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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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Schacht wurde nach NO innerhalb von 7 Jahren der 800 m<br />

lange Durchschnitt Nr. 3 (oder G) aufgefahren, der die<br />

Marien Schacht-Mulde fast querte und 160 m<br />

Höhenunterschied aufwies. Man vermutete ein großes<br />

Baufeld erreicht zu haben und stellte das Ort ein, wie sich<br />

später herausstellte wenige Meter vor der NO Verwerfung<br />

des Roten Ochsen, mit ca. 126 m Sprunghöhe. Diese ungenügende<br />

Vorerkundung führte zum Teufen des Marien<br />

Schachtes. Bei dem zur Verfügung stehenden kleineren<br />

Grubenfeld hätte man am Glück Auf Schacht einen zweiten<br />

Schacht geteuft (Aufzeichnung eines Gesprächs von F.<br />

MÜLLER mit F. BAYLER vom 09.08.1961).<br />

Später trieb man im Einfallen der Abschiebungsfläche (ca.<br />

70°) den Durchschnitt 5 a noch auf 160 m flacher Länge vor,<br />

überwand 126 m Sprunghöhe und erreichte danach den<br />

Monzonit des NO <strong>Becken</strong>randes (s. Abb. 6-1). Von diesem<br />

Durchschnitt existiert im BA Freiberg eine Detailkartierung<br />

(NEUMEYER etwa 1905 Dep. Stk 211e).<br />

Die <strong>bei</strong> diesen Auffahrungen erbrachten Leistungen der<br />

Bergleute sind heute unvorstellbar. <strong>Das</strong> Streckenprofil war<br />

nur 3-4 m 2 groß, es gab „Sprengorte“ (Nischen) und somit<br />

stand man in den Schwaden der gering bewetterten Orte,<br />

die Massen mussten in Körben bis zu 160 m vertikal<br />

bewegt werden. Diese Anstrengungen waren offenbar eher<br />

zumutbar, als im Vorfeld (teure) Bohrungen zu teufen!<br />

Auch gab es Hauptförderstrecken zu wichtigen „Flachen“,<br />

auf denen zu den Anschlussstrecken des Schachtes gefördert<br />

wurde. Diese Bezeichnung der Hauptförderberge<br />

wurde von Bergleuten des Wettiner Reviers in den<br />

Kohlenbergbau von Burgk übertragen. So wurde der<br />

Doppelberg Nr. 5 vom Marien Schacht als Ausrichtung ins<br />

Feld getrieben (mündl. F. BAYLER 1961).<br />

Kammerbruchbau war die ursprüngliche Gewinnungsart.<br />

Von Fallorten wurden in voller Flözmächtigkeit streichend<br />

„Ortsgänge“ aufgefahren, zwischen denen „Bergfesten“<br />

stehen blieben. Von der gewählten Grenze des Abbaufeldes<br />

oder einer Störung wurden rückwärts diese Kohlepfeiler<br />

solange geschwächt, bis das Hangende zu Bruch ging. Die<br />

Abbauverluste und die Gefährdung waren da<strong>bei</strong> erheblich.<br />

Zum Pfeilerbau ging man wegen der längeren Förderwege<br />

über. Die Vorrichtung erfolgte mit im Einfallen getriebenen<br />

„Durchschnitten“ oder „Flachen“ und streichenden<br />

Abbaustrecken im Abstand von 18-20 m. Die Größe der<br />

Bremsbergfelder wurde, im Gegensatz zum Königlichen<br />

Werk, wegen vielfach unregelmäßiger Flözlagerung nicht<br />

fixiert. Sie betrug in <strong>bei</strong>den Richtungen kaum über 100 m.<br />

Die Pfeilerorte von 4-5 m Breite trieb man in der 2,4-3,2 m<br />

mächtigen Unter- und Mittelbank des 1. Flözes bis zur nächsten<br />

Strecke. Bei starkem Einfallen sind die Pfeiler diagonal<br />

aufgefahren worden. Sowohl am Hangendstoß und am<br />

Bruch des vorhergehenden Pfeilers hat man Bergemauern<br />

gesetzt. Vom gewählten Endstand erfolgte der Rückbau der<br />

Oberbank des Flözes, worauf das Hangende meist unver-<br />

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züglich zu Bruch ging. Teilweise sind Waschberge zum<br />

Versatz eingebracht worden, die (Wasser und hoher<br />

Pyritanteil) vielfach zu Bränden führten.<br />

Strebbau mit Vollversatz wendete man <strong>bei</strong> der Gewinnung<br />

der Sicherheitspfeiler des Segen-Gottes und des Glück Auf<br />

Schachtes an. Die Vorrichtung der etwa 40 m langen Strebe<br />

mit streichendem Verhieb entsprach der des Pfeilerbaues.<br />

Es wurde Hand- oder Spülversatz eingebracht und teilweise<br />

Bruchbau betrieben. Die zum Versatz verwendeten<br />

Haldenberge verhinderten die Brände nicht (mündl. Mitt. F.<br />

BAYLER 1961).<br />

Mit Stoßbau, wie er vom Königin-Carola Schacht beschrieben<br />

wurde, begann man den Abbau des Marien Schacht<br />

Sicherheitspfeilers (SSB Mitt. F. Bayler, GÜRTLER 2000c: 24).<br />

Der Streb-Bruchbau mit annähernd streichendem Verhieb<br />

wurde ab 1960 zunehmend mechanisiert. Durch den immer<br />

stärker angewendeten Vollstahlausbau war es möglich, die<br />

gesamte oder große Teile der Strebgasse auf die laufenden<br />

ZKKF zu sprengen, die einen erheblichen Masseteil abförderten.<br />

Durch Kratzen oder Schaufeln oder durch luftgetriebene<br />

Schrapperhaspel mit Leerseil und kleinem<br />

Schrappkasten sind die Restmassen auf das Fördermittel<br />

gebracht worden.<br />

<strong>Das</strong> Gezähe der Gewinnungsar<strong>bei</strong>ten bestand seit den<br />

Anfängen des Steinkohlenbergbaus aus Keilhaue, Kratze,<br />

Trog, Schaufel und Beil (Kaukamm) sowie Bergeisen,<br />

Bohrer und Handfäustel (SSB Ausstellung: Zeichnungen<br />

des Gezähes). Wenige erhaltene Stücke bewahren die SSB<br />

in Fundus und Ausstellung. Diese Werkzeuge blieben fast<br />

vollständig bis zum Ende des <strong>Bergbau</strong>s in unveränderter<br />

Form erhalten. Der Trog verschwand um 1960, funktionell<br />

verbessert erfüllten Kratze und die ausladende Schaufel,<br />

nun mit einem Beinamen versehen („Weiberarsch“),<br />

weiterhin ihre Funktionen.<br />

Die Kohlegewinnung erfolgte ursprünglich durch<br />

Ausschrämen einer Schicht, deshalb ist eine Bank als<br />

Schramschicht (s. Abb. 3.2-4) oder eine andere als Gute<br />

Schicht bezeichnet worden. Dazu war noch ein vertikaler<br />

Schlitz erforderlich.<br />

Neben Schrämen, Schlitzen und Sprengen spielte noch die<br />

Abtreibear<strong>bei</strong>t mit Keil, Fimmel (Flachkeil) und Fäustel<br />

sowie das Hereinwuchten großer Überhänge mit einem<br />

Eisenspieß an langer Holzstange oder der Brechstange eine<br />

große Bedeutung <strong>bei</strong> der Gewinnung. Die Keilar<strong>bei</strong>t ist<br />

durch die meist enge Großklüftung und die Ablöseflächen<br />

an den Kamm-salbändern erleichtert worden.<br />

<strong>Das</strong> Ausschrämen einer Bank und eines Vertikalschlitzes ist<br />

auch in Stecken (Abb. 14-14) angewandt worden, um möglichst<br />

einen großen Stückkohleanfall zu erzielen. Hunte mit<br />

Klarkohle wurden geringer bezahlt.

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