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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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neuen Siederei zu bringen. Dort waren neben Fußknechten<br />

zum Holzfällen auch Bauern im Fuhrlohn beschäftigt. <strong>Das</strong><br />

Heizmaterial der Siedepfannen war „... viel Holz“ (HSA Loc.<br />

34946, Bl. 7/2, GÜRTLER 2001: 20) und nicht die <strong>bei</strong>m Abbau<br />

der Alaunrohstoffe anfallende Kohle.<br />

Trotz des Kaufs der Kohlenfelder und der neuen<br />

Alaunsiederei wurde der Siedebetrieb 1585 eingestellt.<br />

1586 verstarb Kurfürst MORITZ und sein Nachfolger<br />

CHRISTIAN war offenbar an bergbaulichen Aktivitäten nicht<br />

interessiert.<br />

Scheinbar dadurch ermuntert, stellte BRENDEL Anfang des 17.<br />

Jh. den Verkauf und auch den Erhalt des Kaufgeldes für seine<br />

Abbaurechte in Abrede und baute weiterhin Kohlen ab. Die<br />

Kaufverträge des Kurfürsten von 1578 konnten in den Ämtern<br />

nicht aufgefunden werden, die Suche blieb trotz eines<br />

Befehls (HSA 1796, KOETTIG 1861: 10) bis 1796 erfolglos.<br />

Vielleicht durch den Regentenwechsel ermöglicht, sicher<br />

durch die Beschwerden der Grundbesitzer befördert, fällte<br />

der Bergschöppenstuhl in Freiberg und in Joachimsthal in<br />

Böhmen 1612 ein für die Zukunft bedeutendes Urteil. Darin<br />

wird der Kohle die Eigenschaft abgesprochen, dass sie zum<br />

Bergregal gehört (KOETTIG 1861: 84-85, Originaltext in<br />

TREPTOW 1927: 122).<br />

Damit war die Kohle ein „Nichterz“, obwohl es wegen des<br />

vorkommenden Pyrits auch später zu Auseinandersetzungen<br />

kam.<br />

<strong>Das</strong> Bergregal berechtigte den Kurfürsten für alle abgebauten<br />

Erze den Zehnten als Steuer zu verlangen. Außerdem<br />

mussten die Grubenbesitzer „Anschnitt“ halten - eine<br />

Einnahmen/Ausgaben Buchführung nachweisen.<br />

Durch das Steinkohlenmandat von 1743 (WILSDORF 1985: 7)<br />

wurde dieses Urteil bekräftigt und auf Braunkohle und Torf<br />

ausgedehnt.<br />

<strong>Das</strong> Urteil von 1612 beendet offiziell die Periode administrativer<br />

Auseinandersetzung zwischen dem Regenten und den<br />

an den Abbaurechten unter ihren Flurstücken interessierten<br />

Grundbesitzern.<br />

9.2.2 1612 bis Beginn 19. Jh.: Herausbildung privater<br />

Grubenbetriebe und Gewerkschaften<br />

Trotz des klaren Urteilsspruches von 1612, dass der<br />

Kohlenbergbau nicht dem Bergregal unterliegt, wurden<br />

1629, nach einem Bericht der Berghauptleute George und<br />

Wolf von SCHÖNBERG, kurfürstliche Hoheitsrechte anerkannt.<br />

Danach waren alle Mutungen sowie Abbauberechtigungen<br />

für Kohlenfelder zwischen <strong>Dresden</strong> und Freiberg <strong>bei</strong>m<br />

Bergamt einzuholen (HARTUNG 1906: 7). Zum Beispiel stellte<br />

1629 und 1635 der Kammerdiener ULLMANN<br />

Mutungsanträge (KOETTIG 1861: 7). Den ältesten bekannte<br />

Grundriss eines Stollens <strong>bei</strong> Pesterwitz (BA Findk. 379 Stk.<br />

74, GÜRTLER 2000b) fertigte der Markscheider E.<br />

MORGENSTERN am 04.06.1633 an. Den Auftrag dazu erteilte<br />

„Davit HERMANES Churf. Sächs. Quardtin (Wardein =<br />

Probierer) zu Dresten“. Es entstand eine starke Konfron-<br />

Meilensteine der Entwicklung des <strong>Bergbau</strong>s im<br />

<strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> von 1542 bis 2001<br />

(REICHEL/ SCHAUER)<br />

1542 Gründung des Oberbergamtes in Freiberg<br />

1542 29.04. – Herzog MORITZ von SACHSEN erlaubte<br />

Hans BIENER zwischen Plauendorf und<br />

Tharandt nach Steinkohlen zu graben<br />

1546 G. AGRICOLA erwähnt den Steinkohlenbergbau<br />

<strong>bei</strong> Burgk<br />

1563 Erlass des Kurfürsten zur Einordnung der<br />

Steinkohlen ins Bergregal<br />

1574 BRENDEL akzeptiert Zahlung des Zehnten und<br />

Abrechnung wie <strong>bei</strong>m Erzbergbau<br />

1576 Erlass des Kurfürsten zur Auszimmerung<br />

eines Stollns <strong>bei</strong> Potschappel<br />

1577 Bergbeamte enteignen private Abbautreibende<br />

zum Nutzen des Kurfürsten AUGUST<br />

1577 Ersterwähnung des Dorfes Zschiedge als<br />

„Sidtsch“ = Sieden<br />

1578 Erste Nachricht über eine „Alte Kunst“ des<br />

Kurfürsten <strong>bei</strong> Potschappel<br />

1581 Verlegung des Alaunwerkes des Kurfürsten<br />

von Burgk nach Potschappel - 1585 Einstellung<br />

des Siedebetriebes<br />

1612 Urteil des Bergschöppenstuhles in Freiberg<br />

sowie Johanngeorgenstadt: Steinkohle unterliegt<br />

nicht dem Bergregal<br />

1628 Oberhüttenmeister LINGKE versucht in den<br />

Schmelzhütten Steinkohle einzusetzen<br />

1629-35 ULLMANN stellt Mutungsanträge zum Kohleabbau<br />

für Alaunsiederei<br />

1633 04.06. – Markscheider E. MORGENSTERN fertigt<br />

den ältesten vorhandenen Stollnriss an<br />

1635 E. SCHÖNLEBE mutet und will Steinkohlen in<br />

Bergschmieden einsetzen<br />

1680 Beginn des Potschappler Stollns, Gesamtlänge<br />

2218 m<br />

18. Jh. Kalktagebaue Anfang des Jahrhunderts auf<br />

<strong>Döhlener</strong> und Großburgker Flur<br />

1718 Oberst von POLENZ kauft Zauckerode und<br />

1726<br />

Döhlen und baut 1720 ein Kunstgezeug<br />

Vortrieb des CLAUS Stollns von der Wiederitz<br />

nach Kohlsdorf, Fertigstellung 1830; Länge<br />

ca. 1900 m<br />

1736 Erlass des Kurfürsten, dass nur Steinkohle in<br />

den Bergschmieden verwendet wird<br />

1743 Kohlenmandat regelt den Kohleabbau auf<br />

Privatland ohne Mutung <strong>bei</strong>m Bergamt<br />

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