Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
durch bürokratische Auffassung für „überflüssig“ erachtet.<br />
Beim Königlichen Steinkohlenwerk wären noch nie Schlagwetter<br />
aufgetreten und auch die Burgker Werke hätten,<br />
nachdem 1823 durch entzündetes Gas 8 Bergleute verbrannt<br />
und halb erstickt seien, Sicherheitslampen nicht<br />
beschafft (HARTUNG 1906: 34).<br />
ANONYMUS (1924b: 129) berichtet „im Jahre 1821 führte<br />
Freiherr von BURGK nach einer Schlagwetterexplosion die<br />
DAVY’sche Sicherheitslampe zur Untersuchung der<br />
Grubenbaue auf Grubengas ein“. <strong>Das</strong> ist nach der<br />
Entscheidung von 1823 unwahrscheinlich. Nach mündl.<br />
Mitteilung drängte vermutlich der Bergrat A. ERDMANN aus<br />
Wettin den Baron v. BURGK, wenigstens eine (!)<br />
Sicherheitslampe anzuschaffen. <strong>Das</strong> erscheint durchaus<br />
realistisch. SCHAFFRATH (1869) berichtet von einigen<br />
„Ableuchtern“ oder sogen. Vorfahrern. Diese mussten am<br />
Beginn der Ar<strong>bei</strong>tswoche die Orte freigeben.<br />
Um die auftretenden „bösen Wetter“ oder kalten Schwaden<br />
(CO 2 ) unschädlich zu machen, hatte man vergeblich versucht,<br />
„die Luft durch hereingegossenen oder auf Bretter gestrichenen<br />
gelöschten Kalk zu verbessern“ (HARTUNG 1906: 34).<br />
Zur Bewetterung des vom Zauckeroder Kunstschacht zum<br />
Elbstolln getriebenen Gegenortes wurde 1823 offenbar an<br />
das Kunstgestänge ein „Harzer Wettersatz eingebaut, der<br />
auch den gehofften Nutzen“ erbrachte. Nach den<br />
Ergebnissen glaubte man vom Kunstschacht aus mit einer<br />
Luttentour, 250 Lachter ins Feld rücken zu können. Diesem<br />
Fortschritt der Sonderbewetterung war es auch zu danken,<br />
dass der Elbstolln nicht wie ursprünglich mit 11 oder wie<br />
1822 vorgesehen mit 14, sondern „mit nur 9 Lichtlöchern<br />
durchgebracht werden konnte“ (wie vor).<br />
Es wurde bisher wenig beachtet, dass die <strong>bei</strong>den belgischen<br />
Dampfmaschinen <strong>bei</strong>m 7.und 8. Lichtloch des<br />
Elbstolln (ca. 117 und 124 m Teufe) durch ihre universelle<br />
Konstruktion wesentlich zur Sonderbewetterung der<br />
Vortriebe <strong>bei</strong>trugen. Die seitwärts vom Schacht stehende<br />
Hauptmaschine bewegt mittels eines Gestänges ein über<br />
dem Schacht hängendes Kreuz, an welchem die<br />
Schachtgestänge mit den 7 Zoll (ca. 18 cm) weiten<br />
(Wetter-) Sätzen angebracht sind. Vom Luftblaszylinder<br />
(des Harzer Wettersatzes ?) „... wird die Luft in eiserne<br />
Röhren und diese in den Schacht hineingeführt“ (HARTUNG<br />
1906: 34).<br />
Noch vor der Fertigstellung der <strong>bei</strong>den Maschinen plante<br />
man für das 6. Lichtloch ursprünglich eine transportable<br />
Maschine. Die Maschinenbauanstalt Halsbrücke erhielt den<br />
Auftrag für den Bau einer universellen Förder-, Wetter- und<br />
Wasserhaltungsmaschine mit zwei Zylindern (s. Abb. 14-6).<br />
Wichtig erscheint zu betonen, dass die zwei Treibzylinder<br />
mit ihren Kolbenstangen und um 90° versetzten Kurbeln<br />
eine Horizontalwelle in Bewegung setzten. Durch ein<br />
302<br />
Getriebe wurde die Kraft auf eine weitere Welle mit dem<br />
Göpelkorb übertragen. An deren Enden befand sich jeweils<br />
ein Krummzapfen. Daran hing an einer Seite der Wettersatz,<br />
an der anderen über Gestänge und Winkelkreuz das<br />
Pumpengestänge (HARTUNG 1906: 35). Damit war eine wirksame<br />
blasende Sonderbewetterung für die Gesteinsvortriebe<br />
mit häufiger Sprengar<strong>bei</strong>t gegeben.<br />
Die Bewetterung der Grubenfelder auf <strong>bei</strong>den Seiten der<br />
Weißeritz beruhte bis etwa 1845 ausschließlich auf natürlichem<br />
Wetterzug. Dieser ist von der Temperaturdifferenz<br />
und dem spezifischem Gewicht zwischen ein- und ausziehendem<br />
Wetterstrom abhängig. Im Flöz aufgefahrene<br />
Fallorte (Alter Zauckeroder Kunstschacht, Ernst Strecke,<br />
Untere Tagesstrecke und Obere Tagesstrecke von Burgk)<br />
zogen im Winter die kalte Luft ein, diese erwärmte sich und<br />
zog über die als Kamin wirkenden Schächte aus. Im<br />
Sommer fiel die Luft in die kälteren Abbaue über die<br />
Schächte ein und zog über die Fallorte aus.<br />
Kritisch waren die Übergangszeiten mit geringen<br />
Temperaturgradienten. Dann „stockten“ die Wetter nicht<br />
nur im Frühling und Herbst, sondern auch am Morgen und<br />
Abend. Als Interimsmaßnahme waren Eisenkörbe mit glühendem<br />
Koks, die in Schächten auf- und niedergezogen<br />
wurden, im Einsatz.<br />
Die Wetteröfen repräsentieren eine ausgereifte technologische<br />
Variante unter den damals vorhandenen Möglichkeiten.<br />
Es liegt eine Beschreibung des Georg Schacht-<br />
Wetterofens vor. „Dieser hatte zwei einander gegenüberliegende<br />
Einfeuerungen. Nach dem Schacht führte vom Ofen<br />
ein 4,5 m langer, 1,0 m breiter und 1,35 m hoher Kanal, dessen<br />
Sohle 1,8 m unter der Hängebank des Schachtes einkam.<br />
Die zugehörige Esse war 17,0 m hoch und 1,0 m im<br />
Lichten“ (HARTUNG 1906: 58). Sie stand seitlich des<br />
Schachtes (persönl. Beobachtung E. GÜRTLER), wie <strong>bei</strong>m<br />
Mehner Schacht (Abb. 14.5-1).<br />
Weitere Wetteröfen befanden sich über der Ernst Strecke,<br />
der Tagesstrecke Zauckerode, dem Anton Schacht (SSB<br />
Zeichnung ohne Autor u. Jahr), Georg Schacht und untertage<br />
<strong>bei</strong>m 21. Lichtloch. Es ist nicht bekannt, wer diese<br />
Technologie erdachte und wann sie erstmalig angewendet<br />
wurde. Die erste Erwähnung im <strong>Döhlener</strong> <strong>Becken</strong> erfolgte<br />
1845 (HARTUNG 1906: 54).<br />
Bei den Königlichen Steinkohlenwerken waren 1845/ 46 die<br />
Abbaue weit nach SO bis unter die heutige Dresdner Straße<br />
vorgedrungen. Wegen möglicher Wassereinbrüche legte<br />
man einen Sicherheitspfeiler von 100 Lachter bis zur<br />
Weißeritz fest. An diesem Pfeiler fuhr man als geradlinige<br />
Begrenzung im Flöz die Ernst Strecke auf, benannt nach<br />
dem am 07.05.1845 verunglückten Bergverwalter Ernst<br />
Wilhelm LINDIG. Es war vorwiegend eine Wetter-, daneben<br />
eine Fahrstrecke.