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Das Döhlener Becken bei Dresden - Unbekannter Bergbau

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Ein gleichartiger Restpfeiler stand zwischen Bunker 58 und<br />

dem Wetteraufhauen 196/1 an. Wegen starker Druckeinwirkung<br />

musste die Kohle über der Streckenfirste abgebaut<br />

werden und es lagen dadurch zwei Strecken übereinander.<br />

Schwitzstellen wurden in dem kaum bewetterten Hohlraum<br />

festgestellt, im täglichen Rapport verzeichnet, jedoch von<br />

der Grubenleitung nicht beachtet. Am 12.08.1972 brach in<br />

diesem Hohlraum ein offener Brand aus, dessen schwierige<br />

Bekämpfung beschrieben worden ist (GRÄFE 2000: 82-83).<br />

Er führte zum Einsatz mehrerer Grubenwehren und <strong>bei</strong>nahe<br />

zum Abwerfen und Hermetisieren des gesamten<br />

Grubenfeldes Gittersee.<br />

Ein weiterer großer Brand entstand in der Nähe des ersten<br />

am 20.08.1972, im Alten Mann an der Strecke 196. Wieder<br />

kam die Grubenwehr zum Einsatz und errichtete Dämme<br />

zum Verschlämmen des Brandherdes (GRÄFE 2000: 82-83).<br />

14.6 Kohleaufbereitung und Kohleveredlung<br />

Aufbereitung<br />

Seit den ersten Lieferungen von Schmiedekohlen an das<br />

Freiberger Bergrevier und die Schmelzhütten (1628 und<br />

1635) war die Reinheit der Kohlen von ausschlaggebender<br />

Bedeutung, für den Verkauf. Die fast aussichtslosen<br />

Versuche zur Beseitigung des Holzmangels bewirkten 1736<br />

den Erlass, „daß die Bergschmiede nur noch Steinkohle<br />

brennen“ (WILSDORF 1985: 9).<br />

Diese Qualitätsforderung führte angesichts des geologisch<br />

bedingten hohen Bergeanteils der Flöze zu einer<br />

Diskrepanz: die minderwertige Kalkkohle häufte sich an.<br />

„Kalkkohle“ hatte ihre Bezeichnung vom Absatz an die<br />

Kalköfen. Dort waren der geringe Karbonatgehalt und die<br />

Hydroglimmer in dem Nebengestein willkommen. Bei<br />

anderer Verwendung störte das „Verwachsene“ wegen der<br />

erhöhten Schlackebildung.<br />

Die Nassaufbereitung (Schwimm-Sink Aufbereitung) für<br />

Steinkohlen wurde unter diesem Zwang durch E. F. W.<br />

LINDIG entwickelt. Er berichtet am 8. September 1810 an<br />

von OPPEL:<br />

„Ich glaube jetzt so glücklich zu sein, dieses Mittel in der<br />

bekannten Aufbereitungsar<strong>bei</strong>t, in Siebsetzen gefunden zu<br />

haben ... so bleibt die Schmiedekohle als die leichteste<br />

oben und die eigentliche Kalkkohle sondert sich in der Mitte<br />

ab, die Berge hingegen setzen sich theils zu Boden, theils<br />

gehen sie als Schlämme durchs Sieb“.<br />

„Die da<strong>bei</strong> gewonnene Schmiedekohle war so rein, wie<br />

man sie reiner zu fördern nicht im Stande war“. 1811 gelangten<br />

18.672 Scheffel Kalkkohle zur nassen Aufbereitung, von<br />

denen 25 % als Schmiedekohle und 14 % als Berge abgetrennt<br />

wurden. Bereits 1810 ist ein Gewinn von 5 Pfg. je<br />

Scheffel erzielt worden (HARTUNG 1906: 22).<br />

310<br />

In einem späteren Bericht an das Königl. Finanzministerium<br />

bezeichnet sich LINDIG als Erfinder der nassen Steinkohlenaufbereitung,<br />

was er auch unstrittig war. Er hatte sicherlich<br />

seine Kenntnisse über die Setzmaschinen des Erzbergbaus<br />

folgerichtig und tatkräftig auf ein „Nichterz“ angewendet<br />

und so erneut seine hohe Qualifikation bewiesen. Die volle<br />

Würdigung dieser bahnbrechenden Leistung erfolgte erst<br />

nach Jahrzehnten (HARTUNG 1906: 22).<br />

Die Kohlenwäsche führte man an der Wiederitz in mehreren<br />

Ar<strong>bei</strong>tsgängen durch: 1. Durchwurf, 2. Handklauben großer<br />

Bergestücke, 3. Verwaschen des klaren Haufwerks in<br />

Kästen, 4. Setzen dieser gewaschenen Kohle durch das<br />

Sieb, in dem sich die Fraktionen trennen (wie vor).<br />

Ein Winterbetrieb war im Freien nicht möglich und man<br />

baute 1820 das etwa 8 x 5,5 m große Waschhaus - die erste<br />

Kohlenwäsche der Welt. Ihr ehemaliger Standort ist in dem<br />

vorhandenen Risswerk nicht zu lokalisieren.<br />

An der Gebäudelängsseite standen je 3 Setzfässer mit<br />

einem Spundloch am Boden. Nach dessen Öffnung gelangten<br />

die ausgewaschenen Berge „mit der wilden Flut in den<br />

Wiederitzbach“. Über den Fässern stand an einer<br />

Giebelseite der „Läuterungskasten“. Jeweils von 2<br />

Scheffeln Füllung konnten Feinstkorn und Ton abgewaschen<br />

werden. Nach dem raschen Ablassen des Wassers schaufelte<br />

man die Masse auf die „Setzbühne“, aus deren Öffnungen<br />

die runden Siebe gefüllt wurden. Diese hatten einen<br />

Durchmesser von 55 cm und als Boden „ein<br />

Maschengeflecht aus gespaltenem Wurzelholz mit einer<br />

Weite, daß eine Erbse leicht durchfallen konnte“. 10 cm<br />

Masse kam in das Sieb und wurde mit Hilfe eines<br />

Winkelkreuzes 3-4 mal ruckartig in das Wasser gedrückt<br />

(gesetzt), das Feinkorn ausgespült und die Füllung nach der<br />

Wichte separiert. Etwa 4 cm (25 %) Schmiedekohle wurden<br />

mit dem „Abhebeblech“ aufgenommen, das Setzen<br />

wiederholt. Es konnte nochmals etwas gute Kohle, danach<br />

Kalkkohle, das aschereichere „Mittelprodukt“, abgehoben<br />

werden.<br />

Detailliert wird diese Technologie, die man vermutlich als<br />

Kolbensetzen bezeichnete, <strong>bei</strong> HARTUNG (1906: 32)<br />

beschrieben. In einer 12 Std. Schicht setzte ein Mann 14<br />

Scheffel durch, der Gewinn für 1 Scheffel betrug 1 Groschen<br />

8 Pfg.<br />

In einem kleinen Revier wie Döhlen konnte der Erfolg dieser<br />

Kohlenwäsche den Konkurrenten nicht verborgen bleiben.<br />

So wurde 1823 <strong>bei</strong> den Burgker Werken, in der mehrfach<br />

gezeigten Methode der Übernahme und nicht der<br />

Eigenentwicklung progressiver Innovationen, eine<br />

Kohlenwäsche errichtet. Zuerst sollen Versuche mit einer<br />

„Herdkohlenwäsche“ (ANONYM 1924b: 128), vermutlich in<br />

Anlehnung an die Stoßherde der Erzaufbereitung, durchgeführt<br />

worden sein. Offenbar war dies nicht erfolgreich.

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