Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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tation zwischen den Grundbesitzern mit ihren Abbaurechten,<br />
die sich auf das Urteil des Bergschöppenstuhles<br />
beriefen, und den vom Bergamt unter Umgehung dieses<br />
Urteils mit Abbaurechten beliehenen Unternehmern.<br />
Außer diesen administrativ-juristischen Differenzen ergaben<br />
sich noch regional unterschiedliche Auffassungen. Die<br />
Weißeritz war die Grenze der Bergämter Freiberg und<br />
Altenberg. So war für die Grubenfelder des Rittergutes<br />
Potschappel einmal westlich des Flusses das BA Freiberg,<br />
östlich davon das BA Altenberg zuständig (HSA 1812 Bd. 31<br />
Loc. 36,173 Blatt 14/1).<br />
Die Ereignisse des 30jährigen Krieges beeinträchtigten den<br />
<strong>Bergbau</strong> stark und er kam teilweise zum Erliegen.<br />
Bemerkenswert ist, dass nach dem Krieg alle<br />
Grundeigentümer, die in der zweiten Hälfte des 16.<br />
Jahrhunderts ihre Kohlenfelder an den Kurfürsten verkauften,<br />
sich derer wieder bemächtigten. Dieser Wirrwarr führte<br />
zu Rechtsunsicherheit und Auseinandersetzungen.<br />
Unabhängig davon war wegen der Holzverknappung ab 1628<br />
der Oberhüttenverwalter LINGKE ständig mit Versuchen<br />
beschäftigt, die Steinkohlen, besonders in den Freiberger<br />
Schmelzhütten, an die Stelle der Holzkohlen treten zu lassen<br />
(HARTUNG 1906: 7). Auch für 1635 gibt es Informationen über<br />
die Absicht von Ernst SCHÖNLEBEN, die Kohle <strong>bei</strong> den<br />
Freiberger Bergschmieden einzusetzen. Er stellte gleichzeitig<br />
einen Mutungsantrag für den Abbau von Steinkohlen (KOETTIG<br />
1861: 7).<br />
Erst am Ende des 17. Jh. lässt sich ein Aufschwung des<br />
Kohlenbergbaus erkennen. Aus dieser Zeit stammen Risse<br />
für projektierte Stollenanlagen (SSB LIEBSCH 1696 und BEYER<br />
1697). Durch einen Stollen sollte der „Kohlgang“ angefahren<br />
werden. Die <strong>bei</strong> AGRICOLA (1556 Buch III Abb. 15,<br />
WILSDORF 1985: 5 Bild 3) verwendete Bezeichnung „Flöz“<br />
war demnach noch nicht allgemein gebräuchlich.<br />
Zum Aufschwung des Kohlenbergbaus trug sicher auch der<br />
durch den katastrophalen Holzmangel erzwungene Erlass<br />
des Kurfürsten von 1736 <strong>bei</strong>, dass die Freiberger Bergschmiede<br />
nur noch (<strong>Döhlener</strong>) Steinkohle verbrennen durften<br />
(WILSDORF 1985: 9). Ein Holzkohleverbrauch wurde strikt<br />
untersagt. <strong>Das</strong> Schmelzen von Erz mit Steinkohlen scheiterte<br />
noch, sicher wegen der hohen Schwefelgehalte. Der<br />
Erlass sollte sicherlich auch die Vorbehalte der Schmiede<br />
und Beamten gegen das neue Feuerungsmaterial brechen.<br />
Im BA befinden sich von 1735 Fuhrlohntarife für<br />
Kohlenlieferungen nach Freiberg (WILSDORF 1985: 9 u. 32<br />
Fußn. 39).<br />
Im 18. Jh. lagen die ältesten Schächte, wegen der<br />
Abbaurechte mit nur lokalen Abbauflächen, im Gebiet der<br />
Ortsteile von Freital: Wurgwitz, Zauckerode in der Nähe des<br />
ehemaligen Bahnhofs, in der Flur Potschappel und in<br />
Niederpesterwitz, im Bereich des unteren Wiederitztales<br />
auf der östlichen Seite des Burgwartsberges sowie in Burgk<br />
und Zschiedge-Birkigt mit den Lokalitäten Damms Delle<br />
und Geiersgraben (GÜRTLER et al. 2000d, s. Beilage 5).<br />
188<br />
Für die „Kohlenbauern“ mit ihren zahlreichen kleinen<br />
Schächten (Abb. 9.2-1) war das Kohlenmandat von 1743<br />
bedeutsam (BA. Akten ab 1741, KOETTIG 1861: 17). Es klärte<br />
eindeutig, dass die Steinkohlen, Braunkohlen und Torf nicht<br />
zum Bergregal gehören. Der Abbau war jedermann gestattet,<br />
auch unter fremdem Grund und Boden, falls der<br />
Grundeigentümer nicht selbst den Abbau binnen eines<br />
Jahres beginnt. Dann musste an den Grundbesitzer der<br />
Zehnte gezahlt werden (BAEHR 1917: 18 Fußn.).<br />
Um die Jahrhundertmitte erscheinen auch die ersten wissenschaftlichen<br />
Ar<strong>bei</strong>ten über die Steinkohlen des<br />
Plauenschen Grundes, die bis heute nicht an Aktualität verloren<br />
haben. J. G. LEHMANN (1749), Kaiserlich Russischer<br />
Bergrat, der vom Lehngut Eckersdorf stammte, erwähnt<br />
eine große Nachfrage von Steinkohlen für Schmiede und<br />
eiserne Öfen. Der Baccalaureus der Medizin C. F. SCHULZE<br />
veröffentlichte 1754 und 1755 zwei Ar<strong>bei</strong>ten über<br />
Versteinerungen in der Steinkohle, die offensichtlich auf<br />
Augenschein beruhten, und 1759 und 1777 Ar<strong>bei</strong>ten über<br />
die Nutzung brennbarer Mineralien auf „wirtschaftlichen“<br />
Brennstätten. Sein Brotherr, Kammerherr K. von NIMPTSCH<br />
war als Rittergutsbesitzer von Pesterwitz gleichzeitig<br />
Bergherr und sicherlich daran interessiert. Er dichtete 1769<br />
eine „Poetische Beschreibung“, in der er auf 80 Häuer in seinem<br />
Kohlenbruch verweist (WILSDORF 1885: 9).<br />
Abb. 9.2-1: Schachtscheibe eines „Bauernschachtes“<br />
(ca. 0,8 m x 1,8 m) in der Unterbank des<br />
1. Flözes. Baugrube 7, SW Wurgwitzer<br />
Straße, Freital-Zauckerode, April 1998;<br />
Foto: REICHEL<br />
Eine „Mineralogische Beschreibung des Plauischen<br />
Grundes“ veröffentlichte TAUBER 1799 mit einem realistischen<br />
Querschnitt durch das <strong>Becken</strong> (THALHEIM et al. 1991,<br />
4. Umschlagseite).<br />
In der ersten Hälfte des 18. Jh. hatte der <strong>Bergbau</strong> schon<br />
Tiefen erreicht, in denen die Sümpfung der zusitzenden<br />
Wässer durch „Ziehknechte“ problematisch wurde. Wie<br />
noch beschrieben wird, sind dazu zahlreiche bergbauliche<br />
Unternehmungen urkundlich überliefert.