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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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An gleicher Stelle wird auch der beträchtliche Produktionszuwachs<br />

ausgewiesen:<br />

1806 sind über 200.000 Scheffel, etwa 17.400 t, von 409<br />

Mann, 1853 im gesamten <strong>Becken</strong> 4.105.658 Scheffel von<br />

3.636 Mann Belegschaft gefördert worden. In Zauckerode<br />

stieg im gleichen Zeitraum die Prokopfleistung/Jahr von<br />

48,0 auf 119,3 t oder 248 % (HARTUNG 1906: 124-125).<br />

Eine der Ursachen der Produktionssteigerung lag im erhöhten<br />

Kohlenbedarf durch die Gründung von Tochterunternehmen<br />

der Steinkohlenwerke (Potschappel, Burgk, Zauckerode),<br />

vor allem aber durch die Ansiedlung neuer Industriebetriebe,<br />

wie mehrerer Glashütten, einer Eisengießerei,<br />

eines Gussstahlwerkes, der REICHHARD’schen Chemiefabrik,<br />

von Papier- und Tonwaren- sowie Maschinenfabriken (BAEHR<br />

1917: 35). Damit wurde das Weißeritztal ein beachtlicher<br />

Industriestandort und die ehemaligen Bauerndörfer zu<br />

Ar<strong>bei</strong>tersiedlungen.<br />

Die Märzereignisse, die zur bürgerlichen Revolution von<br />

1848 führten, hatten im <strong>Döhlener</strong> Revier erhebliche<br />

Resonanz. Durch harte Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen, bis zur skrupellosen<br />

Ausbeutung, war besonders im Burgker Revier die<br />

Stimmung gegen den Bergherrn gewachsen, aber auch im<br />

Königlichen Werk durch eine Ar<strong>bei</strong>tsordnung von 1833 mit<br />

zahlreichen Strafandrohungen entfacht worden.<br />

Als Antwort auf diese Bewegung gab am Dresdner<br />

Zeughaus am 3. Mai 1849 das Militär die ersten Schüsse<br />

auf Demonstranten ab, die sich für die provisorische<br />

Regierung einsetzten (11 Tote). Der Stadtrat von <strong>Dresden</strong><br />

forderte die Kommunalgarden der Gemeinden zur<br />

Unterstützung auf (HEINZ 1983: 21). In Zauckerode trat der<br />

Bergverwalter (Betriebsleiter) F. A. GÖBEL für einen Marsch<br />

nach <strong>Dresden</strong> ein, der sich am 4. Mai unter dem Kommandanten<br />

Obersteiger F. MEHNER in Bewegung setzte.<br />

Auch Niederhermsdorfer Bergleute marschierten nach<br />

<strong>Dresden</strong>.<br />

Am 05. Mai 1849 beschlagnahmte der Dresdner<br />

Kommunalgardist C. A. GOERNE im Auftrag der Provisorischen<br />

Regierung <strong>bei</strong>m Baron von Burgk 4 Böller-Kanonen.<br />

Am gleichen Tag erfolgte der Marsch der Burgker<br />

Kommunalgarde, bestehend aus 52 Gardisten unter dem<br />

Kohlenschreiber C. H. W. PAUL und 132 Bergleuten, geführt<br />

von Bergverwalter BÜTTNER und Markscheider G. F. KNEISEL.<br />

In diesem berühmten Zug der Bergar<strong>bei</strong>ter auf die<br />

Barrikaden in <strong>Dresden</strong> führten sie die einzige revolutionäre<br />

Artillerie mit, die 4 Weinbergkanonen des Barons von<br />

Burgk.<br />

„Es ist ein Ruhmesblatt der Bergleute unseres Reviers, daß<br />

sie so entschlossen und bewaffnet in den Maikämpfen<br />

1849 um ihre Rechte und gesellschaftliche Neuordnung<br />

kämpften“ (HEINZ 1983: 26).<br />

206<br />

In einem anonymen Drohbrief an den Baron von BURGK vom<br />

04. Mai 1849 als „Bekanntmachung an meine lieben<br />

Brüder“ werden die zahlreichen Missstände scharf gegeißelt<br />

„Rache, Rache, blutige Rache den Steuger (Steiger)<br />

hunten, aber nicht allen ...“ wird angedroht, „es sein soviel<br />

unser Unschuldige Brüder gefallen in <strong>Dresden</strong>“ (voller<br />

Wortlaut: HEINZ 1983: 34).<br />

Auch Staatsbeamte standen auf der Seite der revolutionären<br />

Bewegung. Am 07. Juni 1848 veröffentlichte der<br />

Vaterlandsverein im Plauenschen Grund eine Erklärung, die<br />

u. a. auch der Bergrevisor G. HANUS und der Bergverwalter<br />

A. GÖBEL (HEINZ 1983: 20) unterzeichneten.„Der Bergverwalter<br />

GÖBEL wurde am 10. Juni 1849 wegen Teilnahme<br />

an politischen Umtrieben seiner Stellung enthoben und war<br />

später flüchtig geworden“ (HARTUNG 1906: 57).<br />

Selbst unter den widrigen Umständen nach der<br />

Niederschlagung der Barrikadenkämpfe zeigten sich die<br />

Kumpel der Königlichen Werke solidarisch mit ihrem verfolgten<br />

Bergverwalter. Der Knappschaftsälteste K. T. HECHT verfasste<br />

eine Petition an das Finanzministerium, die 608<br />

Bergleute unterschrieben, zur Rücknahme der Repressalien<br />

gegen GÖBEL, „da er nicht begangen haben kann, was der<br />

Pflicht eines Ehrenmannes zuwider liefe“ (HEINZ 1983: 26).<br />

9.2.4 1853 bis 1919: Übergang zum technisierten<br />

Steinkohlenbergbau<br />

Den Beginn dieser Epoche leiten technische Neuerungen<br />

ein, die durch wesentliche Verbesserung der Infrastruktur,<br />

zur Erhöhung der bergmännischen Produktion führten.<br />

Deshalb wird die Aufnahme des Eisenbahnbetriebes 1853<br />

als wichtige Zeitmarke erachtet.<br />

1836 wurde eine Bahnstrecke durch den Plauenschen<br />

Grund geplant, noch vor Baubeginn erfolgten 1853<br />

Verhandlungen über Anschlussbahnen zu den Schächten.<br />

1855 konnte die Albertbahn bis nach Tharandt in Betrieb<br />

genommen werden (HARTUNG 1906: 61). Erstmalig entstand<br />

durch den Plauenschen Grund eine effektive und sichere<br />

Verkehrsverbindung zur Stadt <strong>Dresden</strong> und ein Anschluss<br />

an das sich erweiternde Streckennetz der Eisenbahn. In<br />

<strong>Dresden</strong> wurde der „Kohlenbahnhof“ an der Freiberger<br />

Straße angelegt. Die Verlängerung der Bahn brachte<br />

Anschluss an die Großverbraucher im Freiberger Revier,<br />

begünstigte jedoch auch das Eindringen der Zwickauer<br />

Steinkohlen. Dieses Problem erörterte bereits 1854 C. F.<br />

PLATTNER. Hohe Frachttarife der privaten Bahngesellschaften<br />

gegenüber der Staatsbahn, die zum Eindringen böhmischer<br />

und schlesischer Kohlen führten, veranlassten die<br />

<strong>Bergbau</strong>betreibenden zum Druck auf den Staat, die<br />

Bahngesellschaft 1869 zu übernehmen (WILSDORF 1985: 35).<br />

Der Bau der Zweigbahnen erfolgte vertraglich auf Kosten<br />

der Königlichen Steinkohlenwerke.

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