Ergebnis der Eichhunt-<br />
Messung durch mitgeführte Pechblende zu manipulieren.<br />
<strong>Das</strong> Leitungspersonal des Schachtes erhielt „personengebundenes<br />
Gehalt“ (Erfüllungsprämie) von der VVB<br />
Steinkohle.<br />
Neben dem beginnenden Abbau von Erzkohle wurde bis<br />
Ende 1967 in abnehmender Menge Energiekohle abgebaut<br />
(s. Tab. 9.2-1).<br />
Planjahr Abbau + Förderung Selbstkosten Abgabepreis<br />
(t)<br />
in DM/t bzw. MDN/t<br />
1963 121 199 109,67 32,65<br />
1964 88 212 124,00 39,00<br />
1965 85 756 127,81 39,00<br />
1966 84 353 135,29 39,00<br />
1967 75 962 134,54 39,00<br />
Summe 455 482 Restvorrat 136 kt<br />
Tab. 9.2-1: Abbau und Kosten der Energiekohlegewinnung<br />
1963-1967<br />
Am 31.12.1967 ist die gesamte Schachtanlage Gittersee an<br />
die SDAG Wismut übergeben und als <strong>Bergbau</strong>betrieb „Willi<br />
Agatz“ <strong>Dresden</strong> bezeichnet worden.<br />
Aus den Angaben 1963-1967 (Archiv WISMUT San. Betrieb<br />
Königstein, Geol. Akte Nr. 11) ist für die energetischen<br />
Kohlen die Vorrats- und Kostenentwicklung zu erkennen.<br />
Die noch ausgewiesenen Restvorräte von 136 kt energetischer<br />
Kohlen sind unter den heutigen ökonomischen<br />
Bedingungen nicht gewinnbar. Es ist auch nicht bekannt,<br />
welche Umfänge <strong>bei</strong> der Erzgewinnung davon bereits<br />
gelöscht worden sind.<br />
Verlässliche Angaben zur Steinkohlengesamtfördermenge<br />
im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> existieren nicht. LASCH (1972) hat versucht,<br />
die Fördermenge anhand der im markscheiderischen<br />
Risswerk dargestellten Abbauflächen abzuschätzen. Bei<br />
einer Abbaufläche von 1.864,34 ha und unter Beachtung der<br />
im <strong>Döhlener</strong> Steinkohlenbergbau üblichen Abbauverluste<br />
schätzte LASCH die Gesamtfördermenge (ohne Wismut) auf<br />
53,2 Mio. m³ (handschr. Mitt. im Nachlass LASCH - SSB).