Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Lachter (Berg-) 198,23 cm (HARTUNG 1906)<br />
Scheffel (Dresdner) 86,7 kg oder 1,0383 hl. (GÜRTLER 2001)<br />
Tonne hier: keine metrische t mit 1000 kg sondern<br />
variables Hohlmaß, z. B.<br />
– 1 Tonne = 1 Scheffel 86,7 kg<br />
= 2 Schachtkübel (GÜRTLER 2001)<br />
– 1 Tonne = 4 Scheffel im Jahre 1840 (HARTUNG 1906).<br />
9.2 Die Historische Entwicklung des Steinkohlenbergbaus<br />
9.2.1 1542 bis 1612: Auseinandersetzung Landesfürst<br />
- Grundbesitzer<br />
Wie <strong>bei</strong> vielen Lagerstätten ist der Beginn des <strong>Bergbau</strong>s<br />
nicht bekannt. Durch den langen Ausstrich der Steinkohlenflöze<br />
am NO <strong>Becken</strong>rand und Bachrisse in diesem<br />
Gebiet wird sicherlich schon im 12.-14. Jh. eine sporadische<br />
Gewinnung erfolgt sein.<br />
Die erste, leider seit 1968 im Original verschollene<br />
<strong>Bergbau</strong>urkunde stammt vom 29.04.1542. Herzog MORITZ,<br />
nachher Churfürst von Sachsen, „befreiet Hans BIENERTEN<br />
und seine Gesellschaft, mit dem Rechte, zwischen Plauendorf<br />
(heute <strong>Dresden</strong>-Plauen) und Tharandt, eine Meile Wegs<br />
lang und breit auf allen Unterthanen Güthern ... nach Steinkohlen<br />
zu graben“ (HSA 1542, HARTUNG 1906: 5). Die Urkunde<br />
ist kopiert mehrfach erhalten (WILSDORF 1974: 3 Bild 2).<br />
Bereits wenig später (24. Juni 1542) beantragen Hermann<br />
von TAUSCHWITZ zu Potschappel und die Gebrüder Peter und<br />
Nickel ZEUTSCH aus Burgk die Genehmigung zum<br />
Kohlenabbau (HSA 1542).<br />
1546 erwähnt AGRICOLA den Steinkohlenbergbau, KENTMANN<br />
(1556) und GESSNER (1565) beschreiben mehrere<br />
Kohlenarten. Aus dieser Häufung von Informationen ist zu<br />
folgern, dass der Steinkohlenbergbau im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong><br />
schon voll entfaltet war.<br />
In der „Meissnischen Bergk-Chronica“ beschreibt ALBINUS<br />
(1590: 189) „Eben diese Art von Bergwachs findet man auch<br />
eine Meil von Dreßden gegen Freyberg zu - auf der linken<br />
Hand sind weiche Steinkohlen, die sich leichtlich schieffern<br />
oder spalten und da<strong>bei</strong> auch Bechsteinkohlen, die sich desgleichen<br />
splittern, Item andre Steinkohlen mit Alaun vermenget“.<br />
Eine Schadenersatzforderung des Christoph von ZEUTSCH zu<br />
Burgk (HSA Loc. 36079 1542-1560) beweist, dass im Garten<br />
des Rittergutes bereits ein vom Kurfürsten AUGUST von<br />
SACHSEN betriebenes Alaunwerk bestand und der<br />
Landesherr auch Bergherr war.<br />
Offenbar bauten zu dieser Zeit mehrere Grundbesitzer<br />
Kohlen ab, ohne sich an das 1542 an BIENER erteilte Abbauprivileg<br />
zu halten. Vermutlich erlässt deshalb der Kurfürst<br />
AUGUST am 3. März 1563 eine Verfügung, wonach auch die<br />
Steinkohlen dem Bergregal einverleibt werden (HARTUNG<br />
186<br />
1906: 6) und ihr Abbau, wie <strong>bei</strong>m Erzbergbau, mit dem<br />
Zehnt abgabenpflichtig sind. Es ist nicht nachweisbar aber<br />
zu vermuten, dass vom Bergamt gegen die „Kohlenbauern“<br />
- die Grundeigentümer - vorgegangen wurde.<br />
<strong>Das</strong> könnte die Ursache für eine Urkunde vom 08.04.1574<br />
sein: „George BRENDEL zu Kohlsdorf gelobet eydlich an, von<br />
seinem Steinkohlen-Bergwerke dem Churfürsten zu<br />
Sachsen den Zehnten zu geben und auch Anschnitt zu halten“<br />
(HSA 1574, KOETTIG 1861: 82). Damit musste BRENDEL<br />
nicht nur Steuern zahlen, sondern als „Anschnitt“ eine<br />
Kosten / Einnahmen Buchführung dem Bergamt vorlegen<br />
und Lohn an seine Bergleute zahlen.<br />
Die Rittergutsbesitzer Benno von THELER auf Potschappel<br />
und Dippold von GRENSIGK auf Zauckerode wollten sich für<br />
ihren Kohlenabbau diesen Verpflichtungen entziehen und<br />
legten dagegen <strong>bei</strong>m Bergschöppenstuhl (Berggericht)<br />
Beschwerde ein (KOETTIG 1861: 9).<br />
Am 16. September 1577 erfolgt eine Enteignung der<br />
Abbaurechte privater Bergwerksbesitzer. „Die Bergbeamten<br />
zu Freyberg nehmen auf alle Steinkohlen zwischen<br />
<strong>Dresden</strong> und Freyberg zum Nutzen des Churfürsten<br />
von Sachsen“ (HSA 1577). <strong>Das</strong> bedeutet die Übernahme<br />
von 2000 Geviertlachtern Abbaurechten durch Oberbergmeister<br />
M. PLANER und den Bergmeister A. HOFFMANN zum<br />
Nutzen des Churfürsten (KOETTIG 1861: 83-84).<br />
Gegen diese „Freifahrung“ ihrer mit den Flurstücken verbundenen<br />
Abbaurechte erhoben die Grundbesitzer zahlreiche<br />
Gegenvorstellungen vor dem Bergschöppenstuhl in<br />
Freiberg. Es kam zu keiner Einigung. 1578 wandten sich<br />
daher 4 Bürger aus Potschappel und auch Georg BRENDEL<br />
aus Kohlsdorf unmittelbar an den Kurfürsten und boten ihm<br />
ihre Kohlenfelder zum Kauf an. Durch den Oberbergmeister<br />
PLANER wurde dieser Verkauf realisiert und durch Erlass vom<br />
19.04.1578 genehmigt. Die Potschappler erhielten je 100<br />
Gulden, BRENDEL 400 Gulden. Der Besitzer des Ritterguts<br />
Potschappel, Benno von THELER, entrichtete einen Bergzins<br />
von 15 Taler/Jahr für den weiteren Abbau (HARTUNG 1906: 6).<br />
Nach dem Erlass sollten die Kaufverträge im Bergamt Freiberg<br />
und im Amt <strong>Dresden</strong> hinterlegt werden (HARTUNG<br />
1906: 6-7, HSA Loc. 36294, 166/5, 1789-1798). Damit hatte<br />
der Kurfürst formal juristischen Einfluss auf alle damaligen<br />
Kohlenabbaue.<br />
Am 07.05.1576 erging ein Erlass des Kurfürsten AUGUST „ ...<br />
den Stollen, daran dem ganzen Bergwerk gelegen, wiederum<br />
erheben und auszimmern zu lassen ...“ (FALKE 1856:<br />
213-214). Aus dieser Zeit wird von einem Kurfürstlichen<br />
Kohlenwerk mit der Alten Kunst auf PETZCHENS Fleck, vermutlich<br />
nahe der Kirche Potschappel und einem<br />
Kunststollen zur Weißeritz berichtet (GÜRTLER 2000b: 5).<br />
1581 beabsichtigt der Kurfürst das baufällige Alaunwerk von<br />
Burgk nach Potschappel zu verlegen und zieht dafür von<br />
THELER ein Stück Wiese ein (HSA wie vor). Wie bereits<br />
geschildert, führte PLANER mehrere Ingenieurbauten durch,<br />
um die Kohlen bzw. „Schiefer“ für die Alaunproduktion von<br />
Zschiedge, Burgk und Hammer <strong>bei</strong> Kohlsdorf nach der