07.06.2013 Aufrufe

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

einem geeigneten Objekt (z. B. Bergehalde Gittersee) oder<br />

das Aufbringen einer ausreichend mächtigen Abdeckschicht<br />

sind mögliche Vorgehensweisen zur Senkung der ODL.<br />

Im Rahmen der Erar<strong>bei</strong>tung des WISMUT-Umweltkatasters<br />

(SCHAUER et al. 1993) ist auf dem Schulsportplatz der 80.<br />

Oberschule in <strong>Dresden</strong>-Gittersee eine etwa 0,35 m mächtige<br />

Deckschicht aus Freitaler Schlacken und Steinkohlenresten<br />

mit ODL-Werten zwischen 0,2 bis max. 0,72 µSv/h<br />

festgestellt worden.<br />

Diese Schlacken- und Steinkohlenreste enthielten bis zu<br />

360 ppm Uran, 108 ppm Arsen, 70 ppm Blei und 661 ppm<br />

Zink. Die spezifische Aktivität (Ra-226) betrug 4400 Bq/kg.<br />

<strong>Das</strong> Umweltamt der Stadt <strong>Dresden</strong> hat für dieses<br />

besonders sensible Objekt eine sofortige Sanierung durch<br />

Abtrag der Schadstoffschicht angeordnet.<br />

In der Zeit der Uranerzaufbereitung von 1949 bis 1962 in<br />

<strong>Dresden</strong>-Coschütz (Fabrik Nr. 95) und Freital-Döhlen (Fabrik<br />

Nr. 93) sind die Freiwässer der Absetzbecken und<br />

Betriebswässer der Aufbereitung in die Weißeritz abgeschlagen<br />

worden. Bei einem mittleren Tagesdurchsatz von<br />

600 t Uranerz mit einem Ausbringen von 84 % leitete die<br />

Fabrik Nr. 95 im Jahre 1953 stündlich 200 m³ bis 250 m³<br />

Abwässer (NOVIK-KACAN et al., Kap. VI: 5, 1963) in die<br />

Weißeritz ein. Von der Fabrik Nr. 93 wurden stündlich 50-60<br />

m³ eingeleitet (ebenda, Kap VI: 8). Obwohl der Chemismus<br />

dieser Abwässer heute nicht bekannt ist, muss von einer<br />

starken Belastung der Weißeritz ausgegangen werden.<br />

Über den Kaitzbach wurden seit Mitte der 50er Jahre bis zur<br />

Einstellung der Uranerzförderung der Schachtanlage<br />

Gittersee stündlich rund 115 m³ Grubenwässer mit erhöhten<br />

Gehalten an Sulfat, Chlorit und gelöstem Uran abgeschlagen.<br />

Sickerwässer der Absetzanlagen im Kaitzbachtal belasteten<br />

zusätzlich den Kaitzbach. Am Grund des Carola Sees<br />

im Großen Garten sind Schlämme festgestellt worden, die<br />

16-27 ppm Uran, 24-73 ppm Arsen und 241-684 ppm Zink<br />

enthielten und eine spezifische Aktivität (Ra-226) von 380-<br />

1260 Bq/kg hatten (SCHAUER et al. 1993).<br />

Zur Beurteilung der Qualitätsbeeinträchtigung von Grundund<br />

Oberflächenwässern sind besonders im Bereich dominanter<br />

Altlasten des Steinkohlen- bzw. des Uranerzbergbaus<br />

und der Uranerzaufbereitung Grundwasserbeschaffenheits-Messstellen<br />

(GWBM) und Durchfluss-Messstellen<br />

installiert worden. Die Errichtung und der Betrieb von ca. 60<br />

Grundwasser- und Oberflächenwasser-Messstellen seit<br />

1993 in der unmittelbaren Umgebung zur ehem.<br />

Uranerzaufbereitungsfabrik 95 in Coschütz und zu den in<br />

das Kaitzbachtal eingespülten Schlammteichen (Halde A<br />

und B) dienen der Überwachung des gesamten Standortes.<br />

Der Betrieb dieser Messstellen wird auch über einen<br />

Zeitraum von mindestens 25-50 Jahren nach dem<br />

Abschluss der Rekultivierung die Kontrolle von Grund- und<br />

Oberflächenwässern sichern und den Erfolg der<br />

Verwahrung bzw. Sanierung dokumentieren.<br />

Mit langzeitstabilen Abdeckungen bis zu 4 m Mächtigkeit<br />

aus Dicht-, Drainage- und Rekultivierungsschicht wird die<br />

Durchsickerung der Haldenkörper mit Niederschlags-<br />

336<br />

wässern minimiert und die Pyritoxidation weitgehend unterbunden.<br />

Die Abdeckung der Haldenkörper ist landschaftsplanerisch<br />

letztendlich Voraussetzung zur Schaffung einer<br />

landschaftsangepassten Hügelform als Offenland mit<br />

Wiesen- und Staudenfluren.<br />

Radon und seine Folgeprodukte in der bodennahen<br />

Atmosphäre stellen ein weiteres Gefährdungspotenzial dar.<br />

Erhöhte Radonexhalation ist auf Bergehalden bzw.<br />

Absetzanlagen zu erwarten. Ein besonderes Gefährdungspotenzial<br />

ist dann gegeben, wenn Gebäude auf Bergehalden<br />

errichtet oder wenn zum Bau von Wohn- oder Bürogebäuden<br />

Verar<strong>bei</strong>tungsreste von Freitaler Steinkohlen verwendet<br />

worden sind.<br />

Die Halde des im Jahre 1906 stillgelegten Beharrlichkeit<br />

Schachtes in Rippien ist abgeflacht und in den Jahren 1933<br />

bis 1939 mit 8 Einfamilienhäusern bebaut worden. Zwischen<br />

1942 und 1948 haben Schwelbrände in der Halde zu teilweise<br />

erheblichen Bauschäden an einigen Wohnhäusern geführt.<br />

Offene Risse und Spalten in den Bodenplatten der Gebäude<br />

sind bevorzugte Zufuhrwege für Radon. Bei Kurzzeitmessungen<br />

in geschlossenen Räumen sind Rn-Konzentrationen<br />

zwischen 1770 Bq/m³ und 5740 Bq/m³ festgestellt<br />

worden. In Wohnhäusern, deren Bodenplatten saniert und<br />

abgedichtet waren, erreichte die Rn-Konzentration Werte zwischen<br />

400 Bq/m³ und 780 Bq/m³.<br />

Im Raum Freital, Bannewitz und <strong>Dresden</strong>-Süd sind zwischen<br />

1850 und 1940 Reste aufbereiteter bzw. verar<strong>bei</strong>teter<br />

Steinkohlen aus dem <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> zum Bau von<br />

Wohnhäusern verwendet worden. Zur Isolation der<br />

Zwischendecken kamen Steinkohlenschlacken zum Einsatz<br />

(Abb. 14.8-6), die <strong>bei</strong> einer spezifischen Aktivität (Ra-226)<br />

von etwa 720 Bq/kg bis zu 50 ppm Uran enthalten<br />

(SCHAUER et al. 1993). Weiterhin sind Steinkohlenverar<strong>bei</strong>tungsreste<br />

(„Wäschesande“) als Zuschlagstoffe für<br />

Mörtel und Putzmörtel verwendet worden.<br />

Abb. 14.8-6: Steinkohlenschlacken (häufig radioaktiv<br />

kontaminiert) zur Isolation der<br />

Zwischendecken von Wohn- und<br />

Bürogebäuden; Foto: SCHAUER (1993)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!