Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Neuere Ergebnisse liegen aus dem Schurf nahe der<br />
Schachtstraße vor, analysiert durch die ehemalige<br />
Bezirksstelle für Geologie <strong>Dresden</strong>:<br />
Unteres Kalkflöz<br />
In der Produktionsperiode des Kalkes wurden auch Zugund<br />
Druckfestigkeiten verschiedener Mörtelmischungen<br />
bestimmt (Angaben von 1884 GÜRTLER 2000d: 8).<br />
Dort findet man auch einige Hinweise, für welche<br />
Bauvorhaben die Kalkmörtel eingesetzt worden sind. Sie<br />
wurden sicherlich für alle Mauerar<strong>bei</strong>ten in Stollen und<br />
Schächten verwendet und der Steinkohlenbergbau intensivierte<br />
die Kalkgewinnung.<br />
12.4 Vorrichtung und Abbau des Unteren<br />
Kalkflözes <strong>bei</strong> Niederhäslich<br />
Im Bauarchiv der Stadt Freital befinden sich die<br />
Revisionsprotokolle des Kalkwerkes Otto SCHLIEWEN von<br />
1884-1895, die weitgehend vom Markscheider R. HAUSSE<br />
verfasst wurden. Die ausführliche Darstellung verdanken<br />
wir E. GÜRTLER (2000d: 9 ff), die verkürzt wiedergeben wird.<br />
Die Auffahrungen verschiedener Unternehmen zeigt der<br />
Streckenriss s. Abb. 12-1.<br />
Die Ausrichtung von Abbaufeldern erfolgte generell durch<br />
Stollen. Mit dem Flöz stiegen sie flach nach NNO an. In der<br />
frühen Zeit wurden unplanmäßig und durch Grundeigentum<br />
bedingt Tagebaue und Schächte von nur geringer Teufe,<br />
etwa unter 10 m, angelegt. Von diesen begann, wie <strong>bei</strong> der<br />
Kohle, sofort der Abbau.<br />
Größere Förderschächte fehlen. In der letzten Abbauperiode<br />
waren Abbauorte bis zu 500 m vom Stollenmundloch<br />
entfernt. Um die Probleme der Wetterführung zu lösen,<br />
wurden kleine Wetterschächte, um 20 m Teufe niedergebracht<br />
(BECK 1891: 55 und GÜRTLER 2000a, Abb. 12-1). Um<br />
hohen Ar<strong>bei</strong>tsaufwand, Holz und Kosten für einen soliden<br />
Ausbau zu sparen, teufte man lieber einen neuen Schacht.<br />
Der Streckenvortrieb erbrachte <strong>bei</strong> dem etwa 1,2 m mächtigen<br />
Flöz 30-50 % unverwertbare Masse. Die Strecken hatten<br />
einen regellosen Verlauf. 1888 schlägt HAUSSE, der als<br />
Markscheider die Grubenrisse führte, einen Abbau von<br />
Parallelstrecken aus vor. Von der im Flözansteigen getriebenen<br />
Tagesstrecke sollten im Streichen zwei Abbaustrecken<br />
getrieben werden (Abstand ca. 10-20 m), die durch<br />
Parallelaufhauen verbunden wurden. Von diesen erfolgte<br />
der Abbau. Mit dieser Methode (1893) war eine gute<br />
250<br />
CaO % MgO<br />
%<br />
CO 2 % Fe 2O 3 +<br />
Al 2O 3 %<br />
41,44 0,20 31,8 26,36<br />
Im Oberen Kalkflöz der Bohrung F9: 254,05-254,35 m, sind<br />
im Labor Erkundung Süd Freiberg bestimmt worden<br />
(REICHEL 1966/Anl.: 43).<br />
Die hohen Anteile unlöslicher Bestandteile beruhen auf den<br />
zahlreichen Pelitlaminen (s. Abb. 3.3-8), die wahrscheinlich<br />
pyroklastische Bestandteile enthalten. Damit ist deutlich,<br />
warum diese Kalke nach dem Brennen gute hydraulische<br />
Mörtel abgaben.<br />
Ursprünglich wurde er als Düngekalk zur Verbesserung der<br />
schweren roten Lehmböden verwendet.<br />
CaO MgO Glühverlust Fe 2O 3 MnO Al 2O 3 Unlöslich<br />
Oberes Kalkflöz 46,4 1,7 37,6 0,7 0,8 0,6 13,1<br />
Wetterführung und Fluchtmöglichkeit gegeben, außerdem<br />
sparte man am Ausbauholz.<br />
Vortrieb und Abbau mussten nahe <strong>bei</strong>einander erfolgen,<br />
damit die anfallenden Bergemassen in die Abbauhohlräume<br />
versetzt werden konnten. Dadurch erlangten die Strecken<br />
eine ausreichende Standsicherheit. Ferner betont HAUSSE<br />
(1884), dass ein großer Teil der Gewinnungsar<strong>bei</strong>t ausschließlich<br />
durch schrämen und abtreiben bewirkt wird.<br />
Dies bekräftigt er nochmals 1888 und fügt hinzu, dass in<br />
diesem Werk auch kein Sprengstoff aufbewahrt wird.<br />
Der Ausbau im Förderstollen war ausreichend, jedoch wurden<br />
die Wetter- und Fluchtstrecken vernachlässigt, vor allen<br />
Dingen waren sie so niedrig, „daß man auf allen Vieren, wie<br />
ein Vier<strong>bei</strong>n durchstreichen muss“ (HAUSSE;<br />
Revisionsbericht 1893). Auch der Ausbau in den feuchten<br />
Fluchtschächten ist mehrfach bemängelt worden.<br />
Der vom Markscheider O. CHOULANT aus Freiberg eingebrachte<br />
Vorschlag (1893), mehrere Förderschächte anzulegen,<br />
um die langen Förderstrecken mit Karren wesentlich zu<br />
verkürzen, ist nicht realisiert worden (über Hunteförderung<br />
gibt es keine Informationen).<br />
Im Mai 1895 teilt der Steiger H. ZIMMERMANN der<br />
Amtshauptmannschaft mit, dass schon 5 Wochen wegen zu<br />
hohem Wasserstand im Kalkbruch nicht gear<strong>bei</strong>tet werden<br />
kann und deshalb das Nachbringen der Grubenrisse unmöglich<br />
ist. Der Vortrieb eines neuen Stollens und eines<br />
Wetterschachtes sollten Abhilfe schaffen.<br />
<strong>Das</strong> Ende der Kalksteingewinnung vor 1910 wurde wahrscheinlich<br />
durch die geringe Produktivität der manuellen<br />
Gewinnung <strong>bei</strong> der geringen Flözmächtigkeit, den weiten<br />
unmechanisierten Förderwegen und der sich verbessernden<br />
Infrastruktur der Region bedingt, die einen billigen<br />
Kalktransport von anderen benachbarten Lagerstätten<br />
ermöglichte.<br />
Es gelang, den weitgehend unbekannten und vergessenen,<br />
jedoch nicht unbedeutenden Kalkbergbau im <strong>Döhlener</strong><br />
<strong>Becken</strong> zu rekonstruieren. Demgegenüber war die aus den<br />
Kalkflözen geborgene Saurierpopulation seit ihrer<br />
Entdeckung 1880 international bekannt.