Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
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Gittersee zweigt eine Straße auf dem Höhenrücken zwischen<br />
Kaitzbach und Elbtal nach Ost in Richtung Strehlen<br />
ab. Vom Windberg bis Strehlen hat diese Verbindung nur<br />
leichtes Gefälle und diente als „Kohlenstraße“ dem<br />
Transport großer Mengen minderwertiger „Kalkkohle“ zum<br />
Brennen in den zahlreichen Kalköfen von <strong>Dresden</strong>-Strehlen.<br />
In Bannewitz sollen etwa 40 schwere Fuhrwerke mit<br />
Aufsatzbrettern gestanden haben, die diesen Kohlentransport<br />
und die Abfuhr von Sandsteinen bewältigten (mündl.<br />
Mitt.).<br />
1858 musste die Verlegung des Kommunikationsweges von<br />
Döhlen nach Deuben an den Talhang (heute Hüttenstraße)<br />
begonnen werden, wegen des geplanten Ansatzpunktes<br />
eines neuen Schachtes, welcher aber durch starke<br />
Wasserzuflüsse aufgegeben wurde.<br />
Als Vorbereitung für den späteren Königin-Carola Schacht ist<br />
ab Juni 1872 von der Hüttenstraße aus die Schachtstraße<br />
gebaut worden.<br />
Ab 1836 (HARTUNG 1906: 61) forderten Unternehmer den<br />
Bau einer Eisenbahn in das Industrierevier um Döhlen. Der<br />
Staat konzentrierte sich auf Hauptstrecken und so kam es<br />
am 4. Mai 1853 zur konstituierenden Versammlung einer<br />
Aktiengesellschaft. Auflage für die 1854 erteilte<br />
Baukonzession war eine Streckenführung bis Tharandt. Der<br />
erste Spatenstich erfolgte am 12. September 1853 von<br />
Plauen aus (SCHUBERT 1982: 23). Eine Hochflut zerstörte<br />
1854 Brückenbauten. Die Eröffnung der Albert-Bahn von<br />
<strong>Dresden</strong> bis Tharandt konnte erst 1855 mit einem durch<br />
die Lok „Bohemia“ gezogenen Festzug erfolgen. Der separate<br />
Kohlenbahnhof lag in <strong>Dresden</strong> zwischen der Freiberger<br />
und Tharandter Straße (bis in jüngste Zeit Kohlenverladestelle).<br />
Ein großer Teil der konstruktiven Planung und Ausführung<br />
lag in den Händen des <strong>bei</strong> mehreren Bahnbauten, u. a. Bau<br />
der Sächsisch-Böhmischen-Staats-eisenbahn, sich auszeichnenden<br />
Ingenieurs Guido BRESCIUS. Am 7. Februar 1853<br />
schlossen die Direktoren des Hänichener Steinkohlenbauvereins<br />
E. BECKER & O. SCHNEIDER, der Vertreter der<br />
Albertbahn Dr. A. PUSINELLI und Ingenieur G. BRESCIUS einen<br />
Vertrag zum Bau einer Eisenbahn von <strong>Dresden</strong> durch den<br />
Plauenschen Grund nach Tharandt mit Abzweigen von<br />
Nebenstrecken zur Kohleabfuhr nach Niederhermsdorf und<br />
Hänichen (SCHUBERT 1982: 22).<br />
Die Aufgaben waren enorm. Eine Betriebsbeamtenstelle<br />
erhielt BRESCIUS 1857; ab 1861 gehörte er dem Direktorium<br />
der Albertbahn an. Auseinandersetzungen und ungerechtfertigte<br />
Anfechtungen der Bahngesellschaft wegen zu kostspieliger<br />
Bauausführungen, die ihren Grund im Streben<br />
nach hohen Dividenden hatten, zermürbten ihn. 1862<br />
erkrankte BRESCIUS geistig unheilbar, ein willkommener<br />
Grund zur Kündigung für die Bahngesellschaft. Zerrüttet verstarb<br />
BRESCIUS am 4. Dezember 1864 in Pirna im Alter von<br />
40 Jahren.<br />
268<br />
Bereits am 27. Juni 1853, noch vor Baubeginn der Strecke<br />
am 12. September (SCHUBERT 1982: 23), erfolgten die ersten<br />
Verhandlungen für den Bau von Anschlussstrecken zu den<br />
drei Hauptschächten zwischen dem Direktor der Bahn<br />
BECKER und dem Steinkohlenwerk (HARTUNG 1906: 61). Eine<br />
Zwischenförderung „in vierscheffligen Hunden“ nach<br />
Potschappel und Umladen in Eisenbahnwaggons wurde<br />
verworfen. Nach der Zusicherung, die Anschlüsse zu bauen<br />
und genügend Waggons zu stellen, erfolgte vertraglich die<br />
Übernahme der Kosten durch die Königlichen<br />
Steinkohlenwerke. Am 19. November 1855 kamen durch<br />
die Eisenbahn die ersten Kohlen vom <strong>Döhlener</strong><br />
Kunstschacht, am 25. bzw. 29. November vom Oppel und<br />
Albert Schacht zum Versand (HARTUNG 1906: 61).<br />
Ein weit über die Grenzen Sachsens bekanntes mutiges<br />
Vorhaben war der Bau der Normalspur Windbergbahn ab<br />
1856 (SCHUBERT 1982: 22). Mit diesem Bahnbau setzte sich<br />
BRESCIUS ein bleibendes Denkmal. Die Trasse musste <strong>bei</strong> nur<br />
2,5 km Luftlinie vom Abzweig an der Weißeritz bis auf das<br />
Hochplateau des Windberges, einen Höhenunterschied von<br />
156 m mit einer Steigung von 1 : 33,62 überwinden<br />
(SCHUBERT 1982: 26). Die kurvenreiche Strecke mit bis zu 18<br />
% Steigung war eine technische Spitzenleistung, die populär<br />
als „Sächsische Semmeringbahn“ und die Lokomotiven als<br />
„Heuwender“ und „Kreuzspinne“ bezeichnet wurden. Zum<br />
Anschluss der abgelegenen Hänichener Schächte wurde sie<br />
bis Possendorf trassiert. Mit dieser Bahnstrecke erübrigte<br />
sich der intensive Pferdefuhrverkehr nach <strong>Dresden</strong>.<br />
Die weithin sichtbaren Rauchfahnen der Lokomotiven zeigten<br />
einen neuen Großabnehmer der Steinkohlenwerke an<br />
(WILSDORF 1985 Bild 31-32). Jedoch öffnete die Eisenbahn<br />
auch den bisher begrenzten Absatzraum. Als meist qualitativ<br />
bessere, vor allen Dingen aber billigere Kohlen, drangen<br />
die Steinkohlen von Zwickau, Würschnitz, Schlesien, die<br />
Braunkohlen aus Böhmen und ab 1900 die Braunkohle-<br />
Briketts aus der Lausitz auf den Markt, „begünstigt durch<br />
die bis auf ein Minimum herabgesetzten Frachtpreise auf<br />
den Staatseisenbahnen“. Diese Situation wurde 1869, nach<br />
der Eröffnung der Strecke Chemnitz-Freiberg, besonders<br />
kritisch. Zu den hohen Tarifen der Albert-Bahn kam noch die<br />
mangelhafte Bereitstellung von Waggons, so dass wegen<br />
Kohlenmangel die Kunden vielfach zu böhmischen<br />
Lieferanten übergingen. Die Details werden ausführlich <strong>bei</strong><br />
HARTUNG (1906: 65/66) und <strong>bei</strong> KÖTTIG (1875 und 1881)<br />
geschildert. Die zahlreichen Proteste führten zu<br />
Auseinandersetzungen und 1869 zur Abtretung der Albert-<br />
Bahn an die <strong>Dresden</strong>-Freiberger Staatseisenbahn.<br />
Der Bahnverkehr erfolgte 1951 noch bis Kleinnaundorf, von<br />
1957 bis zur Einstellung 1989 als Frachtverkehr bis<br />
Gittersee. Nach Bestrebungen im Mai 2002 soll der<br />
Streckenteil bis Gittersee erhalten und als Traditionsbahn<br />
betrieben werden.<br />
Zwei Schmalspur Nebenbahnen Potschappel-Wilsdruff<br />
(1886-1974) und Hainsberg-Dippoldiswalde (1865 Grün-