Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Ab 1872 ist untertage nur noch Stück-, Maschinen- und<br />
Klarkohle sortiert worden. Dadurch stieg die Hauerleistung.<br />
Ab 1892 wurde nur noch die Stückkohle aussortiert, die<br />
direkt verkauft werden konnte.<br />
Beim Vorrücken des Abbaus nach W oder auf tiefere Sohlen<br />
stieg die Menge an harter (aschereicherer) Kohle. Der Anteil<br />
an weicher Stückkohle fiel ab 1872 ständig. <strong>Das</strong> beeinflusste<br />
gleichzeitig die aufwendige Handscheidung und das<br />
Ausschlagen der Berge übertage. Durch das mehrfache<br />
Umsetzen zerbrachen weiche Stückkohlen. Um einen besseren<br />
Verdienst zu erreichen, packten die Hauer oft unten in<br />
die Hunte Maschinen- oben aber weiche Stückkohlen.<br />
Ab 1892 werden als „Maschinenkohle“ die harten, brandigen<br />
und mit Bergen verwachsenen Kohlen bezeichnet,<br />
deren Scheidung einen hohen manuellen Aufwand erforderte.<br />
<strong>Das</strong> Ausschlagen dieser Kohlensorte findet in den Übertage-Sortierschuppen<br />
statt, die <strong>bei</strong>m Oppel und Albert<br />
Schacht im Februar bzw. November dem Betrieb übergeben<br />
und in denen 1884 und 1885 Sortiertische eingebaut worden<br />
sind. <strong>Das</strong> Scheiden fand im Gedinge statt nach:<br />
Stückkohlen, Mittelkohlen, Maschinenstücken und eine für<br />
Generatoröfen geeignete Kohlensorte (HARTUNG 1906: 93).<br />
Beim Albert Schacht werden die <strong>bei</strong>m Ausschlagen entstehenden<br />
und die geförderten Klarkohlen einer 1889 errichteten<br />
maschinellen Trockensortierung oder Klassierung übergeben<br />
und nach Korngrößen getrennt, als Mittel-,<br />
Generator-, Kalkkohle und Korn II-IV (55 - min. 8 mm) verkauft<br />
(HARTUNG 1906: 93 u. Stammbaum 94).<br />
Die erste mechanische Nassaufbereitung des Königlichen<br />
Steinkohlenwerks wurde von der Maschinenfabrik<br />
HUMBOLDT errichtet und am 29. September 1873 <strong>bei</strong>m<br />
Oppel Schacht dem Betrieb übergeben. Wenigstens hier<br />
konnte das längst veraltete „Handsetzen“ mit Sieben wegfallen.<br />
Beim <strong>Döhlener</strong> Kunstschacht wurde die alte<br />
Technologie noch bis 1875 bis zur Inbetriebnahme der<br />
<strong>Döhlener</strong> Wäsche fortgeführt (wie vor: 93).<br />
Diese grundsätzlich zu späte Einführung der maschinellen<br />
Kohlenaufbereitung zeigt den Mangel an Kreativität der<br />
damaligen Administration der Steinkohlenwerke, den einmal<br />
durch LINDIG gewonnenen technologischen Vorsprung<br />
auszubauen oder weiterzuentwickeln. Erst nach der vollständigen<br />
Aufbereitung der Kohleförderung belebte sich die<br />
Nachfrage und die Beliebtheit einzelner Kohlesorten, z. B.<br />
Nusskohlen, wesentlich.<br />
Gleichzeitig konnten die Betriebskosten durch Reorganisation<br />
und Rationalisierung des Betriebsablaufes verringert<br />
werden.<br />
Um den neuen Betriebsanforderungen gerecht zu werden,<br />
ist zuerst 1880 die <strong>Döhlener</strong> Wäsche umgebaut worden.<br />
Beim Oppel Schacht gelangte im Oktober 1882 eine von C.<br />
312<br />
LÜHRIG erbaute Anlage in Betrieb. 1910 erfolgte die<br />
Umstellung von Dampf- auf Elektroantrieb. Die Rundsetzmaschine<br />
für Klarkohle ist gegen einfache Langsetzmaschinen<br />
ausgetauscht worden. In der Nacht vom 8. zum<br />
09.08.1921 brannte die Aufbereitung ohne ermittelte<br />
Ursache nieder (GÜRTLER 2000c: 50).<br />
Der Zustand und die Ausrüstung der <strong>Döhlener</strong> Wäsche<br />
erforderte 1892-1893 einen Neubau, einschließlich<br />
Kesselhaus. Die Ausrüstung erfolgte durch die Königin-<br />
Marien Hütte in Cainsdorf. Es wurde ein trockenes<br />
Abblasen des Feinkorns gefordert, welches die Hütte durch<br />
den Einbau eines Windseparators erstmalig ermöglichte.<br />
Die Wäsche ging im Oktober 1893 in Betrieb und erfüllte<br />
alle gestellten Qualitätsanforderungen an Körnung oder<br />
Reinheit der Bergeabgänge. Die produzierten Kohlesorten<br />
und den Aufbereitungsstammbaum zeigt HARTUNG (1906:<br />
97/98).<br />
1914 erfolgte die Elektrifizierung der <strong>Döhlener</strong> Wäsche.<br />
Bis 1922 war die sogen. Maschinenkohle, verwachsene<br />
Kohle, durch Handscheidung mit Scheidehämmern bear<strong>bei</strong>tet<br />
und sortiert worden. Es entstand Würfelkohle zum normalen<br />
Verkauf, Mittelkohle mit höheren Ascheanteilen zum<br />
Kalkbrennen oder als Generatorkohle für die Siemens-<br />
Glasfabrik, Kohlenklein für die Nassaufbereitung und Berge.<br />
Durch die maschinelle Trockensortierung nach 1922 wurde<br />
die Handar<strong>bei</strong>t (Abb. 14.6-2) stark eingeschränkt. Außerdem<br />
kam in diesem Jahr eine Klär- und Gewinnungsanlage für<br />
den Schlamm mit 3 Filterpressen in Betrieb. Die<br />
Windsichtung zur Abtrennung des Staubes (0-0,3 mm) ist<br />
<strong>bei</strong>behalten und 1928 erneuert worden. Diese Stäube eigneten<br />
sich vorzüglich für Kohlenstaubfeuerungen. Es ist zu<br />
gleicher Zeit eine Bandanlage zu den Sächsischen<br />
Gussstahlwerken erbaut worden, um Gruskohle zu transportieren.<br />
Ende der 20er Jahre ist die Abwasserreinigung durch ein<br />
sogen. Neustädter <strong>Becken</strong> wesentlich verbessert worden,<br />
der Trübefeststoff sank von 3 % auf 0,02 %.<br />
Durch eine ab 1930 betriebene Schwimmaufbereitung<br />
gewann man aus dem abgetrennten Kohlenschlamm der<br />
Wäscheabgänge täglich 20 t „Waschklare“. Nach dem 2.<br />
Weltkrieg lief <strong>bei</strong> Regen diese Anlage über und der<br />
Kohlenschlamm setzte sich unter einer Brücke ab, zur<br />
Freude der Bevölkerung.<br />
1930 ist in der Trockensortierung ein Doppelbrechwalzwerk<br />
errichtet worden, um den Marktanforderungen nach diversen<br />
Korngrößen entsprechen zu können.<br />
Die <strong>Döhlener</strong> Zentralwäsche hatte zu Beginn des 2. Weltkrieges<br />
eine Durchsatzleistung von 80-100 t Rohkohle/h<br />
(GÜRTLER 2000c: 51).