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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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Der Gutsbesitzer von Pesterwitz K. G. CLAUS beginnt 1726<br />

einen Stollenvortrieb, um die Abbaue <strong>bei</strong> Kohlsdorf und<br />

Pesterwitz zu drainieren. Mit Unterbrechungen wurden bis<br />

1830 etwa 1900 m aufgefahren (Details GÜRTLER 2000b: 40)<br />

und zahlreiche Schächte über 4 Flügelorte angeschlossen.<br />

Im Gebiet von Niederhermsdorf löste ein Alter Stolln die<br />

Grubenwässer kleiner Schächte in der Nähe des<br />

Flözausstriches, worüber nur spärliche Informationen vorliegen.<br />

Am 04.11.1788 schließt der Viceobereinfahrer C. W. v.<br />

OPPEL mit den Grubenbesitzern Gottfried und Gotthelf<br />

HERMSDORF einen Abbauvertrag zum Besten des Freiberger<br />

Erzbergbaus ab. Da wegen großer Wasserzugänge im<br />

Leopold Schacht ein Abbau kaum möglich ist, wird ab 1789<br />

der Leopold Erbstolln im Flöz aufgefahren und erreichte<br />

1794 eine Länge von 482,5 m, später sogar 600 m, bis zur<br />

„Verdrückung“ des Flözes. Der Stollen hatte Anschluss an 3<br />

Tagesschächte (GÜRTLER 2000b: 47).<br />

Östlich der Weißeritz herrschten ähnliche Verhältnisse <strong>bei</strong>m<br />

Vortrieb des Potschappler Stollns.<br />

Etwa 1680 wurde eine Tagesstrecke angeschlagen. Diese<br />

erreichte die alten Abbaue am Geiersgraben. <strong>Das</strong> Mundloch<br />

des Potschappler- oder Birkigter Stollns liegt an der<br />

Weißeritz und auf dem Türgewände ist der 1. Mai 1747 eingemeißelt.<br />

Mit 5 Flügelorten zu Schächten hatte der Stollen<br />

eine Gesamtlänge von 2218 m und 5 Lichtlöcher (GÜRTLER<br />

2000b: 76). Sowohl die Tagesstrecke als auch der jüngere<br />

Stollen wurden von den erfahrenen „Erbstöllnern“ aus<br />

Kohlsdorf B. SCHUMANN und später J. C. BURKHARDT aufgefahren,<br />

die als vertragsgebundene Gastar<strong>bei</strong>ter den<br />

Steinkohlenbergbau in Potschappel betrieben.<br />

Der Weißeritz Stolln der Burgker Steinkohlenwerke ist mit 5<br />

Lichtlöchern von 1773-1836 aufgefahren worden und hatte<br />

6 Stollenflügel zu Schächten. Sowohl durch das Lichtloch 5<br />

als auch 3 (später Schacht 1 Unteres Revier) wurde zeitweise<br />

gefördert.<br />

Die vielleicht älteste Darstellung eines Stollenanschlusses<br />

an einen Schacht zeigt der Querschnitt der Burger<br />

Kohlenwerke (s. Abb. 9.2-2). Im rechten Wasserschacht<br />

hängt der Wasserkübel am Seil, das an einer Haspelwelle<br />

mit Kurbel befestigt ist, die sich in etwa 65 m über der<br />

Schachtsohle befindet. In gleicher Höhe dieser „Hornstatt“<br />

(für das Haspelhorn) ist neben dem Schacht ein ausgehauener<br />

Raum dargestellt, in den der Kübel ausgegossen worden<br />

ist. Nach der Beschreibung von ANONYMUS (1924b: 128)<br />

handelt es sich um den Anschluss des Burgker Weißeritz<br />

Stollns an den Kunstschacht, obwohl dieser Anschluss auf<br />

dem zugehörigen Flachriss nicht dargestellt ist. Eine<br />

Rösche zur Weißeritz ist wegen der Grundbesitzerverhältnisse<br />

auszuschließen.<br />

Auch im Gebiet von Coschütz wurde von C. G. CLAUS,<br />

Gutsbesitzer in Pesterwitz, ein weiterer Claus Stolln aufge-<br />

fahren, der mit 369 m Länge bis zum Claus Schacht reichte<br />

und 2 Lichtlöcher hatte.<br />

Allen diesen Stollen war gemeinsam, dass sie nur teilweise<br />

in standfesten Horizonten meist im Hangenden oder sogar<br />

inmitten des 1. Flözes und mit vielen Abzweigen aufgefahren<br />

wurden (Risse <strong>bei</strong> GÜRTLER 2000b). <strong>Das</strong> hatte vielfach Brüche<br />

oder Quellungen und hohe Zimmerungskosten zur Folge.<br />

Eine völlig andere Qualität der Anlage von Stollen plante<br />

man vor 1800 im Bereich des Oberbergamtes Freiberg.<br />

Überlegungen um 1798 führten zu der Meinung, eher einen<br />

langen Stollen ab dem Niveau der Weißeritz als einen kurzen<br />

Stollen aufzufahren. Dadurch erreichte man zum Niveau<br />

des Leopold Erbstolln einen größeren Teufenunterschied,<br />

54,65 m (Akte BA-F B 31/3223: 2). Nach dem Bau der<br />

Rösche ab 1799 erfolgte 1800 der Anschlag des „Tiefer<br />

Weißeritz Stolln“ (s. Abb. 9.2-6, Abb. 14-1) unter der<br />

Aufsicht der Vorsteher des Leopold Erbstollns. Nach einer<br />

Einstellung des Vortriebs legte der Viceobereinfahrer F. W.<br />

WAGNER Kostenvoranschläge für 6 Varianten der<br />

Stollentrasse vor. Der Vortrieb im harten Potschappel<br />

Porphyrit sollte auf möglichst geringer Länge erfolgen, denn<br />

1 Lachter Vortrieb im Flözgebirge kostete 10, im Porphyrit<br />

dagegen 45 Taler (Akte BA-F B 31 / 3387).<br />

Die Neubelegung erfolgte am 15. Dezember 1805 (HARTUNG<br />

1906: 15). Aus der 1801 gebauten Werkzeughütte am<br />

Mundloch errichtete der Obersteiger HALM die leider abgerissene<br />

Gastwirtschaft „Zum Steiger“.<br />

Außer Geldnot beeinträchtigte der Mangel an qualifizierten<br />

Bergleuten die Ar<strong>bei</strong>ten. Noch 1806 wurden vom Bergamt<br />

Johanngeorgenstadt 25 Doppelhäuer und 15 andere<br />

Ar<strong>bei</strong>tskräfte „abgeordnet“, die mit ihren Familien in Döhlen<br />

und Weißig ansässig wurden. Für die Befreiung der<br />

Bergleute vom Kriegsdienst gab es ein Mandat vom<br />

21.04.1792. Es wurde während der Napoleon’schen Kriege<br />

ausgesetzt und die Erneuerung am 18.04.1807 zog erneut<br />

Ar<strong>bei</strong>tskräfte an. Durch die russische Besatzungsgouvernementverwaltung<br />

1813 aufgehoben, ist am 19. August 1816<br />

die Befreiung erneut bestätigt worden (HARTUNG 1906: 16<br />

und 27).<br />

Auf den fast geradlinig nach W getriebenen Hauptstollen<br />

entfielen mit dem anschließenden Burgwartsberg Abschnitt<br />

466 +1136 m, auf den nach SW in das Gf. Döhlen abzweigenden<br />

Sauberg Abschnitt 745 m bis zum Flözanschnitt. Von<br />

diesen Punkten aus wurden im Schichtstreichen<br />

Stollenflügel, zuerst im Flöz, später auch in standfesten<br />

Schichten unter dem Flöz, die sogen. Umbrüche, aufgefahren.<br />

Bis 1836 hatte der Stollen eine Gesamtlänge von 5096<br />

m (BAEHR 1917: 27) bis 1838 6600 m, davon 1478,45 m im<br />

Porphyrit (GÜRTLER 2000b: 24). Durch die Flügelorte konnten<br />

die vom Ausstrich her und den kleinen Schächten zusitzenden<br />

Wässer abgefangen und abgeleitet werden.<br />

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